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Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition)

Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition)

Titel: Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frode Grytten
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Möbeln und Interieurs zu bieten hat. Dort würde ich gern wohnen, denkst du, auf diesem Sofa würde ich mich gern entspannen, auf diesen Schemel würde ich meine müden Beine legen.
    Soll ich Ihnen einen Witz erzählen?, frage ich Ingvar Kamprad. Au ja, sagt er. Wissen Sie, was IKEA eigentlich heißt? Er antwortet nicht. Das ist Schwedisch für Nicht auf Lager . Es dauert einen Moment, dann beginnt Kamprad zu lachen. Er ballt die Hände zu Fäusten und lacht. Tja, ich weiß nicht genau, ob es wirklich ein Lachen ist, vielleicht eher ein Gurgeln, aber er schlägt sich zumindest mit den Händen auf die Knie. Dann beruhigt er sich wieder. Gehen wir hinein, sage ich. Kamprad nickt und steigt aus. Er macht jetzt alles, was ich von ihm verlange. Er rührt sich nicht, wenn ich zu ihm sage, dass er sich nicht rühren soll. Er kommt mit, wenn ich zu ihm sage, dass er mitkommen soll. Er muss in eine Art Trance gefallen sein. Vielleicht ist das so, wenn man entführt wird. Früher oder später fällt der Entführte in eine Art Trance. Kamprad schließt die Tür auf und hält sie für mich auf. Ich trample den Schnee von den Schuhen. Wir gehen hinein. Es ist, als käme man in eine Lagerhalle. Das hat mich bei IKEA immer verwundert. Sollte es nicht Freude machen, einen Laden zu betreten? IKEA zu betreten ist so, als setze man den Fuß auf die Rückseite des Mondes.
    Ich frage nach einem Telefon. Ingvar Kamprad geht mit mir nach oben in sein Büro im ersten Stock. Er schaltet das Licht ein und zeigt auf das Telefon. Ich nehme den schwarzen Hörer in die Hand. Aber wen ruft man an, wenn man ein Leben zum Abschluss bringen will? Wen soll ich anrufen?, frage ich Kamprad. Er schlägt vor, auf der hiesigen Polizeiwache anzurufen. Er greift nach dem Telefonbuch und wählt für mich. Ich sage zu ihm, dass er selbst mit ihnen sprechen kann, er kann ihnen sagen, dass wir bei IKEA sind. Kamprad wählt die Nummer und wartet mit dem Hörer am Ohr. Der Anrufbeantworter, sagt er und legt auf. Anrufbeantworter? Die Polizei hat heute also schon Feierabend gemacht? Wer will es ihr verdenken? Es war bestimmt ein langer, anstrengender Tag. Eine Entführung und viel Aufregung. Rufen Sie zu Hause an, sage ich zu Kamprad. Rufen Sie Ihre Frau an. Er gehorcht. Er wählt die Nummer, sie ist sofort am Apparat. Kamprad sagt, es gehe ihm gut, sie brauche sich keine Sorgen zu machen. Ich fordere Kamprad auf zu sagen, dass wir bei IKEA sind. Er sagt, wir sind bei IKEA. Seine Frau am anderen Ende redet die ganze Zeit. Sie scheint sich Sorgen gemacht zu haben. Das ist besänftigend. Ich habe in Kamprad keinen verheirateten Mann gesehen, aber natürlich ist er verheiratet. Er ist geschieden, wiederverheiratet, er ist Vater, Großvater und Möbelhändler. Das alles weiß ich von früher. Legen Sie auf, sage ich. Kamprad sieht zu mir hoch. Er sagt zu seiner Frau, er müsse auflegen. Mach’s gut, Schatz, sagt er und legt auf.
    Es dauert keine zwei Minuten, da klingelt das Telefon. Ich nehme ab. Hallo?, sage ich. Hallo?, sagt jemand am anderen Ende. Hier ist Lars Jonsson. Ich bin der Polizeichef. Aha, Jonsson, sage ich. Was machen Sie bei IKEA?, fragt er. Was für eine Frage. Was mache ich bei IKEA? Ich habe Ingvar Kamprad entführt, sage ich. Kann ich mit Kamprad sprechen?, fragt Jonsson. Das können Sie. Ich gebe den Hörer an Kamprad weiter. Er bestätigt, dass er unverletzt ist. Das ärgert mich ein bisschen. Ich bekomme den Hörer zurück. Wie heißen Sie?, fragt Jonsson. Harold M. Lunde, sage ich und lege auf. Kamprad sieht mich an. Lunde?, fragt er. Ich grinse nur. Wir richten uns im Sitzungszimmer hinter dem Büro ein. Dort stehen ein Dreisitzer und ein paar Lampen, die ich einschalte. Ingvar Kamprad fragt, ob er einen Fernseher aus dem Hinterzimmer holen soll. Ich nicke und helfe ihm. Ich habe den Verdacht, dass er sich die Nachrichten anschauen will, dass er es liebt, sich selbst im Fernsehen zu sehen. Aber als der Fernseher an seinem Platz steht, stellt sich heraus, dass er die Olympischen Spiele sehen will. Ich protestiere nicht. Hagere Männer schweben auf Skiern hinunter nach Lillehammer, sie schweben wie Schnepfen durch die Luft.
    Kurze Zeit später muss ich Kamprad zwingen, auf die Nachrichten umzuschalten. Die Polizei will sich zur Entführung nicht weiter äußern, aber ein Reporter behauptet, sie hätten Informationen, wonach sich mehrere Schuldige gemeldet hätten. Ich muss kichern. Kamprad sagt, das sei bei Entführungsfällen ganz normal. Als

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