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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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sollten jede Minute hier sein. Kannst du warten?«
    Margaret sah auf ihre Uhr, sagte:
    »Furchtbar gern, aber ich habe eine frühe Schicht.«
    Sie stand auf, beugte sich vor, küsste Wellewulst auf die Wange, fragte mich:
    »Soll ich Sie mitnehmen, Jack?«
    »Sie fahren in die Stadt?«
    »Ja.«
    Ich sah Wellewulst an, die in ihrer Handtasche wühlte, mir das Buch gab, sagte:
    »Fahren Sie mit.«
    Ich sah den Band nicht an, steckte ihn einfach in die Tasche. Vor Margaret stand ein Drink, den sie aber nicht angerührt hatte, und ich fragte:
    »Was ist mit Ihrem Drink?«
    »Ich hatte schon einen. Ich bin hier von lauter Polizisten umgeben, da muss ich aufpassen.«
    Ich ließ das mal so stehen und sagte zu Wellewulst:
    »Ich ruf Sie an.«
    »Tun Sie das.«
    Es war kein Wunsch, es war ein Befehl.
    Margaret hatte einen hellblauen Escort, der neu aussah. Sie setzte sich hinters Steuer, ich setzte mich neben sie und schnallte mich an. Dauerte ein bisschen, weil mir der Stock immer wieder dazwischenkam. Sie sagte:
    »Lassen Sie mich helfen.«
    Als sie sich herüberbeugte, konnte ich ihr Parfum riechen. Das erinnerte überhaupt nicht an das Eau de Woolworth. Ich bemerkte, wie sich bei mir Begehren regte. Gott weiß es, ich konnte mich nicht erinnern, wann so was zum letzten Mal passiert war. Dann lächelte sie und fuhr los. Sie fuhr gut; kompetent und sicher. Ich fragte:
    »Arbeiten Sie?«
    Sie lachte überrascht, sagte:
    »Natürlich arbeite ich, was glauben Sie denn? Ich bin Krankenschwester.«
    »Wo?«
    Sie warf mir einen Blick zu, fragte:
    »Ist das ein Verhör?«
    »Tut mir leid, ich war neugierig.«
    Erst mal antwortete sie nicht. Wir hatten die Höhe des Golfplatzes erreicht und näherten uns Taylor’s Hill. Da fragte sie:
    »Haben Sie zehn Minuten Zeit?«
    »Klar.«
    »Ich parke gern auf der Promenade, wenn das Wetter so grimmig ist wie jetzt. Der Blick auf die Bucht, ganz herrlich. Wäre das okay?«
    Als ich nickte, sagte sie:
    »Ich bin Schwester am Bon Secours, was früher Galvia hieß.«
    Ich konnte nicht widerstehen, sagte:
    »Hätscheln die Reichen.«
    Das gefiel ihr nicht, und sie hatte es schon mal gehört. Sie konterte:
    »Die verdienen keine Behandlung?«
    Ihr Tonfall reizte mich, und ich konterte zurück:
    »Doch, doch, aber keine Sonderbehandlung.«
    Sie parkte das Auto sehr gekonnt. Ich stellte mir vor, dass sie fast alles gut machte. Das Meer war wirklich spektakulär, die Wellen krachten gegen die Sprungbretter von Blackrock. Ein Gefühl von Leichtsinn streifte meine Seele. Ich wollte wieder hinaus, an den Rand der Existenz, das Adrenalin in meinem Blut zum Brüllen bringen. Ich konnte den Wahnsinn fast im Mund schmecken, kriegte trotzdem noch mit, dass Margaret sprach, und sagte:
    »Tut mir leid, was?«
    »Bríd sagt, Sie versuchen, Ihr Leben zu ändern?«
    »Bríd sagt viel, wenn der Tag lang ist.«
    Das kam nicht so gut, und sie setzte nach:
    »Sie glaubt, Sie werden es nicht schaffen, Sie werden wieder saufen, wie immer.«
    Ich öffnete die Tür, stieg mühevoll aus, sagte:
    »Glaub, ich geh zu Fuß.«
    Sie versuchte, sich zu entschuldigen, aber ich knallte die Tür zu, und der Wind betonte das Aggressive der Geste. Das wilde Wetter fiel mich an, ich verlor fast den Stock und wollte ihn in die Bucht schmeißen. Bevor ich mir den Mantel zuknöpfen konnte, war ich völlig durchnässt.

»Er fragte sich, ob das Problem des Bösen im Lauf der Zeit immer schlimmer wurde, sich neues Böses auf das alte türmte, oder ob jedes neue Böse die Welt dem Ende des Bösen näherbrachte.«
    Sean Burke, Deadwater

A ls ich zurück ins Bailey’s kam, war ich von Kopf bis Zeh pitschnass. Riss mir die Klamotten vom Leibe und kroch unter die Dusche. Kriegte endlich etwas Hitze in die Knochen, zog ein ausgebleichtes Sweatshirt an und zog das Buch aus meiner Jacke. Wieder Theaterstücke von Synge, Der Held der westlichen Welt und andere Stücke.
    Ich atmete tief ein, schlug das Buch auf, und da stand es, groß und in schwarzen handgeschriebenen Lettern.
    DER DRAMATIKER
    Ich blätterte durch die Seiten, und eine Stelle war rot mit Bossmarker hervorgehoben. Ich beschloss, ich versuche es mal und lerne den Absatz auswendig, weil mir mein Instinkt sagte, dass er ein Teil des Puzzles war.
    Ihr drei seid’s, die weder Alter noch Tod werden kommen sehen; ihr, die ihr meine Gesellschaft wart, als die Feuer auf den Hügeln gelöscht wurden und nur die Sterne unsere Freunde waren. Ich werde meine Gedanken von jener Nacht –

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