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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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kosten, außer bei Getränken, und die kosten immer mehr, als ich mir leisten kann, nicht nur finanziell. Aber selbst ich wusste, dass der Preis inakzeptabel war. Ich wollte fragen:
    »Weltweite Zuckerknappheit oder was?«
    Ich bezweifle, dass er mich gehört hätte, so sehr passte er auf den Mann auf. Als der Mann weg war, sagte Seamus:
    »Verdammte Diebe.«
    »Du kennst ihn?«
    »Nein, hab ihn noch nie gesehen.«
    »Woher willst …«
    Er bleckte mich an, Gift sprang ihm in die Augen, sagte:
    »Sie sind allesamt Diebe und Lügner, und nur Gott weiß, welche Krankheiten sie einschleppen.«
    Ich war für eine Erwiderung bei Weitem zu baff. Sein Blick hellte sich auf, und er schaltete auf freundlich um, fragte:
    »Also was kann ich für dich tun, Jack?«
    Ich kaufte Black Magic- Pralinen und eine schöne Glückwunschkarte. Er erzählte mir einen Witz, in dem ein Priester und Irish Stew vorkamen. Ich habe ihn mir Gott sei Dank nicht gemerkt. Er war schweinisch und bestimmt nicht komisch; Seamus amüsierte sich königlich. Gemerkt habe ich mir aber, dass er rief, als ich ging:
    »Lass dich doch öfter mal blicken, hörst du?«

»Wir sind die Sprachlosen, die Schwerfälligen, wir sind verrückt vor unersättlicher Sehnsucht nach einem anderen Ort, einer anderen Zeit.«
    David Means, Coitus

D er Regen kam heruntergehämmert. Einer dieser Schauer, die man persönlich nimmt, als hätte er es darauf abgesehen, einen gezielt durchzuweichen.
    Hatte er auch, machte er auch.
    Ich wusste noch, was Billy Connolly gesagt hat, nämlich dass es kein schlechtes Wetter gibt, nur falsche Kleidung. Man gebe ihm sechs Monate in Galway – was er dann wohl sagt. Ich stieg in den Bus und fand kaum einen Sitzplatz, so voll war es. Saß am Fenster und versuchte draufzukommen, was anders war. Irisch. Alle sprachen Irisch. Ich hörte ein Gewirr von:
    »An bhfuil tú go maith?«
    »Cén chaoi bhfuil tú?«
    »Tá an aimsir go dona.«
    Mein Lieblingsspruch kam von einem jungen Mann, der einen der obigen Sätze so beantwortete:
    »Tá scéilín agam.«
    Er hatte eine Geschichte zu erzählen. Die Übersetzung wird der Emphase nicht gerecht, die er in das scéilín legte. Da sind Intrige, Vergnügen, Aufregung und die niedrige List von hohem Ansehen kombiniert. Ich hätte die Geschichte gern gehört. Kurz bevor der Bus losfuhr, kam ein junges Mädchen, noch keine zwanzig, an Bord gehüpft. Trug eine himmelblaue Windjacke, sah sich im vollen Bus um, fragte mich:
    »Ist hier noch, praktisch, frei?«
    Amerikanerin.
    Ich lächelte, sagte:
    »Nur zu.«
    Sie setzte sich, sagte:
    »Ich liebe das, wie ihr Typen redet.«
    Als der Bus anfuhr, bekreuzigte ich mich aus alter Gewohnheit, sie war völlig hin und weg, sagte:
    »Das ist ja, Mann, praktisch, richtig putzig.«
    Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Sie starrte mich weiter an. Ich bemerkte einen Ring in ihrer linken Augenbraue und einen Beschlagnagel unter ihrer Unterlippe. Diese Scheiße muss doch wehtun.
    Um etwas gegen das Starren zu unternehmen, fragte ich:
    »Kleine verspätete Sommerfrische?«
    »Das ist so was wie Ferien, stimmt’s? Ja, könnte man sagen, aber es ist, praktisch, öde, können Sie mich verstehen?«
    »Ja. Warum?«
    Sie rollte die Augen, und ich ahnte, dass es ihr Partytrick war, sie tat das oft. Sie antwortete:
    »Mein Dad, der ist, praktisch, so eher der alte Typ, zweiundfünfzig, und er will, dass ich was über meine Wurzeln lerne. Praktisch hal lo ho?«
    Ich mag Amerikaner, ihre Vitalität verblüfft mich, und ihre frische Energie ist ein regelrechtes Mysterium. Ich dagegen wurde bereits müde geboren. Ich beschloss, mich ein bisschen anzustrengen, fragte:
    »Die Familie Ihres Vaters stammt aus Connemara?«
    »Ja, korrekt, betont er auch, praktisch, pau-sen-los. Also penne ich bei seiner Schwester, und die ist so, praktisch … besorgt. Macht sich, praktisch, pau-sen-los Sorgen. Müsste sich mal, wissen Sie, praktisch ein bisschen abregen.«
    So leicht war es gar nicht, ihrer Rede zu folgen; wenn sie noch einmal »praktisch« sagte, würde ich anfangen, ganz laut zu schreien. Ich fragte:
    »Worüber macht sie sich denn Sorgen?«
    »Praktisch über so Zeugs, wissen Sie?«
    So viel zum Thema Durchblick. Wir fuhren in Salthill ein, und ich wollte die Bucht betrachten. Damit sie mir nicht das Vergnügen daran trübte, fragte ich:
    »Womit vertreiben Sie sich die Zeit?«
    »Vertreiben?«
    »Was machen Sie den ganzen Tag?«
    »Ah, verstanden. Hauptsächlich hänge ich,

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