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Ein echter Schatz

Ein echter Schatz

Titel: Ein echter Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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mich zum Drogeriemarkt fahren kannst.«
    »Klar.« Ich schlang das zweite Stück hinunter und rückte mit meinem Stuhl nach hinten. »Ich kann dich jetzt gleich hinbringen, aber danach muss ich wieder an die Arbeit.«
    »Ich gehe nur eben nach oben und hole mein Portemonnaie«, sagte Grandma.
    Ich beugte mich zu ihr hinüber und senkte die Stimme. »Dass du mir ja keine Waffe mitnimmst.«
    Grandma Mazur hatte sonst gerne ihre 45er Elsie dabei. Sie war nicht registriert, und Grandma hatte auch keine Erlaubnis, eine verdeckte Waffe zu tragen. Sie fand, in ihrem Alter hätte man dazu ein natürliches Recht. Altersausgleich nannte sie das. Meine Mutter nahm ihr die Waffe regelmäßig ab, und regelmäßig tauchte sie wie durch ein Wunder wieder auf.
    »Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte Grandma.
    »Ich habe schon genug Ärger mit der Polizei. Ich kann es mir nicht leisten, bei einer Verkehrskontrolle wegen eines kaputten Rücklichts rausgewunken zu werden. Die Polizei würde entdecken, dass du bewaffnet und gefährlich bist.«
    »Ich gehe nie ohne meine Elsie aus dem Haus«, sagte Grandma.
    »Was flüstert ihr beiden da?«, wollte meine Mutter wissen. »Wir überlegen, ob ich meinen Lippenstift mitnehmen soll oder nicht«, sagte Grandma.
    Ich sah sie an. »Du brauchst keinen Lippenstift.«
    »Jede Frau braucht einen Lippenstift.«
    »Deine Lippen sind schon geschminkt.«
    »Du redest wie deine Mutter«, sagte Grandma.
    Früher hätte mich so eine Bemerkung tierisch geärgert, aber jetzt denke ich manchmal, dass es vielleicht gar nicht so schlecht wäre, wenn ich manche Eigenschaften meiner Mutter hätte. Sie war der ruhende Pol in unserer Familie. Sie benahm sich als Einzige tadellos. Sie wachte über unsere Gesundheit und über unser Wohlergehen. Sie war das BioVollkornbrötchen, damit wir die Schokodonuts sein konnten.
    Grandma und ich standen schon vor der Haustür, da fiel mir wieder das Loch in der Heckscheibe ein. »Textilklebeband«, rief ich meiner Mutter zu. »Wo bewahren wir das auf? In der Garage oder im Keller?« Meine Mutter kam mit einer Rolle aus der Küche. »Ich habe immer einen Rest hier oben. Willst du was reparieren?«
    »In meiner Heckscheibe ist ein Loch.«
    Grandma lief nach draußen zu meinem Vic. »Sieht mir ganz nach einem Einschuss aus.«
    »Du liebe Güte«, sagte meine Mutter. »Es ist doch kein Einschuss, oder?«
    »Nein«, beruhigte ich sie. »Natürlich nicht.«
    Grandma Mazur knöpfte sich ihren langen königsblauen Wollmantel bis oben hin zu. Sie knickte ein bisschen ein unter dem Gewicht, aber sie richtete sich wieder auf und stieg ins Auto.
    »Ist das nicht die Automarke, die unsere Polizei immer fährt?«, fragte sie. »Ja.«
    »Hat es auch Blaulicht oben auf dem Dach?« »Nein.«
    »Mist«, sagte Grandma.

3
    Ich stiefelte hinter Grandma her, die Gänge zwischen den Regalen rauf und runter, vorbei an Kosmetika und Körperpflege, Metamucilpackungen zur Darmpflege, Hämorrhoidenmitteln, Haarspray, Liebesromanen und Grußkarten. Schließlich fand Grandma ihre Haftcreme und ging weiter zu den Lippenstiften.
    Um die Ecke fegte ein rothaariger Junge mit Zahnlücke und blieb vor uns stehen.
    »Hi!«, rief er.
    Cynthia Hawser kam hinter ihm her. Cynthia und ich sind zusammen zur Schule gegangen. Jetzt war sie verheiratet mit einem rothaarigen Mann mit Zahnlücke, Vater von drei rothaarigen Kindern mit Zahnlücke. Sie wohnten eine Straße weiter von Morelli in einem kleinen Zweifamilienhaus, im Vorgarten mehr Spielsachen als Grashalme.
    »Das ist Jeremy«, sagte Cynthia zu Grandma und mir.
    Jeremy barst förmlich vor Energie, da war Ärger mehr oder minder unvermeidbar.
    »Was für ein niedlicher kleiner Junge«, sagte Grandma. »Bestimmt ein kluges Kerlchen.«
    »Zu klug für mein Alter«, sagte Jeremy. »Kriege ich jedenfalls oft von anderen Leuten zu hören.«
    Ein alter Mann schlurfte vorbei und musterte uns. Er trug ein pechschwarzes, gewelltes Toupet, das etwas schief auf seinem kahlen Schädel saß, hatte buschige, wuchernde Augenbrauen, Haare in den Ohren und noch mehr schlaffe Haut als Grandma. Nach meiner Einschätzung musste er weit über achtzig sein.
    »Was ist denn hier los?«, fragte er.
    »Das ist Onkel Elmer«, sagte Cynthia. »Seine Wohnung im Altenheim ist abgebrannt, deswegen lebt er jetzt bei uns.«
    »Es war nicht meine Schuld«, sagte Onkel Elmer.
    »Du hast im Bett geraucht«, sagte Jeremy. »Zum Glück hast du dich nicht selbst eingewäschert.«
    Cynthia verzog

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