Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)
Wollhörnchen dort in ein Astloch gezogen und seit dem Julians treuer Begleiter. Manchmal nahm er Wolly auch mit auf sein Zimmer. Aber immer so, dass seine Eltern nichts merkten, denn offiziell war das Haus für Wolly verboten. Julians Mutter sorgte sich um die Einrichtung. Wollhörnchen waren durchaus für ihr Temperament bekannt und so konnte einiges zu Bruch gehen. Auf Wolly traf das allerdings nicht zu. Der Kleine war eher ein gemütlicher Vertreter seiner Art. Aber Julians Mutter wollte es trotzdem nicht einsehen, da half auch kein Bitten und kein Betteln. Also schmuggelte er Wolly manchmal heimlich ins Haus.
„Du kleiner süßer Knabberzahn.“ Jetzt kraulte auch Hannah das Wollhörnchen hinter dem Ohr.
„Es reicht jetzt“, meinte Julian. „Ich will heute noch zu Großvater.“
„Zu deinem Großvater?“, fragte Hannah.
„Ja. Ich denke, er kann uns bestimmt etwas über das Geheimnis erzählen. Ich habe ihn kurz nach dem letzten Weihnachtsfest schon einmal darauf angesprochen, aber er ist mir ständig ausgewichen. Deshalb habe ich erst einmal nicht mehr danach gefragt. Aber heute lasse ich nicht locker. Und wenn es uns jemand sagt, dann er.“
Hannah nickte. Sie hatte nichts dagegen Julians Großvater zu besuchen. Maximilian Stern war ein gutherziger Mann und sie mochte ihn sehr.
Julian setzte sich Wolly auf die Schulter und marschierte los. Hannah lief neben ihm.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Großvater Maximilians Hütte. Der alte Mann lebte ein Stück weit außerhalb von Tanngrün, er genoss dort die Ruhe und die Abgeschiedenheit. Die Kinder hatten keine Zeit mehr zu verlieren und sputeten sich. Julian war sich sicher, wenn ihnen jemand weiterhelfen konnte, dann war es Großvater. Dieser Mann wusste einfach alles und er lebte schon sein ganzes Leben lang in dieser Gegend.
Kurze Zeit später erreichten sie die kleine Hütte des Großvaters. Das Blockhaus war aus dunklem Eichenholz gefertigt und wirkte sehr robust. Auf dem Spitzdach lag eine dicke Schicht Schnee, was der Behausung ein zauberhaftes Erscheinungsbild verlieh.
Julian ging zur Eingangstür. Hannah folgte ihm. Er klopfte etwa drei Mal an, als plötzlich die Stimme das Großvaters nach außen drang: „Einen Moment, ich komme gleich.“
Einen Augenblick später öffnete sich die Tür. Ein graubärtiger Mann, mit gütigen, grau-blauen Augen, musterte erfreut seinen Enkel und dessen Freunde. „Julian! Wie schön, dass du mich besuchen kommst! Und deine beiden Freunde sind selbstverständlich auch herzlich willkommen.“
Wolly hüpfte sogleich auf die linke Schulter des Großvaters hinüber und schnupperte an dessen Haaren. Der alte Mann lachte. „Dieser kleine Wolly. Ja, du kennst mich, ich weiß. Ich habe dich schon oft besucht und dir Nüsse mitgebracht.“
Das Wollhörnchen mochte den Großvater sehr. Der herzensgute Maximilian fütterte das Fellknäuel regelmäßig mit Nüssen und Beeren, wenn er Julian und die Familie besuchte.
„Und die liebe Hannah ist auch mit dabei“, stellte der Großvater weiter fest. „Ich bin mal gespannt, ob ihr beide später mal heiratet.“ Er zwinkerte Hannah zu.
Julians Wangen röteten sich erneut. „Was redest du denn da? Immer diese Anspielungen.“
„Naja, mein guter Junge, jetzt ist das natürlich noch zu früh. Aber in ein paar Jahren könnte ich mir euch beiden durchaus als Liebespaar vorstellen.“
Jetzt errötete auch Hannah.
Der Großvater lachte schelmisch. „Ach kommt, ihr werdet euch doch von einem alten Mann nicht aufziehen lassen. Jetzt gibt es erst einmal eine gute Milch für euch.“ Er winkte die Kinder hinter sich her in die Hütte. Im Innenraum schlug ihnen alsbald eine wohlige Wärme entgegen. Die gemütlich eingerichtete Wohnstube wurde von einem flackernden Kaminfeuer in ein rötlich-braunes Licht getaucht. Der Großvater holte eine Kanne mit frischer Kuhmilch, stellte zwei Becher auf den Tisch und schenkte den Kindern ein. Die beiden nahmen auf dem Sofa Platz, einem alten, aber sehr gemütlichen Möbelstück, das mit dunkelgrünem Stoff bespannt war. Maximilian setzte sich in seinen Sessel und zündete sich eine Pfeife an. Wolly, der immer noch auf seiner Schulter saß, quiekte missmutig, als ihm der Rauch in die Nase stieg. Schnell und behände sprang er zu Julian hinüber und landete in dessen Schoß.
Der Großvater lachte. „Meinen Krauttabak scheint der Kleine wohl nicht zu mögen.“
Wolly rollte sich indessen auf Julians Schoß zusammen und
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