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Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition)

Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition)

Titel: Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Grytten
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und Giebel für Arvid Birkeland, Blindheimsvegen. Regalsystem in klarem Acryllack für Van Tho Nguyen, Ulset. Sofaserie mit Pouf für Familie Time, Åsligrenda. Zu den allerletzten Verkäufen gehörte wohl der Recliner mit Fußschemel für Rannveig Aasebø in der Wohnbaugenossenschaft Prestestien. Ich lieferte ihn selbst aus, trug den Recliner und den Schemel in den elften Stock des Blocks. Frau Aasebø erklärte, den letzten habe sie durchgesessen. Wenn sie nachmittags nach Hause kam, saß sie, bis sie am Abend zu Bett ging, in dem Recliner und sah fern. Ich habe weder Familie noch Freunde, erzählte Frau Aasebø. Sie lächelte auf eine Weise, die ich nicht vergessen kann. Ich setzte mich und sah zusammen mit ihr fern. Wir tranken Kaffee und schauten uns die Nachrichten an, die Wettervorhersage und eine Sitcom. Rannveig Aasebø lobte den neuen Recliner. Schließlich stand ich auf und wünschte ihr viel Glück.
    All diese Möbel. All diese Häuser, die anderen Häusern glichen, ich konnte sie nicht länger auseinanderhalten. Ich fuhr durch Åsane und dachte, jetzt ähnelten sich die Häuser auch drinnen, mit Möbeln, die anderen Möbeln glichen, Schlafzimmern, die anderen Schlafzimmern ähnelten, Wohnzimmer, die wie andere Wohnzimmer aussahen, mit Träumen, zu denen ich nicht mehr gehörte. Die Grenzen meiner kleinen Welt waren immer mehr geschrumpft. Am Ende blieb mir nur noch mein eigenes Haus. Ein Haus ohne Marny. Ein Haus ohne mich.

Diesmal kette ich Ingvar Kamprad ordentlich fest. Keine weiteren Kapriolen. Keine weiteren Ausflüge. Seine maximale Drehachse wird achtzig Zentimeter nicht übersteigen. Tabak, ruft Kamprad hinter uns her. Ich antworte nicht. Wir fahren nach Älmhult. Ein angenehmes Zittern geht durch den Saab. Die Sonne ist schon wach und zündet Häuser an. Ich sehe Menschen auf den schneebedeckten Bürgersteigen, Kinder, die Schneebälle werfen, eine ältere Frau mit einem kleinen Hund. Alles verschwindet, bevor ich es richtig wahrgenommen habe, ich erhasche nur kurze Blicke auf Leute, als wären ihre Bewegungen an diesem Tag im Februar festgefroren. Wie fühlst du dich?, frage ich Ebba. Krank, sagt sie und kauert sich auf dem Beifahrersitz zusammen. Sie drückt das Gesicht gegen das Seitenfenster. Sie erzählt, dass sie in ihrer Kindheit immer vorgegeben hat, krank zu sein, denn dann wurde sie von ihrer Mutter verhätschelt. Ich werfe Ebba einen Blick zu. Sie sagt, ihre Familie sei nach jedem Schuljahr umgezogen. Jeden Sommer transportierten sie ihr Hab und Gut von einer Stadt zu einer anderen. Dann saß sie bei heruntergelassenem Fenster auf dem Rücksitz, starrte die Häuser, Kirchen, Bauernhöfe an, zählte Telefonmasten und Hunde. Sie sagt, sie erinnere sich an den Geruch von Gras, der durch das Fenster drang. Sie erinnere sich an den Geruch des Sitzes. Und dann erinnere ich mich daran, dass Mutter und Vater miteinander sprachen, sagt Ebba, aufgrund des Motorengeräuschs oder der Musik konnte ich nicht verstehen, was sie sagten, ich weiß nur noch, wie sich Mama zu Papa hinüberbeugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte, wie sie lachten.
    Kurz vorm Bahnhof werden wir von der Polizei gestoppt. Ein Vorfall, der mich eigentlich nervös machen sollte, aber ich bremse beherrscht, als hätte ich dies schon tausendmal getan. Das Ganze amüsiert mich sogar ein wenig. Routinekontrolle, sagt der Polizist. Er steckt den Kopf ins Wageninnere und sucht nach weiteren Gesichtern. Um was für eine Routine geht es?, frage ich. Jetzt sei nicht zu eifrig, Harold, ganz ruhig. Wohin wollen Sie?, fragt der Polizist, ohne die Antwort abzuwarten. Er zückt ein Notizbuch, geht hinter das Auto und notiert sich die Nummer, als hätte er dadurch Macht über mich. Sind Sie miteinander verwandt?, fragt der Polizist, als er zurück ist. Das hier ist mein Großvater, sagt Ebba. Ich nicke kurz zur Bestätigung des Verwandtschaftsverhältnisses. Ebba sagt, ich würde ihr bei den Hausaufgaben helfen. Was für ein unschlagbares Argument. Welcher Polizist auf dieser Welt hält ein Mädchen auf, das mit seinem Großvater nach Hause fährt, um mit ihm Hausaufgaben zu machen. Sie hat in allen Fächern gute Noten, sage ich.
    Der Polizist sieht uns an, dann klappt er das Notizbuch zu und steckt es in die Brusttasche. Mit einem breiten schwedischen Lächeln winkt er uns weiter. Wir fahren zurück auf die Straße. Der Saab schlingert, kämpft sich durch den Schnee. Es ist wenig Verkehr, aber wir geraten hinter ein Auto, das Salz streut.

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