Ein echter Schatz
tauchen wie aus dem Nichts auf. Bevor ich was unternehmen kann, machen sie schon die Beine breit.«
Eine Frau in Paillettentanga und Pailletten-BH schlurfte vorbei, und Ranger gab ihr einen Zwanziger, bevor sie ihn mit ihrer Beinarbeit überzeugen konnte.
»So kann man sein Geld auch loswerden«, sagte ich zu Ranger.
»Ich tu das nur für dich, Babe. Den Preis zahle ich gerne, wenn es dich vor dem Gefängnis bewahrt.«
Er schüttete das Glas Wodka auf den Boden hinter sich. Die Kellnerin fegte herbei, nahm sein Glas und holte ihm einen neuen Wodka.
Um fünf vor zehn lief Rufus ein. Er nahm an einem Tisch unweit der Theke Platz und bestellte etwas zu trinken. Eines der Mädchen kam auf ihn zu und durfte ihre Anmache abspulen. Das Hinterzimmer hatte montags wohl geschlossen, deswegen wurde die Action nach vorne verlegt.
Ranger und ich schauten dabei zu, wie sie herumwirbelte, auf und ab hopste und sich an Rufus schmiegte.
»Ich weiß ja, dass Männer auf so was stehen«, sagte ich zu Ranger.
»Aber mich persönlich macht jeder Ausverkauf in der Schuhabteilung von Macy‘s mehr an. Ein Gutes hat das ganze Gefummel immerhin für uns: Die Lady schabt sich alle ihre Pailletten an ihm ab, der Mann wird nachher glimmen wie ein Glühwürmchen, wenn wir ihn verfolgen.« Die Tänzerin glitt an Rufus auf und ab, und jedes Mal versank sein Gesicht zwischen ihren Brüsten.
»Die bringt ihn noch um«, sagte ich zu Ranger. »Der erstickt gleich. Jetzt unternimm doch was!«
»Dem geht‘s gut. Er sieht kerngesund aus«, sagte Ranger.
»Er sieht grauenvoll aus. Er ist ganz grünviolett im Gesicht, würde ich sagen.«
»Das macht die Beleuchtung.«
»Kommt es bei Männern eigentlich zu Erek… ich meine, kommt es bei Männern bei diesem Anschmiegen und Rumdrücken in aller Öffentlichkeit eigentlich zu irgendwelchen Reaktionen?«, wollte ich von Ranger wissen.
»Das nehme ich doch an. Aber es ist das erste Mal, dass ich jemanden grünviolett anlaufen sehe.«
Um zehn nach zehn kam der Mann, dem ich die Eier an die Schenkel getackert hatte, in die Bar und ließ sich Rufus gegenüber nieder. Er sagte etwas zu der Tänzerin, die daraufhin abrupt aufstand und verschwand. Rufus bat um die Rechnung und trank sein Glas aus. Er zahlte und verließ die Bar zusammen mit dem Muskelprotz.
»Geben wir ihnen etwas Vorsprung«, sagte Ranger. »Wenn sie uns erkennen, sind wir aufgeschmissen.«
»Keine Angst, dass wir sie aus den Augen verlieren?«
»Tank steht auf dem Parkplatz und Hal draußen auf der Straße.« In dem Moment meldete sich Tank auf Rangers Handy.
»Sie fahren los«, sagte Ranger und klappte sein Handy zu.
Er winkte der Kellnerin und warf einen Hundertdollarschein auf den Tisch. Wir verließen den Club und folgten Tanks Anweisungen, mit denen er uns durch die Stadt lotste. Sie führten uns zur Sozialsiedlung, und ich konnte mir denken, wohin es ging: zu dem Mietshaus, das der Kanzlei gehörte.
In der Jewel Street konnte man nur an der Bordsteinkante parken, und zu dieser Nachtzeit waren alle Plätze belegt.
»Rufus ist mit dem Muskelprotz zusammen im Auto unterwegs«, gab Tank über die Freisprechanlage durch. »Er hat sich vor dem Haus absetzen lassen, und sein Leibwächter ist weitergefahren. Hal hat den Wagen bis zur Stark Street verfolgt, dann im Verkehr aus den Augen verloren. Ich stehe jetzt in der zweiten Reihe gegenüber von dem Haus auf der anderen Straßenseite. Rufus ist reingegangen und noch nicht wieder rausgekommen. Seit ich hier stehe, hat niemand sonst das Haus betreten. Aber ich bin auch erst seit ein paar Minuten hier.«
Ranger rief Hal an. »Geh zur Rückseite des Gebäudes und pass auf, dass sie gesichert ist.«
»Alles klar«, sagte Hal. »Ich stehe ein paar Straßen weiter, bin gleich da.«
Ranger umrundete einmal den Block und fand schließlich einen Parkplatz in einer Seitenstraße. Wir stiegen aus und gingen zu der Stelle, an der Tank bereits wartete. Vom Bürgersteig aus sahen wir an dem Mietshaus hoch, Licht brannte nur in den Wohnungen 1A und 3A. In 3A waren auch die Vorhänge zugezogen.
»Es muss der zweite Stock sein. Smullens Wohnung«, sagte ich. »Ich kann mir keine andere Möglichkeit vorstellen. Ich bin mit Lula neulich alle Wohnungen abgegangen.«
»Ich habe Rufus versprochen abzuwarten, bis er fertig ist, bevor ich einschreite, aber das hier kommt mir komisch vor«, sagte Ranger.
»Was hast du eigentlich mit Gorvich vor, wenn du ihn findest?«, fragte ich ihn. »Mit ihm
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