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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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irgendwie unter die Ketten von meim Bagger gekommen un zerquetscht worn. So n Missgeschick kann schon mal passiern, Janey.»
    «Ich bin ja so stolz auf Sie, Gomer.»
    «Der Bengel hat seim Vater erzählt, ich hätt ihm das Ding geklaut. Also ruft der Papi mich an un lässt die Säbel rasseln, ich würd nie mehr nen Auftrag in diesem Dorf kriegen un so weiter.»
    «Wie konnte er denn so etwas sagen?»
    «Weiler im
Bezirksrat
gesessen hat. Damals ham noch zwei Leute Ledwardine vertreten, das warn Garrod Powell un Percy Pierce. Nach der Verwaltungsreform war’s dann nur noch einer, und den Sitz hat Percy Rod überlassen. Noble Geste, was? Har! Komisch bloß, dass hinterher jede Entscheidung zugunsten von Percy ausgefallen is. Das wär nich so gut angekommen, wenn er selber noch im Bezirksrat gesessen hätt. Außerdem … weißt du, worum’s bei ‹landwirtschaftlicher Nutzung› geht, Janey?»
    «Das sind Häuser, die nur an solche Pächter abgegeben werden, die ihr Geld mit der Bewirtschaftung des dazugehörigen Landes verdienen, oder?»
    «Ja, so ungefähr. Es geht darum: Für Häuser, die an landwirtschaftliche Nutzung gebunden sin, kriegste kaum Geld. So, un dann gab’s da ne ziemliche Bruchbude von nem 60 er-Jahre-Bungalow am Ende der Virgingate Lane, die hat nem Kerl namens Ronnie Carpenter gehört, zusammen mit fünfzehn Morgen Land, un er hat das Geld gebraucht, un er hat keinen gefunden, der ihm das Haus abnimmt, weil fünfzehn Morgen heute nich zum Leben un nich zum Sterben reichen. Also hat Ronnie versucht, die Nutzungsbeschränkung aufhem zu lassen. Aber alle Anträge sin abgelehnt worn … un auf einmal kommt er mit seim nächsten Antrag durch. Das war der gute alte Rod Powell. Und was keiner weiß, is, dass sich Ronnie Carpenter bereit erklärt hat, das Haus un das Land gegen ne kleine Provision an Percy Pierce zu verkaufen, der es für seinen Sohn Lyndon ham wollt.»
    «Also konnten sie diese hässliche Pseudo-Beverly-Hills-Villa nur bauen, weil Rod Powell und Percy Pierce schmutzige Geschäfte gemacht haben?»
    Und würde Lyndon Pierce eine so einträgliche Familientradition aufgeben?
    «Also könnte es sein, dass Pierce diesen Murray bestochen hat, dem Coleman’s Meadow gehört?»
    «Gibt nich viele, mit denen er noch keine krummen Dinger gedreht hat, ehrlich gesagt. Pierce is schließlich Steuerberater un drauf spezialisiert, zwischen Bauern, Landbesitzern un dem Finanzamt zu vermitteln. Der is hier sehr beliebt, Janey.»
    «Einer, der als Junge Blaumeisen abgeschossen hat?»
    Jane sah zum Kirchturm hinauf, der sich als sepiabraune Silhouette vor grauen Wolken abhob. War das noch das Herefordshire von Alfred Watkins, der mit vornehmen Wandergruppen alte Linien erkundet hatte, nach denen Menhire, Hügelgräber und Kirchtürme ausgerichtet waren? War das noch das Herefordshire des Mystikers und Dichters Thomas Traherne?
    «Da kann’s einem richtig schlecht werden», sagte Jane.
    «So isses», sagte Gomer. «n’Abend Lol, mein Junge, wie geht’s?»
    Jane drehte sich um und sah Lol kopfschüttelnd am Friedhofstor lehnen.
    «Du weißt, dass ich mich nicht gerne einmische, Jane», sagte Lol auf seine sanfte, zögerliche Art, «aber kann es sein, dass du deiner Mutter aus dem Weg gehst?»
    «Lol, sie war
beschäftigt
. Sie ist die ganze Zeit
weg

    «Und das hast du nicht zufällig ein bisschen … ausgenutzt?»
    «Überhaupt nicht. Ich versuche sogar, sie zu schützen. Klar? Sie hat schließlich eine gewisse Stellung in diesem Dorf, und, echt, hab ich schon jemals was getan, was … Na gut, etwas
hier im Dorf
, das für sie hätte peinlich werden können? Okay, darauf brauchst du nicht zu antworten, aber … echt, ich tue, was
Lucy
gewollt hätte.»
    Jane sah Lol an, ließ ihren Blick dann zu Gomer weiterwandern und hoffte, die beiden verstünden sie.
    Nicht, dass das eine Rolle gespielt hätte. Jane sah Lucy beinahe über dem Friedhofstor aufsteigen und ihren Poncho mit dem dunkler werdenden Himmel verschmelzen.

21 Fegefeuer
    Winnie Sparke sah an Merrily vorbei durch die Tür der Vorhalle in den frühen Abend hinaus. Ihr weißes Häkeltuch hing lose um ihren Hals wie ein Priesterschal.
    «Sie haben ziemlich für Wirbel gesorgt, Lady.»
    «Das war nicht ich. Ich glaube, jemand hat nur auf die richtige Gelegenheit gewartet. Man kann solche Sachen nicht ewig für sich behalten.»
    Winnie Sparke ging ins Freie, und Merrily folgte ihr.
    «Sie wissen vermutlich nicht, wo Mr. Loste ist, oder?»
    «Hier

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