Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition)
als Anfänger auf einer Landstraße in Jugoslawien von einem Opel Lieferwagen überholt worden. Das kratzt vor allem an deinem Stolz, nicht wahr?, sagte Øvrebø zur VG . Jetzt hatte er einen getunten Ferrari 300, an den er wirklich glaubte. Grace war von Anfang an gegen den Plan gewesen, schon als Arvid ihn zum ersten Mal erwähnte. Wollte er wirklich, dass sie schwanger zu Hause saß, während er im Ferrari durch Norwegen raste? Es endete mit Geheul und ihrem ersten Streit. Auch Direktor Christian Christiansen war in Sorge. Er hatte seinen Sohn bei einem Autounfall verloren, er wollte den Mann, der mittlerweile wie ein Sohn für ihn war, nicht auch noch verlieren. Arvid Lunde argumentierte, dass Ramrod 2000 schon sechsmal stattgefunden und bisher kein einziges Menschenleben gefordert habe. Ein paar Autos waren zwar zu Schrott gefahren worden, aber kein Teilnehmer war verunglückt. Das Fahren auf öffentlichen Straßen machte das Ganze echter. Man holte das Autorennen zu seinem Ursprung zurück, fuhr zusammen mit normalen Leuten, war im normalen Verkehr auf der Straße unterwegs. Ist es nicht unmoralisch, so schnell zu fahren und sich seine eigenen Gesetze zu machen?, fragte die VG . Wenn man etwas erreichen will, muss man es eben machen, antwortete Arnold Øvrebø, alles andere ist rückständiges Geschwätz. Wir müssen das Recht haben, ein bisschen verrückt zu sein, nicht wahr?
Zu Beginn des Rennens, zwischen der Finnmark und Troms, hatten Arnold und Arvid mit ein paar kleineren technischen Problemen zu kämpfen, die ihnen die Chance auf eine Topplatzierung raubten, aber als sie zu den Lofoten kamen, legten sie an Tempo zu. Es läuft unglaublich gut, sagte Arvid in Kabelvåg am Telefon. Jeden Abend rief er Grace zu Hause an, um ihr mitzuteilen, dass sie zwar schnell fuhren, Arnold aber ein ausgezeichneter Fahrer war, sie seien bisher nicht ein einziges Mal in eine brenzlige Situation geraten. Ich ertappe mich dabei, dauernd zu lächeln, sagte Arvid Lunde am Telefon. Arvid kämpfte sich durch den Straßenatlas vom Norwegischen Automobilclub, sie fraßen sich von Mehamn bis zum Lakselv, schwebten durch Nationalparks, sausten durch Harstad und Narvik, vorbei an der Fischereiannahmestelle und dem Einkaufszentrum, absolvierten Reichsstraßen und Fernstraßen, ließen Felder und Bauern hinter sich, Kühe und Hunde, verschlangen Seitenstraßen und Landstraßen, immer deutlich über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit. Sie rasten durch Nordland und Trøndelag, tankten in Mosjøen und Snåsa, beschleunigten durch wolkenfreie Tage mit starkem Duft, bekleidet mit Hose und ärmellosem Hemd, weißen Chinos. Es war ein großartiges Gefühl, in einem gelben Ferrari 300 mit roten Ledersitzen und Holz-Armaturenbrett durch die Søndre Gate in Trondheim zu fahren.
Am Abend trafen sie andere Autofahrer, Leute aus ganz Europa, mit denen sie stundenlang über Autos fachsimpelten. Arvid sagte zu Grace, er sei glücklicher denn je. Er lachte laut, während sie fuhren, völlig erschöpft vor Freude und von der Geschwindigkeit. Er freute sich auf zu Hause, um von der Fahrt zu erzählen. An einem Abend rief er nicht an. Grace lief durch die Wohnung und schielte aufs Telefon. Arvid rief nicht an. Zu fortgeschrittener Stunde griff Grace selbst zum Hörer. Aber wo rief man an, um einen Kartenleser an die Muschel zu kriegen, der in einem aufgemotzten Ferrari durch Norwegen raste? Sie rief Leute an, die mit den beiden in Kontakt gewesen sein könnten, sie rief Arnolds Verlobte an, Arvids Eltern, den Organisator in London. Niemand hatte etwas gehört. In der Nacht meldete sich Arvid Lunde über eine schlechte Verbindung aus dem Gudbrandsdal. Kein Grund zur Sorge, sagte Arvid, uns wurde in Ringebu der Ferrari gestohlen. Er erklärte, dass die Teilnehmer abends normalerweise nebeneinander parkten, sie hätten Wächter engagiert, die auf die schweineteuren Wagen aufpassten, aber just an diesem Nachmittag waren sie so hungrig gewesen, dass sie angehalten und nach einem Lokal gefragt hatten. Sie waren in Großmutters Krug gewesen, bestens bewirtet worden, hatten so gesessen, dass sie den Ferrari vom Fenster aus im Auge behalten konnten. Es war vollkommen abwegig, keiner wusste, wie die Diebe es angestellt hatten, aber plötzlich sahen sie den Ferrari starten und davonfahren. Arnold und Arvid rannten nach draußen, aber es war zu spät. Nach ihrer Rückkehr in die Hauptstadt wurden sie von Wir Männer interviewt. Sie berichteten, dass sie Ramrod
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