Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
seitdem diese Geistergeschichten …»
    «Ich fühle mich langsam wie eine Gefangene in meinem eigenen Haus. Abgeschlossene Türen, die Vorhänge zugezogen, und die ganze Nacht lasse ich das Licht brennen. So weit ist es gekommen. Ich ertrage die Dunkelheit nicht mehr. Und ich liebe meinen Bungalow. Ich liebe die Aussicht … ich
habe
sie geliebt. Jetzt fühle ich mich vollkommen isoliert. Ich wollte noch bis nächstes Jahr bleiben, aber jetzt denke ich, dass ich das Haus im Sommer verkaufe.»
    «Wissen Sie denn schon, wohin Sie gehen möchten?»
    «Zurück nach Solihull vermutlich. Ich hätte schon zurückziehen sollen, als mein Mann gestorben ist. Allein ist es nicht dasselbe, obwohl ich die Sonnenuntergänge hier so liebe.»
    «Das alles tut mir sehr leid, Joyce, aber ich glaube nicht, dass Sie Hals über Kopf …»
    «So oder so, Sie müssen sich keine Sorgen machen. Und wenn die Sie nicht dabeihaben wollen, können Sie nichts daran ändern, oder?»
    «Na ja … ich bin ein bisschen ratlos. Ich hatte eine Nachricht von Mr. Holliday auf dem Anrufbeantworter, der mich eindeutig nicht dabeihaben will … aber ich bin nicht sicher, dass er derjenige ist, der diese Entscheidung zu treffen hat.»
    «Er meinte, der Pfarrer würde es Ihnen sagen.»
    «Mir was sagen?»
    «Dass Sie nicht zu dem Treffen kommen sollen. Dass die Sie nicht dabeihaben wollen.»
    «Ich verstehe», sagte Merrily. «Könnte das … irgendetwas mit Sir Edward Elgar zu tun haben?»
    «Wir sollen ihn nicht erwähnen, Mrs. Watkins. Das wurde mir gesagt.»

18 Der letzte Rest Vernunft
    Das Innere der riesigen Gemeindekirche von St. Dunstan wirkte genauso spartanisch und funktional wie Syd Spicers Küche. Die neugotischen Fenster waren farblos und hatten einfache rautenförmige Bleifassungen, und das Licht an diesem Sommerabend war grausam neutral. Merrily spürte, wie entmutigend es für Spicer sein musste, vor seiner kleinen Gemeinde zu stehen, deren Mitglieder vereinzelt in den Bänken saßen.
    Nachdem aber Wychehill keinen Gemeindesaal hatte, wurden die Gemeinderatssitzungen in der Kirche abgehalten, und daher konnte man eine stabile, ruhige, vernünftige und ehrbare Stimmung erwarten.
    Oder auch nicht.
    «Sie haben in diesem Auto Drogen gefunden.» Leonard Holliday – Merrily hatte seine Stimme sofort wiedererkannt – stand vorne am Mittelgang. «
Wussten
Sie das?»
    Holliday musste Kontakte zur Polizei haben. War er vielleicht Freimaurer?
    «Nein, das wusste ich nicht», sagte Preston Devereaux müde. «Ich habe ein Unternehmen zu führen. Da bleibt nicht viel Zeit für Klatsch und Tratsch.»
    «Ecstasy-Pillen, Herr Vorsitzender. Es heißt, die kann man im
Royal Oak
wie Bonbons kaufen.»
    Okay, vielleicht waren seine Kontakte doch nicht
so
gut.
    «Und wissen Sie, weshalb der Bezirksrat als für Gaststättenlizenzen zuständige Behörde nicht gegen dieses Lokal vorgehen wird?» Holliday stieß den Zeigefinger in die Luft. «Wissen Sie, warum der Laden nicht geschlossen wird …»
    «Mr. Holliday …»
    «Der Grund, aus dem sie nichts tun, Herr Vorsitzender, ist, dass genau wie in vielen anderen touristisch interessanten Regionen die staatlichen Zuschüsse für die Fremdenverkehrsbetriebe davon abhängen, dass eine ausreichende Anzahl von
schwarzen und asiatischen Besuchern
angelockt wird. Das ist eine
Tatsache
. Und die … Musikabende im
Oak
scheinen genau diese spezielle Kundschaft …»
    «Schon gut.» Preston Devereaux schlug mit dem Hammer auf den Tisch. «Nachdem die meisten hier Mitglieder der Bürgerinitiative von Wychehill zu sein scheinen, müssen wir das wohl nicht weiter ausführen.»
    Er saß an einem Tisch vor der Kanzeltreppe, der Stuhl neben ihm war leer.
    Es war kurz nach neun Uhr abends und die Atmosphäre angespannt. Merrily trug einen dunklen Rock und eine von Janes Kapuzenjacken, deren Reißverschluss sie über dem Priesterkragen zugezogen hatte. Sie hatte sich in eine leere Bank ganz hinten gesetzt. Dreißig oder vierzig Personen saßen vor ihr, einschließlich … war das Joyce Aird? Die turnusgemäße Gemeinderatssitzung hatte um sieben Uhr begonnen; drei Leute waren in der letzten halben Stunde gegangen.
    Syd Spicer war anscheinend nicht da. Merrily war nicht sicher, was das zu bedeuten hatte, aber es war vermutlich kein gutes Zeichen. Preston Devereaux lehnte sich zurück und spähte durch halbgeschlossene Augen ins Kirchenschiff.
    «Ich glaube, wir sollten versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn wir zu

Weitere Kostenlose Bücher