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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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annehmen.»
    «Und wie lautet der Vorschlag? Da war ich schon gegangen.»
    Hugo war etwa neunzehn Jahre alt, schlank wie sein Vater und hatte sein dunkles Haar mit Gel zurückgestrichen. Er sah Merrily an.
    «Mr. Devereaux», sagte sie, «hatten Sie wirklich die ganze Zeit einen Spion in der Sakristei?»
    «Dad ist der schlimmste Kontrollfreak, den man sich vorstellen kann», sagte Hugo.
    «Zu wissen, was die Leute im Dorf denken, ist sehr wichtig», sagte Devereaux. «Sie leben doch selbst in einem Dorf, Merrily, Sie kennen das doch. Solange ich in der Kirche war, hätten sich die Leute nicht unbefangen geäußert.» Er lächelte. «Nein, ich übertreibe. Hugo stand einfach hinten in der Kirche, weil er sich um das Licht gekümmert hat.»
    Er schnippte seine Zigarette in Richtung der dunklen Kirchenwand, und sie hinterließ für einen kurzen Moment eine Leuchtspur.
    «Was haben Sie denn nun vorgeschlagen?», fragte er Merrily.
    «Nun ja … eine Seelenmesse in der Kirche. Eine heilige Kommunion für die Toten. Eine Messe für die beiden Menschen, die bei … dem Unfall gestorben sind.»
    «Und warum für sie?»
    «Weil sie tot sind. Der Tod ist eine mächtige Sache, aber die Beerdigungen heutzutage sind oft oberflächlich und bringen kein … sie sorgen oft nicht für einen richtigen Abschluss. Bringen keinen Frieden und nicht einmal das Versprechen an die Lebenden, dass sie Frieden finden werden.»
    «Und wie sollte das alles durch diesen Gottesdienst gelingen?»
    «Mr. Devereaux, ich könnte Ihnen das nicht mal in jeder Einzelheit erklären, wenn ich bis morgen früh reden würde. Sagen wir einfach, es ist so.»
    «Tja, wer bin ich, darüber eine Diskussion anzufangen. Also gut, sprechen Sie weiter. Es ist nur eine einfache Messe, wenn ich es recht verstehe?»
    «Sofern man eine Messe einfach nennen kann.»
    «Ich meine damit: Sie haben nichts vor, was die Presse als Exorzismus bezeichnen könnte?»
    «Ganz richtig. So etwas habe ich nicht vor.»
    «Keiner von uns will hier einen lächerlichen Medienrummel haben, und wenn Sie die Sache für uns diskret und würdevoll erledigen könnten, wären wir Ihnen außerordentlich dankbar. Ich werde es mit dem Pfarrer besprechen. Ich glaube, er wird einverstanden sein.»
    «Tatsächlich.»
    «Danke für das nette Gespräch, Merrily. Schönen Abend noch.»
    Preston Devereaux schlug seinem Sohn auf die Schulter, und sie gingen zu einem Geländewagen, der vor Merrilys Volvo parkte.
    Wenn Sie die Sache für uns erledigen könnten.
Als sie aus der Kirche gekommen war, hatte sie sich wieder einigermaßen als Herrin der Lage gefühlt, aber jetzt war sie eine Marionette und wusste nicht, wer die Fäden zog, an denen sie hing.
    Neben ihr hielt ein Auto.
    «Alles in Ordnung mit Ihnen, Merrily?»
    Bliss. Beinahe hätte sie Bliss vergessen.
    «Wird das, was wir vorhaben, zur Verbesserung meines Abends beitragen, Frannie?»
    «Wenn ich ehrlich sein soll», sagte Bliss. «Eher nicht.»

22 Die Energie des Ortes
    Hastig wandte Merrily den Blick ab. «Oh Gott …»
    Detective Constable Henry leuchtete woandershin.
    «Sie hätten drüben beim Transporter warten können», sagte Bliss. «Ich habe Sie gewarnt.»
    Das hätte sie vielleicht auch getan, doch dann hatte Lol angerufen und gesagt, er hätte Jane gefunden, und das hatte Merrily gestärkt. Also war sie zu Bliss und dem hinübergegangen, was auf der schrägen Steinplatte lag wie in einem Schlachthaus.
    Bliss war zu dem Parkplatz gegenüber dem Malvern-Hill-Hotel am Fuße des Beacon gefahren, wo sie in Henrys Geländewagen umgestiegen waren. Ein Sandweg hatte sie auf die andere Seite des Hügels gebracht. Henry hatte unter ein paar Bäumen geparkt und war ihnen dann wie ein Schäfer mit seiner Lampe auf einem hügelauf führenden Pfad vorausgegangen.
    Schließlich waren sie an eine breite, höhlenartige Öffnung in einer Felswand gekommen. Zwei uniformierte Polizisten standen rauchend am Eingang.
Einsatzzentrale
, hatte Bliss gesagt und gelacht.
    Merrily schluckte. Es wäre der Spurensicherung nicht gerade dienlich, wenn sie sich übergab.
    «Frannie?»
    «Hm?»
    «Glauben Sie, er könnte sich das selbst angetan haben?»
    Der Gerichtsmediziner, Dr. McEwen, warf Bliss einen Blick zu, um festzustellen, ob es in Ordnung war, vor der Frau mit dem Priesterkragen über den Fall zu sprechen. Bliss nickte.
    «Ich würde sagen, es ist äußerst unwahrscheinlich, dass unser Kandidat hier das selbst getan hat. Wenn wir von einem Selbstmord

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