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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Bronze an … seinem Fahrrad. Natürlich.
    Mr. Phoebus, falls das Mr. Phoebus war, hatte keine Lampe. Allerdings hatten die Räder auch keine Speichen.
    Es war, dachte Merrily, ein überaus bescheidenes, unaufdringliches Denkmal. Lebensgroß, elegant. Sie setzte sich etwas entfernt auf den Rasen und las die Broschüre über Elgars Hereford zu Ende.
    Schließlich schlenderte sie zu ihm hinüber.
    Könnten Sie …?
Sie wahrte einen respektvollen Abstand.
Könnten Sie mir vielleicht helfen, Sir Edward?
    Nein, das war
nicht
dumm. Manchmal … man konnte es Intuition nennen, göttliche Eingebung, was auch immer …
    Doch Elgar hatte Höheres im Sinn. Zu warm angezogen für dieses Wetter, blickte er zum Turm mit seinem hässlichen Baugerüst hinauf. Die Kathedrale, in der er so viele Stunden verbracht hatte.
    Hören Sie, ich gebe zu, dass ich nicht genug über Ihre Musik weiß. Es tut mir leid.
    Keine Reaktion.
    Keine Eindrücke. Keine Hilfe. Elgar war meilenweit weg, und Musik war Merrilys blinder Fleck. Jedenfalls Kirchenmusik.
    Alles, was die Skulptur ihr zu sagen hatte, stand auf dem Sockel. Ein Zitat, das jemand für einen Schlüssel zum Verständnis dieses Mannes und seines Werkes gehalten hatte.
    Es war interessant.
    Das ist es, was ich jeden Tag aufs Neue verstehe: Die Bäume singen meine Musik – oder singe ich ihre?
    Merrily ging um Elgar herum, sah ihm über die Schulter und folgte seinem Blick.
    «Das fragst du
mich


17 Isoliert
    Im Spülküchenbüro blinkte das Lämpchen des Anrufbeantworters. Die Mutter einer Braut wollte einen
zweiten
Probedurchgang für die Hochzeit in der kommenden Woche – was glaubten die Leute eigentlich, wie viel Zeit sie hatte? Dann eine Erinnerung daran, dass sie bei der Planungsgruppe für das Sommerfest von Ledwardine die Moderation übernehmen sollte, und schließlich, nach einer Pause, ein Räuspern und dann eine sanfte, aber leicht hochtrabend klingende Stimme mit schottischem Akzent.
    «Mrs. Watkins, mein Name ist Leonard Holliday, und es geht um Ihren Besuch in Wychehill. Es bringt nichts, mich zurückzurufen, ich bin ständig unterwegs. Ich wollte in meiner Funktion als Vorsitzender der Bürgerinitiative von Wychehill nur sagen, dass ich mir die Webseite Ihres Büros für spirituelle Grenzfragen in Hereford angesehen habe, und ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass Ihre Anwesenheit bei der Gemeindeversammlung besonders hilfreich wäre.»
    Er klang, als würde er einen vorbereiteten Text ablesen.
    «Ich fürchte, es hat ein paar ziemlich hysterische Reaktionen auf einige bedauerliche Vorfälle gegeben. Manche Leute versuchen, ein ernstes Thema zur Sensation aufzubauschen, und zwar auf eine Art, die unser Engagement lächerlich machen würde. Deshalb bitte ich Sie im Namen unserer Initiative – und wir haben auch dem Pfarrer unseren Standpunkt deutlich gemacht –, nicht an diesem Treffen teilzunehmen. Ich bin sicher, dass Sie einsehen, wie vernünftig das wäre. Danke.»
    Merrily setzte sich an den Schreibtisch. Ein Insekt flog gegen die Fensterscheibe und fiel halb betäubt auf das Fensterbrett.
    Aha.
    Sie versuchte Syd Spicer anzurufen. Wenn es in Wychehill einen Sinneswandel gegeben hatte, dann hätte er ihr es inzwischen sagen müssen.
    Er nahm nicht ab. Nicht einmal ein Anrufbeantworter schaltete sich an. In welchem Pfarrhaus gab es keinen Anrufbeantworter? Vor der Taufe blieb ihr nicht einmal mehr eine Stunde. Sie ließ sich von der Auskunft die Nummern von Preston Devereaux und Joyce Aird geben.
    Devereaux zuerst.
    «Nein, hier ist Louis.» Eine tiefe Stimme, aber die Stimme eines jungen Mannes. «Er ist leider nicht da. Wer ruft denn da mit so einer sexy Stimme an?»
    «Danke. Ich heiße Merrily Watkins. Ich rufe wegen …»
    «Die
Exorzistin
. Cool.»
    «Ich vermute, Sie sind Mr. Devereaux’ Sohn.»
    «Ich bin unheimlich gespannt, was Sie machen werden.»
    «Dann werde ich Sie vermutlich enttäuschen.»
    «Das kann ich mir nicht vorstellen, Mrs. Watkins. Mein kleiner Bruder hat Ihr Foto im Internet entdeckt. Er hat es sich ins Schlafzimmer gehängt.»
    Merrily seufzte. «Wann kommt Ihr Vater zurück?»
    «Erst in ein paar Stunden. Hat den ganzen Tag Termine. Aber bei Ihnen meldet er sich bestimmt zurück, darauf können Sie sich verlassen.»
    «Sehr schön.»
    Sie legte auf und wählte Joyce Airds Nummer.
    Besetzt.
     
    Merrily war für die Taufe schon sehr spät dran, als Frannie Bliss anrief. «Nachdem ich nichts von Ihnen gehört habe, Merrily,

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