Ein echter Schatz
wir ihn nicht, wenn das gegen seinen Willen ist.«
»Dann kannst du ihn auch gleich bei mir abladen«, sagte Morelli. »Ich habe ihn später sowieso wieder am Hals.«
»Ich bringe ihn dir vorbei. Wir tragen ihn durch den Hintereingang rein.«
»Was ist mit Dave?«, fragte ich Ranger.
»Dave habe ich nie zu Gesicht bekommen. Dickie war allein in der Wohnung, sie hatten ihn gefesselt im Badezimmer eingesperrt. Wir haben eine Alarmanlage installiert, Dave wird also wahrscheinlich nicht wieder auftauchen. Falls doch, habe ich einen meiner Männer in der Gegend postiert. Ich habe die Wohnung durchsucht, aber nichts gefunden, aus dem hervorgeht, wo Petiak sich versteckt hält. Auf die Polizei haben wir nicht mehr gewartet.«
Ranger brachte uns zur Tiefgarage.
»Was willst du mit Stephanie machen?«, fragte Ranger Morelli. »Sie kann nicht zurück in ihre Wohnung. Soll sie hierbleiben, oder willst du sie mit zu dir nehmen?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es unter einem Dach mit Dickie aushält«, sagte Morelli zu Ranger. »Kann ich sie dir mit einem guten Gefühl überlassen?«
»Nein«, sagte Ranger. »Keine Sekunde.«
»Du lieber Himmel«, sagte ich. »Ich bleibe bei keinem von euch beiden. Ich gehe zu Lula oder zu meinen Eltern. Heute Abend muss ich mich sowieso auf die Lauer legen. Stichwort: Diggery.«
»Jetzt sag mir noch mal, was Sache ist«, bat mich Lula.
Wir saßen in ihrem Firebird vor dem RangeMan-Haus, hinter uns stand Binkie mit laufendem Motor.
»Wir wollen uns Diggery schnappen«, erklärte ich ihr. »Heute Morgen wurde Stanley Berg beerdigt, in einem feinen neuen Anzug und mit einem Diamantring am kleinen Finger.«
»Ich bringe dich zum Friedhof, aber ich suche nicht mit dir die Gräber ab. Da bleibe ich lieber im Auto sitzen. Heute Nacht ist Vollmond. Und auf dem Friedhof wimmelt es bestimmt von Werwölfen und allem möglichen Getier.«
Ich sah durch die Windschutzscheibe nach draußen. »Ich kann keinen Mond erkennen.«
»Er hat sich hinter Wolken versteckt. Nur weil du ihn nicht siehst, muss das nicht heißen, dass keiner da ist. Die Werwölfe werden schon wissen, dass er da ist.«
»Na gut. Dann warte eben im Auto auf mich. Lass das Fenster einen Spaltbreit offen, damit du mich hörst, wenn ich Hilfe brauche, und du die Polizei rufen kannst.«
»Klingt passabel«, sagte Lula. »Echt, du musst ganz schön verrückt sein. Schlägst dich mit lebenden Schlangen, verbrannten Leichen und explodierenden Bibern rum, bis zum Abwinken. Das ist doch nicht mehr normal. Solche krassen Sachen habe selbst ich damals als Nutte nicht erlebt. Das einzig Normale in deinem Leben ist dein heißer Freund, dabei weißt du nicht mal, was du mit ihm machen sollst. Und dann rennt dir auch noch dieser gruselige Ranger hinterher. Ich meine, der Mann ist scharf, schärfer als scharf, aber normal ist der nicht.«
»Manchmal ist er ganz normal.«
»Du hast mich nicht verstanden, meine Süße. Er ist viel besser als normal.«
Lula fuhr bis vor den Haupteingang des Friedhofs und hielt an. »Weiter kann ich nicht«, sagte Lula. »Hier herrscht Nachtfahrverbot.«
»Den Rest gehe ich zu Fuß«, sagte ich.
»Hast du eine Taschenlampe dabei?«
»Die nehme ich lieber nicht mit. Das kann ich nicht riskieren. Sonst sieht mich Diggery noch.«
»Das geht wirklich zu weit«, sagte Lula. »Ich kann dich doch nicht allein da hingehen lassen. Du hast ja nicht mal eine Waffe dabei.«
»Binkie kommt ja mit.«
»Binkie scheint mir nicht gerade der Allerhellste zu sein. Dem will ich dich lieber nicht überlassen. Ehrlich, wir sollten nach Hause fahren. Da ist es viel schöner, wir könnten vor der Glotze abhängen und uns durch eine Tüte Chips mampfen. Aber nein, Stephanie muss unbedingt auf den Knochenacker. Und bestimmt hat Diggery wieder seine Schlange dabei, wenn wir ihn überhaupt finden. So sieht es nämlich aus.«
Ich stieg aus dem Firebird und begab mich zu Binkie hinter uns.
»Ich bin hinter einem NVGler her, der noch einem kleinen Nebenerwerb als Grabräuber nachgeht«, erklärte ich ihm. »Ich vermute stark, dass er heute Abend hier ist.«
Binkie sah zu dem nachtdunklen Friedhof. »Du meine Güte!«
Seine Abneigung, hinter mir her über den Friedhof zu tapern, konnte ich durchaus nachvollziehen. Auf den ersten Blick war es gruselig, ich hatte Diggery jedoch schon mal nachts über diesen Friedhof gejagt, und ich habe es überlebt. Im Laufe meiner Arbeit als Kopfgeldjägerin hatte ich oft genug
Weitere Kostenlose Bücher