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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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«Warum haben Sie das nur getan?»
    «Ich erinnere Sie noch einmal daran, dass Sie sich auf einem Baugrundstück befinden und dass Sie keine Schutzkleidung tragen. Wenn Sie nicht gehen, rufe ich die Polizei, damit Sie weggebracht werden, und dann bin ich mal gespannt, wie sich
das
in der Zeitung macht. Und jetzt seien Sie so freundlich und lassen Sie Mr. Murray die Vorbereitung des Baugrundes beenden.»
    «Vorbereitung? Er hat ja noch nicht mal eine Baugenehmigung, auch wenn Sie glauben, die Sache wäre so gut wie abgeschlossen. Das ist einfach eine kranke, gewissenlose … Zerstörung.
Warum tun Sie das?
»
    «
Ihretwegen
natürlich, Sie dumme kleine …» Pierce beugte sich zu Jane vor. «Was glauben Sie, kostet so eine Einzäunung, um diese Spinner draußen zu halten? He? Was ist, wenn die morgen zurückkommen und alle ihre Freunde mitbringen? Was ist dann?»
    «Umso besser!»
    «Nein. Das ist
nicht gut
. Für uns alle nicht. Und es würde noch mehr Kosten verursachen. Um also weitere Störungen von vornherein zu verhindern, hat Mr. Murray die äußerst vernünftige Entscheidung getroffen, das wegzuräumen, was laut Befund unserer Archäologen
ohnehin nie existiert hat
. Und mich hat er als Vertreter der örtlichen Behörden dazugebeten, um zu bezeugen, dass keinerlei Vorschriften missachtet werden, und deshalb bin ich hier. Alles klar?»
    Er wandte sich ab und rückte seinen Helm zurecht. Er trug ein Khakihemd und Cargohosen, als wäre er bei einem Spezialeinsatz der SAS oder so.
    «Also hat
er dich
hergerufen, stimmt das?», sagte Gomer.
    «Muss ich für Sie eigentlich alles zweimal sagen, Mr. Parry?»
    «Biste sicher, dass du dich nich selber eingeladen hast? Kommt mir nämlich wie ne Sache vor, die du dir ganz allein ausgedacht ham könntest.»
    Lyndon Pierce sagte nichts.
    «Das Einzige, was Sie interessiert», sagte Jane, «sind doch Ihre korrupten Machenschaften und das Schmiergeld, das Sie von dem Typ bekommen, der sein Land an die Supermarktkette verramscht, und das Schmiergeld, das Sie wahrscheinlich von den Bauunternehmern bekommen, die hier diese
Luxuseigenheime
hinstellen …»
    Pierce drehte sich langsam um. Jetzt war sowieso alles egal.
    «Sie sind einfach total …
korrupt
. Genau wie Ihr Vater. Mit Ihrer beschissenen Marbella-Villa und Ihrem geschmacklosen Swimmingpool und Ihrem … Dass Sie überhaupt noch
eine Nacht
ruhig schlafen können!»
    Gomer sagte ruhig: «Janey.»
    «So …» Pierce drehte sich zu Gomer um. «Ich sage Ihnen jetzt mal was, Mr. Parry. Erstens mal interessiert es mich nicht die Bohne, was dieses unausstehliche kleine Biest hier von sich gibt, weil es zu jung und zu dumm ist, um sich irgendetwas davon selbst ausgedacht …»
    «Von wegen!»
    «Janey …»
    «Und deshalb mache ich Sie allein für diesen Mist verantwortlich, mit dem ich Sie wegen Rufschädigung vor Gericht bringe. Auch wenn nichts, was Sie sagen, hier in der Gegend von irgendwem ernst genommen wird. Und so war es schon immer. Schon immer, alter Mann.»
    Jane hielt vor Schreck die Luft an.
    Denn jetzt hatte Pierce es vergeigt. Sein Akzent kam durch. Auch Gomer schwieg. Das war wie eine Bestätigung seines Verdachts. Oder nicht?
    Pierce ließ den Strahl seiner Taschenlampe von Gomer zu Jane und wieder zurück zu Gomer wandern.
    «Sie sind ja schon halb senil, Mr. Parry. Sie und Ihre idiotischen
Landwirtschaftsdienste
. Sie wissen ja nicht mal, was Landwirtschaftsdienst eigentlich bedeutet. Sie sind eine Witzfigur, alter Mann. Sie sind ja nicht mal mehr fit genug, um auf einen Bagger zu steigen.» Pierce sprach jetzt immer schneller. «Und jeder weiß …
jeder
weiß, dass Bauern wie Gerry schon längst auf den Trichter gekommen sind, ihre Entwässerungsgräben selber auszuheben, statt ihr gutes Geld aus Mitleid einem klapprigen alten Knacker zu geben, der keinen einzigen Auftrag ordentlich zu Ende bringt.»
    Gomer sagte noch immer nichts, aber an seinem Hals spannte sich etwas an, und sein Körper versteifte sich. Ein paar schreckliche Sekunden lang dachte Jane:
Oh Gott, er hat einen Schlaganfall.
    Sie hätte Pierce am liebsten umgebracht und bekam nur halb mit, dass der Motor des Baggers aufheulte. Dann hob Pierce den Arm.
    «Sie wollen also zusehen?», sagte er. «Na gut, dann sehen Sie eben zu.»
    «Nein!», schrie Jane.
«Nein!»
    Pierce ließ seinen Arm fallen, und auf der anderen Seite von Coleman’s Meadow setzte sich der Bagger in Bewegung, senkte während der Fahrt seine Schaufel und bewegte

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