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Ein Drama für Jack Taylor

Ein Drama für Jack Taylor

Titel: Ein Drama für Jack Taylor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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auf die Schulter zu legen, vielleicht das Riemchen ihres BH s zu ertasten und danach wochenlang heiß zu sein. Wenn man gezwungen war, bei den schnellen Nummern mitzumachen, demonstrierte man, wie sehr man ein Kind der Sechziger war. Man vollführte eine Serie schrulliger unzusammenhängender Zuckungen, ohne die Füße zu bewegen, und schwitzte grimmig. Das wies eine nicht ganz geheure Ähnlichkeit mit dem Delirium tremens auf und mochte eine sehr frühe Probe für den Ernstfall gewesen sein. Niemals verliebte ich mich – bis Ann Henderson. Und diese Liebe zerdepperte ich in ganz kleine Stücke.
    Also machten Margaret und ich uns an eine Jahrtausendwende-Version jener »Linie« jener vergessenen Ära. Wir gingen ins Kino, unternahmen kurze Spaziergänge zum Claddagh und fütterten die Schwäne.
    Galway-Kram.
    Ich sagte ihr nichts vom Schwäne- oder Schwanenmörder. Einmal, bei der Kirche, sah ich ihn, gegen die Statue der Gebenedeiten Jungfrau gelehnt. Und mit »gelehnt« meine ich »gelehnt«, seine Schulter gegen ihre, die Beine locker, als wäre er ihr Spezi. Es gab eine Zeit, da wäre ein Priester herausgeschossen, hätte ihm was an die Backen gehauen und gesagt:
    »Du unverschämter Lausebengel, wer ist dein Vater?«
    Vorbei, vorbei. Priester mieden inzwischen den Pulverdampf und machten weniger Aufhebens von sich als eine Kurzandacht an einem verregneten Montagmorgen. Angesichts der Sintflut von Skandalen erwartete der Klerus keinen Respekt mehr von den Menschen; er wollte einfach nicht gelyncht werden.
    Natürlich winkte Ronan, und Margaret fragte:
    »Du kennst ihn?«
    Wie beantwortet man das? Ich sagte:
    »Wir sind uns begegnet.«
    Sie starrte ihn an, sagte:
    »Er lehnt sich gegen die Jungfrau.«
    »Eindeutig.«
    Er verlagerte seinen Körper, und sein rechter Arm umschmeichelte die Hüfte des Standbilds. Margaret war fuchsteufelswild, sagte: »Da sollte mal jemand mit ihm sprechen.«
    Der flehentliche Appell unserer Zeit. Da die öffentliche Unordnung wächst und Hooligans immer unverhohlener auftreten, verhallt der Appell unbeherzigt. Ich sagte, wie es viele tun:
    »Vergiss es.«
    Und wir gingen weiter, trugen so unser winziges Tröpfchen zum Riesenmeer der Drückebergerei bei, welches mählich das Gestade des Anstands abträgt.
    Margaret war fünfundvierzig und kurz verheiratet gewesen, mit einem »kalten Mann«. Genau ihre Worte. Nach zwei Jahren auf Eis erwirkte sie eine Trennung. Ich sagte:
    »Technisch bist du immer noch verheiratet?«
    Sie lächelte traurig und antwortete etwas, das die Essenz der Irin einfängt:
    »Wenn Ehe mit Liebe zu tun hat, waren wir nie verheiratet.«
    Und erwähnte ihn nie wieder. Und wie interessiert war ich überhaupt? Ich berichtete ihr von meiner desaströsen Verbindung mit Kiki und hatte noch weniger zu sagen als sie. Also ließen wir unsere Ehen als traurigen Schweif hinter uns. Ich nahm sie in ein Theaterstück von John B. Keane mit in die Town Hall, und sie liebte es. Ich war in Gedanken bei Synge und wie wenig von seinem Werk ich kannte. Ich nahm mir vor, zu Charlie Byrne’s zu gehen, um dem abzuhelfen.
    Bett.
    Wir kreisten um diese Frage, vorsichtig und ängstlich. Ich gab ihr mehrmals einen Gutenachtkuss und spürte, wie sie mich jedes Mal ein bisschen fester drückte. Ich war bei ihr zu Hause gewesen, einer geräumigen Dachgeschosswohnung in Greenfields. Sie hatte mir sogar Abendessen gekocht, Irish Stew, und gesagt:
    »Ich schätze dich als Fleisch-mit-Kartoffeln-Typ ein.«
    Ich protestierte nicht.
    Der einzige Punkt, der in unserem Programm fehlte, war die Kneipe, die absolute Basis der meisten irischen Brautwerbungen. Ich dachte mir, ich packe es an, sagte:
    »Wir können auch einen heben gehen. Ich werde nicht leiden.«
    Sie bedachte mich mit einem langen Blick, dann:
    »Ich bin keine große Trinkerin, ein bisschen Wein zum Essen, aber es ist kein wirklich wichtiger Teil meines Lebens.«
    Dies seltene Glas, das sie dann doch trank, bekam ich nie zu sehen und beließ es dabei. Dagegen fragte sie:
    »Hast du Angst vor physischer Intimität?«
    Und das geht direkt ans nackte Kabel. Keine gewundenen Andeutungen. Ich sagte:
    »Nein, ich wurde nur ein bisschen zusammengeschlagen. Sobald ich wieder Fahrt aufnehme, plane ich, mich an dir zu vergehen.«
    Brachte mir ein rätselhaftes Lächeln ein, und sie sagte:
    »Dann bringen wir dich doch mal auf den Weg der Genesung.«
    Sie hatte eine Freundin, eine Physiotherapeutin, die sich bereit erklärte, mich zu behandeln.

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