Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman
hier, weil ich wissen will, ob Sie sich entschieden haben.«
»Wozu entschieden?«
»Ihre Ermittlungen einzustellen.«
»Sind Sie bereit, mir zu sagen, warum Sie daran so interessiert sind?«
Sir Iains Blick wurde hart. »Ich bin bereit, Ihnen eines zu sagen, wenn Sie bereit sind zuzuhören.«
Sie standen vor einem der langen Gewächshäuser. Als er durch die beschlagenen Glasscheiben sah, konnte Rebus Gestelle, leere Blumentöpfe und Anzuchtkästen erkennen, aber wachsen tat da drinnen nichts, rein gar nichts.
»Ich höre«, sagte er.
»Dann werde ich Ihnen sagen, dass schottische Arbeitsplätze gefährdet sind.«
»Wodurch gefährdet?«
»Durch Sie , Inspector, wenn Sie nicht aufhören, blindlings herumzutrampeln. Lassen Sie der Sache ihren Lauf, nichts anderes erwarte ich von Ihnen.«
»Welcher Sache soll ich ihren Lauf lassen? Sie klären mich nicht auf, wie soll ich denn wissen, was ich tun und was ich lassen soll?«
»Sie wissen, was Sie tun sollen«, sagte Hunter ruhig. »Stellen Sie Ihre kleine private Untersuchung ein. Nur noch einen Schritt weiter, und es könnten Hunderte von Arbeitsplätzen vernichtet werden. Verstehen Sie? Hunderte . Das wollen Sie doch bestimmt nicht auf Ihr Gewissen laden.«
»Ich glaube Ihnen nicht«, entgegnete Rebus.
Hunter bedachte ihn mit einem fast mitleidigen Blick. »O doch, Inspector, Sie glauben mir.«
Das tat er wirklich. Es war etwas in Hunters Stimme, im Beben seines Körpers, während er sprach. Der Mann glaubte wirklich an das, was er sagte, er war leidenschaftlich davon überzeugt. Hunderte von Arbeitsplätzen .
Sir Iain machte sich auf den Weg zum Haus. Rebus folgte ihm mit langsamen Schritten.
Wie vereinbart, brachen Rebus und Gunner getrennt auf, um sich dann aber in einem Hotel in Auchterarder zu treffen.
»Ich trinke normalerweise nicht«, vertraute Gunner Rebus an, nachdem er zwei Aspirin mit einem Orangensaft hinuntergespült hatte. Sie saßen in einer Ecke des ruhigen Salons. Für einen Samstag war auf der Hauptstraße wenig los. Ihre Besorgungen machten die Leute wahrscheinlich
alle in Perth, wo sie es in Kaufhäusern und Einkaufszentren schön warm hatten. Im Fernsehen lief gerade Rio Bravo : John Wayne mit seinem John-Wayne-Gang.
»Ich schieße normalerweise nicht«, sagte Rebus.
»Also wissen wir jetzt beide, wie der andere so lebt.« Gunner stellte sein Glas ab und atmete tief durch. »Kommen wir zur Sache. Egal, was Sie glauben, Inspector, aber ich war nicht da, um ›Sie einzuschüchtern‹. Ich habe meine Einladung mit der Post bekommen, genau wie Sie, und bin nach gründlicher Überlegung zu dem Schluss gelangt, dass Sir Iain uns gegeneinander ausspielen wollte. Oder vielleicht dachte er, meine Anwesenheit würde Sie verunsichern.«
Rebus nickte. »Noch eine weitere Möglichkeit«, fügte er hinzu. »Wir waren beide da, um einen Dritten einzuschüchtern. Mathieson etwa schien es gar nicht gut zu finden, dass Polizisten anwesend waren.«
»Worüber machen die sich eigentlich alle solche Sorgen?«
»Hunter hat mir gesagt, es gehe um Arbeitsplätze.«
»Arbeitsplätze? Was genau für Arbeitsplätze?«
Rebus schüttelte den Kopf. Wie weit konnte er Gunner vertrauen? Schließlich war er der Erste, der versucht hatte, ihn aus dem Spiel zu nehmen. »Geben Sie das mit McAnally zu?«
Gunner betrachtete seine Fingernägel. »Sie haben in so ziemlich jedem einzelnen Punkt Recht. Ich habe veranlasst, dass McAnally nach Saughton und in Charters’ Zelle verlegt wurde. Dann bekam er Krebs, und weil er ohnehin keine Informationen aus Charters herausbekam, habe ich für seine vorzeitige Entlassung gesorgt.«
»Und er ist schnurstracks zu Councillor Gillespie gegangen und hat sich vor seinen Augen den Kopf weggeschossen.«
»Ich weiß nicht, warum er das getan hat.«
»Warum war McAnally in Charters’ Zelle?«
»Um nach Möglichkeit Charters’ Vertrauen zu gewinnen. Ich wollte erfahren, was Charters versteckt hatte. Ich wusste, dass er etwas versteckt hielt, aber ich sah einfach keine Möglichkeit, etwas in der Sache herauszufinden, bis Flower McAnally vorschlug.«
»Und was genau hat Charters versteckt?«
»Geld, was sonst? Ich meine nicht, dass er es im wörtlichen Sinn versteckt hat - obwohl auch das möglich wäre. Aber Mitte der Achtziger nahm er waggonweise Moneten ein, und uns war nicht klar, wo die herkamen. Er besaß knapp ein halbes Dutzend Firmen - legal arbeitende, soweit das Betrugsdezernat feststellen konnte -, aber
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