Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein echter Schatz

Ein echter Schatz

Titel: Ein echter Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
aufgebahrt«, sagte Grandma, als sie sich hinsetzte. »Wird bestimmt sehr ergreifend.«
    Elmer setzte sich neben Grandma. »Ich habe gehört, der Bauchspeichelkrebs hätte ihn dahingerafft. Er war ja noch ein junger Mann. Gerade mal achtundsiebzig.« Elmer streckte die Hand nach der Kartoffelschüssel aus, dabei rutschte ihm sein Toupet übers Ohr. Ein minimales Lächeln kräuselte Rangers Mundwinkel.
    Wir hatten gerade Hühnchen, Soße, Kartoffelbrei, grüne Bohnen, Preiselbeeren, Brot und den Teller mit eingelegtem Gemüse herumgereicht, da klingelte es schon wieder. Bevor auch nur einer von uns von seinem Platz aufgestanden war, flog die Tür auf, wurde wieder zugeknallt, und Joyce Barnhardt stürmte ins Haus. Ihr rotes Haar war raspelkurz geschnitten und stachelig wie eine Punkfrisur. Schwarzer Lidstrich, metallicgrauer Lidschatten, ihre Lippen waren durch Botoxbehandlung auf maximale Größe angeschwollen, Mund und Fingernägel rot wie der Wein meiner Mutter. Joyce legte ihren Ledermantel ab, unter dem ein schwarzes Lederbustier zum Vorschein kam, mit supertiefem Ausschnitt, und eine schwarze Lederhose, die sich im Schritt zu einem offenbar schmerzhaften Cameltoe spannte. Auf dem Weg ins Esszimmer warf sie ihren Mantel über den Fernsehsessel meines Vaters.
    »Hallo, wie geht‘s«, sagte Joyce. »Ich habe das Auto in der Einfahrt gesehen und mir gleich gedacht, das muss Stephanies Auto sein. Also, habe ich weitergedacht, schaue ich doch mal vorbei und gucke, was sie so treibt.« Ihr Blick flog für eine Nanosekunde zu Ranger, und ich könnte schwören, ihre Brustwarzen unter dem schwarzen Leder versteiften sich.
    Mein Vater war wie erstarrt, die Gabel auf halbem Weg zum Mund. Und Elmer sah aus, als hätte er gerade in seinen Beutel verdaut.
    »Gib mir deine Pistole«, bat ich Ranger.
    Ranger schlang einen Arm um meine Rückenlehne und beugte sich zu mir. »Immer ruhig bleiben.«
    »Ein schönes Haus haben Sie, Mrs. R«, sagte Joyce. »Und schön eingerichtet. Sie haben offenbar Geschmack. Das sieht man gleich an dem Material der Wechselbezüge im Wohnzimmer.«
    Grandma strahlte Joyce an. »Das sage ich auch immer. Sie hat ein gutes Händchen, immer genau das Passende auszuwählen.«
    »Und wie wunderbar Sie den Tisch gedeckt haben.«
    »Sie müssen die Oliven aus dem Glas nehmen und in ein Schüsselchen tun. Das ist das ganze Geheimnis«, verriet Grandma. »Wie Sie sehen, tragen wir alle Speisen in Schüsseln auf. Das macht viel aus.«
    »Das muss ich mir merken«, sagte Joyce. »Immer alles in Schüsseln tun.«
    Grandma wandte sich meiner Mutter zu. »Was für eine höfliche junge Person. Solche Dinge nimmt heutzutage kaum noch jemand wahr.«
    Meine Mutter wollte ihr Weinglas nachfüllen, aber die Flasche war leer. »Mist«, entfuhr es ihr.
    »Wir haben zwei fette Hähnchen gebraten«, sagte Grandma zu Joyce. Wenn Sie möchten, können Sie zum Essen bleiben. Es ist reichlich da.«
    Joyce quetschte sich zwischen Grandma und Elmer, so dass sie Ranger genau im Blick hatte. »Ich will mich nicht aufdrängen.«
    »Ich hole Ihnen ein Gedeck«, sagte Grandma und rückte mit ihrem Stuhl nach hinten.
    »Eddie Haskell«, flüsterte Ranger mir ins Ohr und lehnte sich dabei an mich.
    »Was?«
    »Joyce gibt hier den Eddie Haskell aus
Mein lieber Biber
. Eddie Haskell war der kleine nervige Junge, der sich immer bei den Cleavers einschleimte.«
    »Du hast diese Fernsehserie geguckt?«
    »Ich weiß, es ist schwer vorstellbar, aber ich bin nicht schon mit dreißig auf die Welt gekommen. Ich war tatsächlich auch mal ein kleiner Junge.«
    »Ist ja der Wahnsinn.«
    »Manchmal finde ich es selbst wahnsinnig«, sagte Ranger.
    »Was flüstert ihr da?«, fragte Joyce. »Und wo ist eigentlich Morelli? Ich dachte, das ist seine Mucke hier.«
    »Morelli muss arbeiten«, sagte ich. »Ranger ist freundlicherweise für ihn eingesprungen.«
    Joyce hatte schon den Mund aufgemacht, um etwas zu sagen, besann sich dann eines Besseren und lud sich von dem Hühnchenfleisch etwas auf den Teller.
    »Ich hole noch etwas heiße Soße aus der Küche«, sagte ich in die Runde. »Kannst du mir dabei helfen, Joyce?«
    Ich machte die Tür hinter uns zu, stellte die Soßenschüssel in die Mikrowelle und wandte mich Joyce zu. »Was soll das hier?«
    »Mir ist klar geworden, dass ich die Sache falsch angepackt habe. Wir suchen doch beide nach Dickie, oder? Aber du hast deinen schwarzen Hengst, der dir hilft. Das verschafft dir einen großen Vorteil. Statt

Weitere Kostenlose Bücher