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Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition)

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Titel: Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Grytten
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kennenzulernen. Sehr, sehr angenehm.
    Wer um alles in der Welt war das?, fragte Grace, als sie gegangen waren. Arvid musste zugeben, dass er, um den Kredit an die Oslobank zurückzahlen zu können, einen Kredit mit 70 Prozent Zinsen und kurzer Tilgungsfrist aufgenommen hatte. Er sagte, er sei sich absolut sicher gewesen, dass die internationale Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen würde, er habe ein paar Gewinneraktien ausgemacht. Wie konntest du nur?, fragte Grace. Alle werden daran verdienen, sagte Arvid. Er behauptete, sich Geld zu leihen bringe Geld. Er hatte nicht genug verdient, um den neuen Kredit zurückzuzahlen, darum hatte er vor zwei Monaten einen weiteren Kredit aufgenommen, um die beiden ersten Kredite abzuzahlen. Der letzte Kredit sei mit 90 Prozent Zinsen belegt gewesen und habe eine noch kürzere Tilgungsfrist gehabt als die beiden ersten. Das Positive sei, dass er in den letzten Tagen an der Börse so viel gewonnen habe, dass er in den nächsten sechs Monaten alle Raten bezahlen könne. Wie konntest du nur?, fragte Grace. Eine Woche später, exakt zum selben Zeitpunkt, klingelte es wieder an der Tür. Arvid Lunde rief Grace zu, sie solle sich auf den Boden legen. Ich denke nicht daran, sagte sie. Leg dich auf den Boden, flüsterte Arvid Lunde. Hast du nicht bezahlt?, fragte Grace. Leg dich auf den Boden, sagte Arvid Lunde. Warum hast du nicht bezahlt?, fragte Grace. Es klingelte erneut. Arvid flüsterte, sie solle sich auf den Boden legen. Robby begann zu weinen. Hast du nicht bezahlt?, fragte Grace. Bring ihn zur Ruhe!, schrie Arvid Lunde. Warum hast du nicht bezahlt? Kannst du ihm nicht die Brust geben? Ihm die Brust geben? Ja, kannst du ihm nicht auf dem Boden die Brust geben? Ihm auf dem Boden die Brust geben? Pssst! Er verrät uns. LEG IHN AN DIE BRUST, DAMIT ER DIE KLAPPE HÄLT! Zum Schluss nahm Grace ihren Sohn und stillte ihn auf dem Boden. So blieben sie liegen, bis das Läuten aufhörte. Dann schlich Arvid zum Fenster. Er konnte draußen niemanden sehen, entdeckte aber zwei Personen in einem braunen Chevrolet weiter unten in der Straße. Die beiden waren nicht so einfach zu erkennen, weil es auf die Windschutzscheibe regnete. Aber es schienen zwei Männer zu sein. Ja, es waren die beiden Kerle. Er sah die Gesichter, als sie sich Zigaretten anzündeten. Niemand sonst würde in einem Auto sitzen, ohne sich zu rühren.
    Du kannst ja die Polizei rufen, sagte Grace.
    Es ist nicht verboten, still in einem Auto zu sitzen, sagte Arvid.
    Am Abend klingelte es erneut. Vom Fenster aus sahen sie, dass es ein kleines Mädchen war, das unten stand. Grace war schon auf dem Weg zur Tür, um zu öffnen. Bist du wahnsinnig!, schrie Arvid. Wieso?, fragte Grace. Das ist ihre Vorgehensweise, sagte Arvid. Sie bitten ein Kind, bei uns zu klingeln, wir machen auf, und sie wissen, dass wir zu Hause sind. Später lagen sie wach im Bett, selbst das Zuschlagen einer Autotür ließ Arvid zusammenfahren. Was sollen wir tun, Liebes?, fragte er. Wie wär’s, wenn du mal den Kopf einschaltest?, fragte sie. Er kroch zum Fenster und starrte in die dunkle Herbstnacht. Draußen war kein Mensch zu sehen. Er konnte jedenfalls niemanden erkennen. Grace war lange still, dann sagte sie: Weißt du, Arvid, wenn ich nachts wach werde und dich hier liegen sehe, denke ich: Wer bist du? Wer bist du, Arvid? Du machst mir Angst, Arvid. Er kroch wieder ins Bett und schmiegte sich an sie. Sie schüttelte ihn ab. Er versuchte es erneut, als klammerte er sich an den letzten Rest eines Luxuslebens, das er nicht länger führte.

Als sie an einem Oktoberabend von einer Party nach Hause kamen, sagte Grace, sie wolle Arvid verlassen. Dabei stand sie vor der Kühlschranktür und kehrte ihm den Rücken zu. Er sah ihr Profil im Licht der Kühlschrankbeleuchtung. Sie denke schon lange daran, sagte sie, aber sie habe sich vor den vielen Tränen und Streitereien gefürchtet, ob er das verstehen könne? Gott, fällt mir das schwer, sagte sie. Er reagierte nicht so, wie sie es erwartet hatte. Ganz ruhig ging er zum Kühlschrank und schloss die Tür. Können wir noch etwas machen?, fragte er und nahm sie in den Arm. Er wollte, dass sie sich professionelle Hilfe holten. Erzähl mir nicht, dass du überrascht bist, sagte Grace. Ich will, dass wir darüber reden, sagte Arvid. Da gibt es nichts zu bereden, sagte Grace. Ich will nur, dass wir darüber reden. Es nützt nichts, darüber zu reden, sagte Grace.
    Die Leute in Odda redeten jedenfalls darüber, sie

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