Ein echter Schatz
die Tür zu seiner Wohnung auf und führte mich in die Küche.
»Hast du Hunger?«, fragte er.
»Ich bin ausgehungert. Und hundemüde.«
»Ich sag Ella Bescheid. Sie kocht dir, was du willst. Oder du kramst dir selbst was aus den Regalen zusammen. Von deinem letzten Besuch ist noch Erdnussbutter übrig.«
»Erdnussbutter reicht mir völlig.«
Ich schälte mich aus der Jacke und sammelte mir die Sachen für ein Erdnussbutter-Oliven-Sandwich zusammen, während Ranger eine Nummer auf seinem Handy wählte.
»Wen rufst du an?«, fragte ich.
»Morelli. Soll ich die Fernsprecheinrichtung einschalten?« »Nein. Dazu fehlt mir die Kraft.«
»Wir müssen uns mal austauschen«, sagte Ranger zu Morelli. »Heute Abend hat es wieder gebrannt. Zwei Menschen wurden mit einem Flammenwerfer geröstet. Ich habe sie gesehen, kurz bevor das Haus in die Luft flog. Die gleiche Masche wie bei dem Lagerhaus. Beide Male waren die Opfer bereits verbrannt, wieder wurde ein Brandbeschleuniger verwendet und wahrscheinlich auch ein Zeitzünder. Ich würde nachher gerne die Polizeiberichte lesen. Und es wäre ratsam, heute noch die Identität der beiden Leichen in dem Haus festzustellen.«
Morelli antwortete etwas, und Ranger sah zu mir herüber.
»Nein, direkt beteiligt war sie nicht«, sagte Ranger. »Sie war die ganze Zeit bei mir. Es geht ihr gut so weit. Nicht mal ihr Haar hat dieses Mal was abgekriegt.«
Ich verdrehte die Augen und zeigte Morelli und Ranger den Finger.
»Ich wollte, dass du es als Erster erfährst«, sagte Ranger. »Wenn du gerade nicht abkömmlich bist, kann ich mich an deinen Vorgesetzten wenden. Vielleicht wäre es von Vorteil, ein Sonderkommando einzurichten.«
Ranger klappte sein Handy zu und entkorkte eine Flasche Rotwein. Er goss mir ein Glas ein und nahm sich eine Olive.
»Ist Morelli darauf eingestiegen?«, fragte ich. »Jedenfalls hat er es weitergereicht.«
Als ich mein Sandwich endlich fertig hatte, war ich so kaputt, dass ich meine Kaumuskeln kaum mehr bewegen konnte. Ich spülte den Bissen mit einem Schluck Wein herunter und spürte, wie meine Beine schwer wurden.
»Ich gehe nach unten und recherchiere mal ein bisschen über Flammenwerfer«, sagte Ranger. »Bis später.«
Ich aß das Sandwich auf und legte mich schlafen. Zur Nacht trug ich eins von Rangers T-Shirts, es war groß und bequem, und es war das erstbeste Kleidungsstück im Ankleidezimmer, das ich zu fassen bekam. Der menschliche Schlaf ist eine seltsame Einrichtung. Eben noch schlummert man selig, und dann plötzlich ist man wach, und alles beginnt von Neuem. Ich schlug die Augen auf, und über mir stand Ranger, schon angezogen, in der Hand eine Tasse Kaffee.
»Ich habe dich extra ausschlafen lassen«, sagte er. »In einer halben Stunde ist eine Besprechung auf der Polizeiwache. Du hast zehn Minuten fürs Duschen und Anziehen. Den Kaffee stelle ich dir schon mal ins Badezimmer.«
»Was für eine Besprechung?«
»Der Brandmeister, also Ken Roiker, Morelli, Captain Targa, Marty Gobel und was weiß ich, wer noch. Ein Informationsaustausch.« Er sah zu mir herunter. »Du stehst doch auf, wenn ich jetzt gehe, oder?«
»Ja, ja.«
»Du legst dich nicht wieder hin, nein?«
»Nein, nein.«
»Ich glaube dir nicht. Du guckst, als würdest du dich am liebsten gleich wieder hinlegen.«
Er riss die Decke vom Bett und zerrte mich ins Badezimmer. Dann drehte er kurzerhand die Dusche auf und stieß mich, immer noch im T-Shirt, in die Kabine.
»Arschloch!«, rief ich nur.
»Zehn Minuten«, sagte er. Er verließ das Badezimmer und schloss hinter sich die Tür zu.
Ich stand in seinem Bademantel am Waschbecken und föhnte mir die Haare, als er wieder an die Tür klopfte. »Die zehn Minuten sind um.«
»Leck mich!«, sagte ich.
»Hier ist was zum Anziehen für dich.«
Ich steckte den Kopf durch die Tür. »Du hast Kleider für mich ausgesucht?«
»War nicht so schwierig. Sind sowieso immer dieselben.«
Ich nahm die Kleider, machte die Tür zu und zog mich an. Außer am BH war auf allen Sachen das RangeMan-Logo gestickt.
Ich gab das Haartrocknen auf. Schminken würde ich mich während der Fahrt im Auto.
In der Küche wartete Ranger auf mich. Er hielt einen Thermosbecher mit Kaffee und einen Bagel für mich in der Hand. Ranger verspätete sich höchst ungern. Nur Tod oder Verstümmelung oder morgendlichen Spontansex ließ er als Entschuldigungen gelten.
Ich nahm den Kaffee und den Bagel und trottete hinter Ranger her aus der Wohnung in den
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