Ein echter Schatz
nicht.«
»Die Flammentoasterbombe«, witzelte Marty Gobel. »Es wäre nicht das erste Mal.«
Morelli rang sich ein Lachen ab, Ranger stupste unterm Tisch mein Knie an.
»Sind die Opfer der Brandkatastrophe in dem Mietshaus schon identifiziert?«, fragte Ranger.
»Wir sind noch dabei. Es ist nicht viel übrig geblieben von den beiden. Die Explosion erfolgte in unmittelbarer Nähe, und das Feuer entwickelte eine größere Hitze als im Lagerhaus.«
»Wir haben gesehen, wie Rufus Caine das Haus betreten hat. Wir glauben, dass er sich dort mit Victor Gorvich getroffen hat«, sagte Ranger. »Tank war auf Beobachtungsposten, aber er hat keinen von beiden vorne aus dem Haus kommen sehen. Jemand hat sich hinten aus einem Fenster abgeseilt.«
Die Verbindung zum Drogenhandel brachte Ranger erst gar nichts ins Spiel, auch nicht die vierzig Millionen, und Dickie Orr fand ebenfalls keine Erwähnung.
Fünf Minuten vor Ende der Besprechung klingelte Morellis Handy, und er ging raus, um ungestört telefonieren zu können, kam aber nicht mehr zurück. Um elf Uhr verließen Ranger und ich das Gebäude, setzten uns in seinen Porsche und schnallten uns an.
»Glaubst du, dass er uns mit der Toastergeschichte verarschen wollte?«, fragte ich Ranger.
»Nein. So clever ist er nicht. Als ich auf der Suche nach einem Zünder die Wohnung noch mal abgegrast habe, konnte ich nichts Auffälliges entdecken. Smullens Freundin hatte alles ausgeräumt, nur das Sofa und den Toaster nicht. Ich habe den Toaster zwar gesehen, mir aber nichts weiter dabei gedacht.«
»Wenn wir das nächste Mal eine benzingetränkte Wohnung betreten, schalten wir zuerst den Toaster aus.«
An der letzten Kreuzung vor dem RangeMan-Haus guckte Ranger in den Rückspiegel. »Scheint so, als hätte Joyce ihren Mercedes wieder zum Laufen gebracht.«
Ich drehte mich um und sah aus dem Rückfenster. Joyce klebte an unserer Stoßstange.
»Eins muss man ihr lassen«, sagte ich. »Die Frau ist echt gut.«
»Zu gut für meinen Geschmack«, sagte Ranger. »Sie kann unsere Position sogar von unterwegs aus feststellen.«
Er schloss die Tiefgarage mit der Fernbedienung auf und stellte sich auf den Parkplatz direkt vor dem Aufzug.
»Hast du heute schon was vor?«, fragte er mich. »Wenn du nichts Besseres zu tun hast, hätte ich ein bisschen Bürokram für dich.«
»Ich habe noch zwei Fälle von Kautionsflucht, die wollte ich mir eigentlich noch mal vornehmen.«
»Wenn du deine Umhängetasche irgendwo hinlegst, vergiss nicht, den Notsender vorher rauszunehmen. Steck ihn in die Hosentasche.«
»Ist es in Ordnung, wenn ich nur einen mitnehme?«
»Wie viele hast du denn?« »Drei.«
Ranger verschlug es im ersten Moment die Sprache. »Ich habe dir nur einen gegeben.« »Scheiße!«
Wir fuhren mit dem Aufzug zu Rangers Wohnung, gingen hinein und leerten meine Tasche auf dem Küchentisch aus.
Ranger nahm als Erstes einen Kugelschreiber aus dem Durcheinander.
»Das ist meine Wanze.«
Ich nahm sie ihm ab und steckte sie in die Hosentasche.
»Der Lippenstift hat auch ein Mikro«, sagte ich und gab ihm das Teil.
»Der ist wahrscheinlich von Joyce«, sagte Ranger. »Diese Dinger kriegt man im Spy Store.«
»Und hier ist die dritte Wanze.« Ich hielt ihm einen eingewickelten Hustenbonbon hin.
»Toll«, sagte Ranger und untersuchte den Bonbon. »Superklein. Gut getarnt. Wie hast du das entdeckt?«
»Ich wollte es essen.«
»Das ist der Haken. Mit meiner Kugelschreiberwanze kann man wenigstens normal schreiben.«
»Ganz schön gruselig. Drei Leute haben mir jeweils einen Sender aufgedrückt, und ich habe nicht mal was davon gemerkt. Da muss ich mich doch fragen, was ich sonst wohl noch alles nicht mitkriege. Eine Wanze ist von dir, so viel steht fest. Du hast sie mir angeheftet, um mich zu beschützen. Die zweite ist wahrscheinlich von Joyce, weil sie denkt, wir würden sie direkt zu Dickie Orr führen. Woher kommt also die dritte?«
»Es könnte ganz einfach jemand sein, der denselben Wunsch wie Joyce hat. Einer der Kompagnons, der glaubt, du wüsstest, wo Dickie und das Geld versteckt sind. Vielleicht hat da jemand ein weites Netz gespannt, vielleicht hat Joyce ja auch eine Wanze in ihrer Tasche.«
»Soll ich mir jetzt vor Angst in die Hose machen?«
»Jetzt mal nicht gleich den Teufel an die Wand. Eigentlich wissen wir ja gar nicht, was diese kleinen Geräte genau für Funktionen haben. Ich nehme sie mal mit nach unten und übergebe sie einem meiner
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