Ein echter Schatz
am kleinen Finger unter die Erde gebracht und mit einem neuen Anzug von Brooks Brothers, der Simon Diggery passen würde. Das Wetter ist mild, nur später soll es regnen.
Aber ich glaube, das bisschen Regen würde Simon nicht von seinem Raubzug abhalten, wenn er dringend einen Anzug braucht.«
Wir setzten Grandma ab und fuhren dann weiter zu Morelli, um Bob abzuholen. Morelli parkte in der kleinen Nebenstraße hinter seinem Haus, zog den Schlüssel aus dem Anlasser und steckte ihn in die Hosentasche.
»Warte hier«, sagte er. »Ich bin gleich wieder da.«
Ich sah ihn fragend an. »Warum hast du den Autoschlüssel abgezogen?«
»Wenn ich ihn stecken lasse, wärst du nachher nicht mehr da.«
»Ich könnte auch so abhauen.«
»Ja, aber so hätte ich wenigstens noch das Auto.«
Morelli lief zum Hintereingang, verschwand für kurze Zeit und tauchte dann mit Bob wieder auf. Bob sprang aus dem Haus, an seine Leine gekettet, und vollführte einen Freudentanz. Er hob sein Bein auf einem kleinen gelben Rasenflecken, zischte dann zur Kofferraumklappe des SUV, ganz aufgeregt wegen der bevorstehenden Spazierfahrt. Morelli hievte den Hund in den Wagen und setzte sich wieder hinters Steuerrad.
»Und jetzt?«, fragte er.
»Ich wollte noch mal eben beim Büro vorbeifahren.«
»Ja.«
»Gut«, sagte er und gab Gas. »Also, auf ins Büro.«
»Das ist doch wirklich albern. Willst du den ganzen Tag über wie eine Klette an mir hängen?«
»Worauf du dich verlassen kannst, Pilzköpfchen.«
Connie legte gerade neue Akten mit NVGlern an, als ich hereinkam.
»Hier sind ein paar Neue für dich«, sagte sie. »Nichts Einträgliches, aber Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. Drogenbesitz, häusliche Gewalt und schwerer Autodiebstahl.« Sie tat die Unterlagen in eine Mappe und gab sie mir. »Wie geht es Tank? Ich habe gehört, jemand hätte auf ihn geschossen.«
»Er ist schon auf dem Weg der Besserung. Ich habe ihn gesehen, als er gerade aus dem OP kam.«
»Lula ist gleich losgerannt, als sie davon erfuhr.«
»Wir haben sie im Krankenhaus getroffen. Sie wollte noch bei Tank bleiben, damit er sich auch anständig benimmt.«
Die Ladentür flog auf, und Lula schneite herein. »Ich durfte nicht mehr bleiben. Die Schwestern meinten, ich hätte einen schädlichen Einfluss. Könnt ihr euch das vorstellen? So ein Schwachsinn, ich habe überhaupt niemandem was zuleide getan.«
»Du und schädlich? Wer kommt denn auf so was?«, sagte Connie.
»Die Schwestern da kann man sich sowieso alle von der Backe putzen«, sagte Lula. »Sonst war es nicht schlecht. Sie haben Tank irgendein Goldwässerchen in den Tropf gegeben, damit er friedlich einschläft.« Ihr Blick ging aus dem Ladenfenster nach draußen. »Was macht Morelli denn da?«
»Er wartete auf mich«, sagte ich.
»Warum?«
»Will ich nicht drüber reden.«
»Er passt auf dich auf, ja?«, sagte Lula. »Steht das im Zusammenhang mit den Schüssen auf Tank?«
»Welche Version wollt ihr hören? Die lange oder die kurze?«, fragte ich die beiden.
»Die lange Version«, sagte Connie. »Mit allen Details.«
»Ja«, sagte Lula. »Und nichts auslassen. Wird bestimmt spannend.« Ich brauchte über zehn Minuten für die lange Version, hauptsächlich deswegen, weil Lula sich endlos darüber ausließ, warum Morelli mir nicht gesagt hatte, dass Dickie bei ihm wohnte.
»Er hat dir nicht Bescheid gesagt?«, erboste sich Lula. »Nach allem, was du für ihn getan hast?«
»Ja, genau«, sagte Connie. Sie sah Lula an. »Wie meinst du das?«
»Mit ihm vögeln«, sagte Lula. Wir dachten kurz darüber nach.
»Na gut, vielleicht kein gutes Beispiel«, räumte Lula ein. »Jeder will mit Morelli vögeln.«
»Es muss doch noch etwas anderes geben, was du für ihn tust«, sagte Connie.
Connie und Lula warteten darauf, dass ich ihnen verriet, was ich sonst noch für Morelli tat.
»Manchmal passe ich auf Bob auf«, sagte ich.
»Siehst du«, sagte Lula. »Sie passt auf Bob auf. Dabei hätte er es ihr ja sagen können. Ich hätte ihm an deiner Stelle glatt eine gescheuert.«
»Du hättest Morelli eine gescheuert?«, sagte Connie. »Joe Morelli?«
»Vielleicht nicht Morelli«, sagte Lula. »Aber den meisten anderen Männern.«
»Dickies Babysitter spielen gehörte eben einfach zu seiner Arbeit«, sagte Connie.
»Ja. Und Stephanie tut wohl doch nicht so viel für ihn«, sagte Lula.
»Vielleicht solltest du dich etwas mehr für Morelli ins Zeug legen«, schlug sie vor.
»Wie denn?«
»Kochen
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