Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
Menschen wie Scheusale handeln und die dümmsten Dinge tun lassen«, murmelte er. So wie in sein eigenes Haus einzubrechen und Leichen zu stehlen, dachte er grimmig, während ihm klar wurde, dass die Probleme nicht damit gelöst waren, die Leiche von hier wegzuschaffen. Was zum Teufel sollten sie während der nächsten Tage damit tun? Daran hatte Richard nicht gedacht, als Daniel mit dem lächerlichen Vorschlag gekommen war, der alles in Gang gesetzt hatte. Offenbar hatte Daniel auch nicht daran gedacht. Alles, was sie zustande gebracht hatten, waren neue Probleme. Er hoffte, dass Christiana diesen ganzen Ärger wert war. Er würde verdammt ungehalten sein, wenn sich herausstellen sollte, dass sie die Mörderin oder ein reizbares, zänkisches Weib war.
»Bitte, Suzette«, sagte Lisa ruhig. »Können wir uns nicht wenigstens anhören, was er zu sagen hat?«
In Suzettes Gesicht spielte sich ein kurzer Kampf ab, dann hob sie verzweifelt die Hände und wandte sich zur Treppe um. »Also schön, aber nur, weil Christiana jetzt irgendwie mit ihm klarkommen muss.«
Lisa strahlte und nahm Richards Hand, um ihn hinter sich herzuziehen. »Ich wusste, dass nicht alles gespielt gewesen sein konnte, als du Christiana den Hof gemacht hast. Du warst so süß und romantisch, hast sie Rosenknospe genannt und mit Geschenken überschüttet. Sie hat sich total in dich verliebt.«
»Rosenknospe?«, murmelte Richard und warf einen Blick zurück zu Suzettes Tür. Er hoffte, dass Daniel die Leiche ohne weitere Probleme allein würde rausschaffen können.
»Den Kosenamen hat sie am meisten von allem geliebt«, versicherte Lisa ihm, während sie ihn mit sich die Treppe hinunterzog. »Alle konnten sehen, dass sie dahinschmolz, wann immer du sie so genannt hast. Sie hat gesagt, du würdest sie so nennen, weil sie an eine zarte Blume erinnert, wunderschön und duftend.«
George hatte offenbar irgendwelche Hilfe in Anspruch genommen, als er um das Mädchen geworben hatte. So musste es gewesen sein, denn sein Bruder hatte nie auch nur einen einzigen romantischen Knochen in seinem Leib gehabt und wäre von allein niemals auf so eine Süßholzraspelei gekommen.
»Hängt das auch mit deinen Schuldgefühlen zusammen, dass du so früh am Morgen schon trinkst?«
Richard blinzelte, während Lisa ihn in den Raum führte, den George offenbar als Arbeitszimmer benutzte. Sie stellte sich vor den Kamin, gleich neben einen kleinen Tisch, auf dem ein leeres Glas und ein Dekanter mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit standen. Er vermutete, dass es Whisky war. Er musterte den Dekanter kurz, warf dann wieder einen Blick auf Suzette. Er hatte keine Ahnung, wovon sie redete. Schließlich fragte er sie: »Dass ich so früh trinke?«
Suzette lachte verärgert und hob den Dekanter hoch. Sie nahm den Deckel ab und schnüffelte daran, rümpfte die Nase. »Als wir dich heute Morgen gefunden haben, hattest du offenbar dieses Zeug getrunken. Und dabei hattest du gerade erst gefrühstückt.« Sie starrte ihn wegen seiner zügellosen Neigungen finster an, dann goss sie etwas von der Flüssigkeit in das leere Glas. Sie stellte den Dekanter wieder ab, hob das Glas in seine Richtung, als wollte sie einen Toast ausbringen. »Wie Christiana sagte, ist das hier der beste Whisky, den du hast, und dass du ihn nur trinken würdest, wenn du etwas zu feiern hättest. Was gibt es also für uns zu feiern?«
Ihr Gesichtsausdruck war herausfordernd. Richard vermutete, dass sie genau wusste, weshalb er – oder besser George – gefeiert hatte. Er allerdings hatte nicht den blassesten Schimmer, was das gewesen sein könnte. Stattdessen setzte sein Verstand den Geruch von Bittermandel in Georges Atem mit dem Wissen zusammen, dass die bernsteinfarbene Flüssigkeit das Letzte war, was er zu sich genommen hatte. Richard war sich plötzlich ganz sicher, dass sein Bruder mit genau dem Whisky, den Suzette jetzt hochhob, vergiftet worden war.
»Erzähl uns, was es war, damit wir mitfeiern können«, schlug Suzette grimmig vor. »Wir können ein paar gute Nachrichten brauchen.«
»Ich hatte nichts zu feiern«, sagte Richard schließlich und ging quer durch den Raum auf sie zu. »Ich hatte mich nicht gut gefühlt, und da mein Onkel immer darauf geschworen hatte, dass ein Schuss Whisky am Morgen Wunder für die Gesundheit wirkt, dachte ich, ich könnte es auch einmal probieren.«
»Lügner«, sagte sie süßlich, und dann zuckte sie mit den Schultern, als würde es eigentlich auch gar
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