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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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musste, er wusste, was er wollte.
    Sie hätte es mit Leichtigkeit unterdrücken können, wenn ihr Herz es nicht auch gewollt hätte.
    „Ich kann das nicht versprechen“, meinte er leise, „aber ich sage dir das: Selbst wenn ich dich jetzt nicht küsse, wenn ich mich umdrehe und weggehe und zu Abend esse und so tue, als wäre das alles nicht passiert, kann ich nicht versprechen, dass ich dich nie mehr küssen werde.“ Er hob ihre Hand an die Lippen. In der Kutsche hatte sie die Handschuhe abgestreift, und dort, wo seine Lippen sie berührten, prickelte die Haut, und wohlige Schauer durchfluteten sie.
    Anne schluckte. Sie wusste nicht, was sie entgegnen sollte.
    „Ich kann dich jetzt küssen“, fuhr er fort, „ohne das Versprechen. Oder wir tun nichts, auch ohne das Versprechen. Es ist deine Entscheidung.“
    Wenn er sich selbstbewusster benommen hätte, hätte sie die Kraft gefunden, sich ihm zu entziehen. Wenn seine Haltung auch nur im Geringsten gockelhaft gewesen wäre, wenn in seiner Stimme auch nur der leiseste verführerische Ton gelegen hätte, wäre es anders gewesen.
    Aber er drohte nicht. Er machte nicht einmal Versprechungen. Er sagte ihr einfach die Wahrheit.
    Und er überließ ihr die Entscheidung.
    Sie atmete tief durch. Und flüsterte: „Küss mich.“
    Morgen würde sie es bereuen. Oder auch nicht. Jetzt war es ihr jedenfalls gleichgültig. Der Abstand zwischen ihnen schmolz, und dann schloss er die Arme um sie, so stark, so beschützend. Und als seine Lippen die ihren streiften, glaubte sie zu hören, wie er ihren Namen noch einmal sagte.
    „Anne.“
    Es war ein Seufzen. Ein Flehen. Eine Segnung.
    Ohne zu zögern, strich sie mit den Fingern durch sein dunkles Haar. Nun, da sie es getan hatte, da sie ihn tatsächlich gebeten hatte, sie zu küssen, wollte sie alles. Sie wollte ihr Leben selbst in die Hand nehmen, zumindest in diesem Augenblick.
    „Sag meinen Namen“, murmelte er und ließ die Lippen über ihre Wange zu ihrem Ohrläppchen wandern. Seine Stimme an ihrem Ohr war warm, legte sich wie Balsam auf ihre Haut.
    Doch das konnte sie nicht. Es war zu intim. Sie vermochte nicht zu erklären, warum es ihr nicht möglich war, schließlich hatte sie es genossen, ihren Namen aus seinem Mund zu hören, und außerdem war sie ihm in die Arme gesunken und wünschte sich nichts mehr, als immer dort bleiben zu können.
    Und doch war sie noch nicht bereit, ihn Daniel zu nennen.
    Stattdessen stieß sie ein leises Seufzen aus, vielleicht war es auch ein Stöhnen, und schmiegte sich noch dichter an ihn. Sie meinte, sein Herz schlagen zu spüren.
    Er streichelte ihr über den Rücken, legte ihr eine Hand an die Taille, umfasste mit der anderen ihr Hinterteil. Dann hob er sie an, presste sie fest an sich, dass sie die Härte seines Verlangens spüren konnte. Es war so unschicklich, aber statt spätestens zu diesem Zeitpunkt dem Ganzen ein Ende zu setzen und sich entrüstet zu zeigen, konnte sie nur vor Entzücken erschauern.
    Es war so schön, begehrt zu werden. Dass einen jemand so verzweifelt haben wollte. Sie. Nicht irgendeine hübsche kleine Gouvernante, die man in die Ecke drängen und begrapschen konnte. Oder die Gesellschafterin irgendeiner Dame, deren Neffe der Meinung war, sie solle dankbar sein für seine Aufmerksamkeiten.
    Nicht einmal irgendein junges Mädchen, das schlicht ein wehrloses Opfer war.
    Lord Winstead begehrte sie. Er hatte sie schon begehrt, bevor er wusste, wer sie war. An jenem Abend in Winstead House, als er sie geküsst hatte ... Sie hätte auch die Tochter eines Dukes sein können, die er schon allein deswegen hätte heiraten müssen, weil er sich mit ihr in einem dunklen Gang aufgehalten hatte. Aber sie war es, nach der er sich verzehrte, und aus irgendeinem Grund war sie sich sicher, dass er ehrlich war und kein falsches Spiel mit ihr trieb.
    Aber irgendwann kam sie doch zur Vernunft, oder vielleicht kehrte sie einfach in die Wirklichkeit zurück, und sie zwang sich, den Kuss zu beenden. „Sie müssen zurück“, sagte sie und wünschte sich, ihre Stimme wäre ein bisschen weniger zittrig. „Ihre Familie wartet auf Sie.“
    Er nickte. Er wirkte durcheinander, als begriffe er nicht, was gerade mit ihm geschehen war.
    Anne verstand ihn. Sie fühlte sich ganz genauso.
    „Bleiben Sie hier“, sagte er schließlich. „Ich schicke Ihnen ein Dienstmädchen, das Sie zu Ihrem Zimmer führt.“
    Sie nickte, blickte ihm nach, wie er durch die Galerie davonging. Sein Schritt war

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