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Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)

Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)

Titel: Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Falk
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sich hin gefault hatte. Voller Entsetzen schüttelte sich Julian. Dann verließ er verwirrt und verstört die Wohnstube.
    Kurze Zeit später kamen die Eltern in sein Zimmer und sagten ihm Gute Nacht. Danach wurde er eingesperrt und der Vater hielt vor der Tür Wache. An diesem Weihnachtsfest konnte Julian nicht einschlafen, die ganze Zeit verfolgte ihn das verweste Fleisch in seinem Kopf. Er konnte das Bild einfach nicht mehr vergessen.
     
    Julian kratzte sich am Kopf. Ein ganzes Jahr lang hatte ihn dieses Erlebnis beschäftigt. Nun, in der heutigen Heiligen Nacht, wollte er dieses verwirrende Geheimnis lüften.
    Er hatte sich schon zur frühen Stunde mit seiner besten Freundin Hannah verabredet. Nur sie hatte er in sein Erlebnis eingeweiht. Julian blickte aus dem Fenster seines Zimmers. Draußen lag eine dicke Schicht Schnee, so wie immer um diese Jahreszeit. Er freute sich auf das Treffen mit Hannah, heute war der besondere Tag. Der Tag der Enthüllung. So hatte er es sich vorgenommen.
    Aufgeregt zog er seinen dicken, aus Schafswolle gefertigten, Wintermantel an. Das Kleidungsstück war in einem dunklen Braunton gefärbt und stand dem blonden Jungen außerordentlich gut. Auf den Kopf kam noch die blaue Pudelmütze, an die Hände die ebenso gefärbten Handschuhe. Fertig ausgerüstet verließ er das gemütliche Elternhaus und begab sich hinaus in die Kälte.
    Mit seinen schwarzen Winterstiefeln setzte er Schritt für Schritt eine Spur in den tiefen Schnee. Hannah wollte an der alten Birke, nicht unweit von Julians Elternhaus, auf ihn warten. Er blickte auf den kleinen Hügel, auf dem die Birke stand und erkannte dort einen roten Punkt. Das musste die leuchtend rote Winterjacke von Hannah sein. Sie war also schon dort. Julian sputete sich, er wollte seine Freundin nicht so lange warten lassen. Was das anging, war Hannah pedantisch.
    Nach etwa zweihundert Schritten hatte er den Hügel erklommen und erreichte Baum und Mädchen.
    „Mein lieber Herr Julian Stern, da bist du ja endlich“, stellte Hannah ungeduldig fest. „Ich warte hier schon mindestens eine halbe Ewigkeit!“
    „Ist ja schon gut. Entschuldige.“ Julian wiegelte ab. Mein Gott ja, er hatte sich ein wenig verspätet. Aber dass Hannah immer so ein Drama daraus machen musste.
    Das zwölfjährige Mädchen, dessen lange, rötliche Lockenpracht auf der ebenso roten Jacke ruhte, schaute ihn mit ihren warmherzigen, grünen Augen an. „Na gut, ich kann dir einfach nicht böse sein.“ Sie drückte ihn kurz.
    Julians Wangen röteten sich leicht. Er mochte Hannah sehr, doch irgendwie war er noch nicht in dem Alter, um es wirklich offen zu zeigen. „Schon gut. Ich kenne dich ja“, murmelte er leise.
    Die beiden Turteltauben gingen wieder ein, zwei Schritte auseinander. Hannah fuhr sich kurz durch das rote Haar, das unter einer weißen Wollmütze hervorquoll. Ihre kleine, zierliche Nase war an der Spitze leicht gerötet von der Kälte. „Puh, jetzt lass uns hier keine Wurzeln schlagen, ich friere sonst noch ein.“
    „Hast recht. Ich bin auch voller Tatendrang, um endlich dieses merkwürdige Geheimnis um Weihnachten zu lüften. Wenn ich nur wüsste, wie wir das schaffen.“ Julian überlegte kurz. Doch seine Denkpause währte nicht lange, als ihm plötzlich etwas Hartes auf den Kopf fiel. „Au!“ Er bückte sich hinunter, um den Gegenstand aufzuheben. „Na so was, eine Nuss“, stellte er fest.
    Sogleich hörten die Kinder ein lautes Fiepen aus der Baumkrone. Sie schauten nach oben und erkannten in den blattlosen Ästen ein kleines Fellknäuel.
    „Wolly!“, brach es aus Julian heraus. Und in der Tat, das Fellknäuel hüpfte ein paar Äste weiter nach unten und schließlich in Julians Arme. „Du kleiner Frechdachs.“ Der Junge knuddelte seinen flauschigen Freund.
    Wolly gehörte zu einer Tierart, die man in Winterland Wollhörnchen nannte. Die Wollhörnchen ähnelten in ihrer Körperform der Gattung der Eichhörnchen sehr. Wobei sie etwa doppelt so groß waren, und ihr Fell dunkelbraun und extrem dicht. Deshalb auch der Name „Wollhörnchen“.
    Wolly sah Julian mit seinen großen Knopfaugen an und fiepte erneut. Der Junge kraulte seinen knuddeligen Freund am Bauch und der quittierte dies mit einem wonnigen Seufzer.
    Julian sah zu Hannah. „Er muss mir unbemerkt gefolgt sein. Normalerweise ist er nie auf der alten Birke.“ Das stimmte. Wolly wohnte eigentlich in der großen Eiche, die neben Julians Elternhaus stand. Vor einigen Jahren war das

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