Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Hof stand und auf die Windschutzscheibe des Golfs zielte.
    «Stehen bleiben, verdammt!»
    Spicer ließ den Motor laufen.
    «Steigen Sie jetzt besser nicht aus, Merrily.»
    «Glauben Sie im Ernst …», Merrily ließ sich langsam so tief wie möglich auf dem Beifahrersitz hinunterrutschen, «… dass ich gerade aussteigen will?»
    «Zurück! Sonst schieße ich Ihnen die Birne weg!»
    Spicer ließ sein Fenster herunter.
    «Hugo?»
    «Noch einen Schritt, und ich zerschieße Ihnen die verdammten Scheiben!»
    Der Doppellauf der Schrotflinte bebte.
    «Der Junge ist das reinste Nervenbündel», murmelte Spicer. «Irgendetwas hat ihn vollkommen um den Verstand gebracht.» Aus seinem Fenster rief er: «Hier ist Syd Spicer, mein Sohn. Ich möchte zu deinem Vater.»
    «Das ist eine verdammte Lüge!»
    «War eine schlimme Nacht, was, Hugo? Mach sie nicht noch schlimmer. Ich steige jetzt aus. Okay? Ich gehe unter die Lampe links von dir, dann kannst du sehen, dass ich es bin. Ich verspreche, dass ich nicht näher komme. Nur unter die Lampe, klar? Dann kannst du mich erkennen.»
    «Bleiben Sie zurück …»
    Die Schrotflinte zuckte herum.
    «Es ist alles in Ordnung.» Spicer stieg aus und ging unter eine der schmiedeeisernen Lampen. «So. Siehst du?»
    «Wer ist das da bei Ihnen?»
    «Das ist Mrs. Watkins. Die Pfarrerin. Du machst sie nervös, Hugo.»
    Nachdem er Spicer endlich erkannt hatte, senkte Preston Devereaux’ jüngerer Sohn langsam die Waffe. Durch das Autofenster roch Merrily Rauch wie von einem schwelenden Lagerfeuer oder brennendem Müll.
    «Tut mir leid, dass ich dir Angst eingejagt habe, mein Sohn», sagte Spicer.
    «Ich hatte keine Angst.»
    «Na, na. Es gibt allen Grund, auf der Hut zu sein, so wie es in letzter Zeit zugeht. Ist Louis bei dir?»
    «Er ist mit Dad zusammen. Sie treffen sich mit einem Typ, um über … neue Tennisplätze zu reden.»
    Tennisplätze?
    «Tennisplätze wollt ihr anlegen? Gute Idee.» Spicer ging zu dem Jungen. «Demnächst habt ihr noch einen Achtzehn-Loch-Golfplatz.»
    «Ja. Also, ich sage ihnen, dass Sie …»
    Spicer wirbelte herum. Es ging ganz schnell. Dann sah Merrily, dass Spicer mit der Schrotflinte in der Hand zur Seite trat und Hugo Devereaux sich am Boden krümmte.
    Sie keuchte, stieß die Autotür auf, und bis sie bei Spicer war, hatte er die Schrotflinte aufgeknickt und beide Patronen herausgenommen, die er eine nach der anderen in seine Tasche steckte.
    Er schaute zu dem Jungen hinunter. «Gnade dir Gott, mein Sohn.»
    Merrily registrierte, dass er seinen Priesterkragen abgenommen hatte.
     
    Was dann folgte, war surreal und schrecklich. Die Realität wirkte weit weg, als sähe Merrily vom falschen Ende durch ein Teleskop.
    Sie folgten Hugo Devereaux ins Haus, und Spicer, der immer noch seine schwarzen Handschuhe trug, öffnete Türen und Schränke wie ein Einbrecher. Er schien sich sehr gut auszukennen.
    Nachdem er die Tür zum Beacon-Zimmer mit dem Fuß aufgeschoben hatte, blieb er einen Moment stehen und lauschte in die Stille. Vor dem breiten Panoramafenster erhob sich das Britische Lager im Mondlicht wie ein Altar.
    «Kellerräume, Hugo?»
    «Über die Hintertreppe.»
    «Schlüssel?»
    «Ich hole sie. Aber dort ist nichts.»
    «Gut. Du gehst vor.»
    Spicer hatte die Schrotflinte weggelegt. Merrily folgte ihnen mit ein paar Schritten Abstand und versuchte das Wichtigste aus dem herauszufiltern, was sie gehört hatte: Wenn es stimmte, was Spicer gesagt hatte, und Loste weder Wicklow noch Winnie ermordet hatte, dann schwebte Lol in Whiteleaved Oak in keiner unmittelbaren Gefahr. Das war immerhin etwas.
    Spicer ging hinter Hugo in den Keller hinunter. Flackernd ging ein Neonlicht an. Hugo, der höchstens achtzehn oder neunzehn Jahre alt war, stolperte mit gesenktem Kopf widerspruchslos vor Spicer her. Merrily hielt sich weiterhin ein paar Schritte hinter ihnen. Sie traute Spicer nicht.
    Spicer überprüfte sämtliche Kellerräume, bevor er den Jungen in ein quadratisches, fensterloses Kabuff winkte, in dem Holzkisten und Pappkartons aufgestapelt waren.
    «Kann ich Sie um etwas bitten, Merrily? Könnten Sie zurück zum Auto gehen und dann, falls Mr. Devereaux oder Louis oder beide auftauchen sollten oder irgendjemand anders, vom Hof fahren und dabei einmal hupen?»
    «Und was tun Sie?»
    «Ich unterhalte mich ein bisschen mit meinem Freund Hugo, und wenn er mir hilft, und das wird er ganz bestimmt, komme ich gleich zu Ihnen nach draußen.»
    «Warum haben Sie Ihren

Weitere Kostenlose Bücher