Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition)
Hintergrund dieses Gebots zu ergründen, habe die eigentliche Motivation aber nie verstanden. IKEA durfte nach Herzenslust über Åsane herfallen, alles war erlaubt, fahr zu, fahr mir in die Kniekehlen, ramm mir den Schirm ins Herz, schlag mich blutig, aber tu es bitte in Rot, Weiß und Blau! Es ist Viertel vor acht, hier herrscht Grabesstille, wie es so schön heißt. Ich bin so müde, so müde. Ich atme den Bettgeruch ein, hole Luft, döse weg, ertrinke in einer Gischt aus Schlaf. Ich träume, dass ich in einem Dornenbett liege, um mich herum wachsen Büsche, sie wachsen mir in die Körperöffnungen hinein, in den After, in den Mund, in die Ohren. Ich werde wach und nehme die Zähne vom Nachttisch. Immer noch überrascht es mich, das Gebiss außerhalb meines Mundes vorzufinden. Dort liegt es, strahlend weiß, bereit für die Anforderungen des Tages. Natürlich sollte ein Mann mit eigenen Zähnen durchs Leben gehen, aber ich musste mich damit abfinden, sie eines Abends eingebüßt zu haben, als ich allein im Laden stand. Kurz vor Ladenschluss kamen drei junge Kerle herein. Sie trugen dunkle Klamotten und hatten Kapuzen auf. Einer hatte einen schwarzen Knüppel in den Händen. Natürlich war mir sofort klar, was sie wollten, darum sagte ich wahrheitsgemäß, dass hier nicht viel zu holen sei. Ich empfand es als meine Pflicht, sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie gerade ein Möbelgeschäft ausraubten, das in die letzte traurige Phase eines ansonsten guten Lebens eingetreten war. Quatsch nicht so viel!, schrie der eine. Ich versuche nur, euch zu erklären, dass wir hier so gut wie keine liquiden Mittel mehr haben. Sie forderten mich auf, die Kasse zu öffnen. Ich gehorchte. Wo ist das Geld?, rief der Wortgewandteste, ihm war anscheinend die Ehre zuteilgeworden, Sprecher des Trios zu sein. Er drückte mir den Knüppel gegen die Brust. Ich weiß nicht, was sie sich vorgestellt hatten, dass unser Schmuckkästchen überquoll? Seid ihr enttäuscht?, fragte ich. Sie gaben keine Antwort. Bin ich auch, sagte ich. Wo ist der Safe?, fragte der Junge mit dem Knüppel in der Hand. Habt ihr nicht gehört?, musste ich nachfragen. Der Laden hier ist angezählt, sagte ich. Zeig uns, wo das Geld ist!, sagte der Junge. Ich wurde ärgerlich und ging auf ihn zu. Ein falscher Schachzug. Kurze Zeit später erwachte ich blutend und zahnlos. Ich schloss den Laden ab und fuhr selbst zur Ambulanz. Dort schickten sie mich weiter zum Odontologen nach Haukeland, aber die Zähne waren nicht zu retten. Sie rieten mir, auf deutsche Zähne umzusteigen, die seien praktisch und gut. Ich bin heilfroh, sagte ich zu dem Zahnarzt, dass mein Gehirn und mein Herz noch funktionieren, gegen ein deutsches Gehirn würde ich mich sträuben, und sei es noch so gut und praktisch. Ein paar Monate später fuhr ich zu einem der Jungen, der an dem Überfall beteiligt gewesen war. Zwar war er nicht derjenige, der zugeschlagen hatte, aber ich war ziemlich sicher, den Jungen erkannt zu haben, der sich vorwiegend im Hintergrund gehalten hatte. Seine Eltern waren Stammkunden, schlechte Kunden, wie ich zugeben muss, Kunden, die wir früher abgewiesen hätten, jetzt konnten wir es uns nicht mehr leisten, sie wegzuschicken. Zu Beginn des Jahres, vielleicht auch im Vorjahr, ich weiß es nicht mehr so genau, waren sie bei mir erschienen, um für ihren Sohn ein Bett und einen Schreibtisch zu kaufen. Der Junge war mitgekommen, hatte schlechtgelaunt und mürrisch auf einem Stuhl am Empfang gesessen. Vielleicht war ihm in dem Moment die Idee für einen Überfall gekommen.
Später war ich bei ihnen in Flaktveit gewesen, um die Sachen aufzubauen, daher kannte ich den Weg. Es war nicht so, dass ich die paar Kronen zurückhaben wollte oder gar meine Zähne, ich wollte nur verhindern, dass sich das Ganze wiederholte. Ich wurde in den Garten gebeten, wo die Familie zusammensaß und grillte, einschließlich des Jungen, der an einer Dose Cola nippte. Sein Vater sagte mir geradewegs ins Gesicht, dass er mir nicht glaube. Welchen Teil der Geschichte glauben Sie nicht?, fragte ich. Er sagte, kein Mensch komme auf die Idee, ein Möbelgeschäft zu überfallen, schon gar nicht meins. Da nahm ich die Zähne aus dem Mund und zeigte ihnen das Zahnfleisch. Das machte Eindruck, wie ich mit eigenen Augen sehen konnte. Ich will den Jungen nicht anzeigen, sagte ich, ich will ihm noch eine Chance geben. Aber sie sollten aufpassen, dass Ihr Kind nicht in die falsche Spur gerät. Der Vater blieb
Weitere Kostenlose Bücher