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Ein echter Schatz

Ein echter Schatz

Titel: Ein echter Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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drei Minuten vor sechs. Wenn das Essen nicht in spätestens acht Minuten auf dem Tisch stand, war für meine Mutter alles verdorben. Meine Mutter funktioniert nach einem strengen Zeitplan. Der Rahmen für Perfektion in ihrer Küche ist eng gesteckt.
    Wir begaben uns alle ins Wohnzimmer, um Carl Coglin zu begrüßen.
    »Darf ich vorstellen? Das ist Carl Coglin«, verkündete Grandma. »Er ist Tierpräparator, und er hat die Kabelgesellschaft geknackt.«
    »Scheißverein«, sagte mein Vater.
    »Ich habe Ihnen ein kleines Geschenk mitgebracht, weil Sie so freundlich waren, mein Haus zu hüten«, wandte sich Coglin an Grandma und übergab ihr eine große Schachtel.
    Grandma öffnete die Schachtel und beförderte vorsichtig eine ausgestopfte Katze ans Tageslicht. Sie stand auf vier steifen Beinen, und ihr Schwanz sah aus wie eine Flaschenbürste, als hätte die Katze im Regen der Blitzschlag getroffen.
    »Ist ja spitzenmäßig!«, sagte Grandma. »Ich wollte schon immer eine Katze haben.«
    Meine Mutter wurde kreidebleich und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Ach, du liebe Scheiße«, sagte mein Vater. »Ist das Vieh etwa tot?«
    »Er heißt Blackie«, sagte Coglin.
    »Er explodiert doch nicht gleich, oder?«, fragte Grandma.
    »Nein«, sagte Coglin. »Es ist ein Kuscheltier.«
    »Na, so was«, sagte Grandma. »Es ist das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe.«
    Bob trottete ins Zimmer, erspähte Blackie und verkroch sich unter den Tisch.
    »Lieber Himmel«, sagte meine Mutter. »Wo bleibt die Zeit! Jetzt aber essen. Setzt euch hin. Ich gieße schon mal den Wein ein.« Meine Mutter schenkte sich Roten ein und kippte ihn in einem Schluck hinunter. Es dauerte ein paar Takte, bis er im Magen ankam, gleich darauf kehrte wieder Farbe in ihr Gesicht.
    Grandma rückte noch einen Stuhl an den Tisch, damit Blackie mit uns essen konnte. Die Katze hatte eng beieinanderstehende Augen, das eine etwas höher als das andere, was ihr einen genervten, irgendwie debilen Ausdruck verlieh. Sie schielte über die Tischkante, ein Auge auf Morelli gerichtet, das andere auf sein Wasserglas.
    Morelli prustete los vor Lachen. Ich stieß ihn mit dem Ellbogen an, und er senkte den Kopf und biss sich auf die Lippen, um sich wieder einzukriegen. Sein Gesicht lief rot an, und vor lauter Anstrengung fing er an zu schwitzen.
    Bob knurrte rachitisch und drückte gegen mein Bein.
    »Ich esse nicht mit einer toten Katze am Tisch«, sagte mein Vater. Grandma hielt Blackie die Ohren zu. »Das verletzt ihn«, schimpfte sie mit meinem Vater.
    »Mir scheißegal«, sagte mein Vater. »Geben Sie mir Ihre Pistole, Morelli.«
    Meine Mutter hatte bereits ihr drittes Glas Rotwein intus. »Also ehrlich, Frank«, sagte sie. »Jetzt werd nicht gleich hysterisch.« Morellis Handy klingelte; er entschuldigte sich und stand auf.
    Ich packte ihn am T-Shirt. »Wenn du nicht wiederkommst, suche ich dich. Und dann wehe dir!«
    Kurz darauf kam er wieder und beugte sich zu mir herab. »Das war Ranger. Er hat Dickie gefunden, ziemlich betäubt, aber so weit okay. Er wurde in Daves Wohnung festgehalten. Die Einzelheiten kenne ich noch nicht. Er bringt ihn erst mal zu RangeMan. Ich habe ihm gesagt, dass wir vorbeikommen, wenn wir hier fertig sind.«
    »Carl will mir beibringen, wie man Tiere ausstopft«, sagte Grandma.
    »Eigentlich wollte ich ja mit Kegeln anfangen, aber Tiereausstopfen wäre auch eine Alternative. Carl meint, ich könnte es hier am Küchentisch machen.«
    Vor Schreck fiel meiner Mutter die Gabel aus der Hand, sie krachte scheppernd auf den Teller.
    Dickie befand sich in einer Arrestzelle bei RangeMan. Er lag ausgestreckt auf einer Pritsche, einen Eisbeutel auf dem Gesicht. Wir sahen ihn durch ein Spionfenster in der Tür.
    »Ich wusste gar nicht, dass ihr auch Arrestzellen hier habt«, sagte ich zu Ranger.
    »Wir betrachten sie eher als Privaträume«, sagte Ranger.
    »Warum der Eisbeutel?«
    »Damit die Schwellung der gebrochenen Nase abnimmt. Es ist kein schlimmer Bruch. Wir haben ein Heftpflaster draufgeklebt und ihm ein Schmerzmittel gegeben. Anscheinend musste ein bisschen nachgeholfen werden, damit er redet.«
    »Sonst noch was nicht in Ordnung mit ihm?«
    »Ja, alles Mögliche«, sagte Ranger. »Aber das rührt nicht aus der Zeit mit Dave. Sie haben ihm irgendwas zur Beruhigung gegeben. Informationen kriegen wir von ihm erst, wenn er das Zeug ausgeschieden hat. Wir können ihn hierbehalten, bis er zu sich kommt, aber länger festhalten dürfen

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