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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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Tag und Nacht um Rat angehen kann? denkt Trimmel später. Er fährt über die Stadtautobahn in Richtung Pinneberg.
    Und dann geschieht es.
    Sein Herz krampft sich zusammen, als ohne jede Vorwarnung die Steuerung versagt und blockiert. Keine kurze Extrasystole – ein langer, tödlicher Schreck. Dreh und dreh und dreh – das Lenkrad dreht total ins Leere, und die Karre fährt stur nach rechts. Bremsen? Er tut’s; gleichgültig, ob’s falsch ist oder richtig.
    Die Zeitlupe sieht es so: Trimmels gelber Ford bricht beim Überholen eines Lastwagens nach rechts aus; durch das Bremsen wird der Lastwagen gleich schnell mit Trimmels Ford, die Wagen berühren sich seitlich, und der Ford schießt dann nach links gegen die Leitplanke…
    »Der ist ja besoffen!« schreit der Lastwagenfahrer.
    Daß er brutal in die Bremsen steigt, ist goldrichtig und rettet Trimmel vermutlich das Leben. Der Ford schleudert quer über die beiden Fahrspuren, dreht sich, bleibt endlich stehen und kriegt von dem Lastwagen nur noch einen allerdings sehr derben Puff an der linken hinteren Seite.
    Schrottreif. Das Ende eines Autos, mit dem Trimmel oft genug quer durch Deutschland gefahren ist, zweimal illegal auch in die DDR.
    »Sind Sie besoffen?« schreit der Mann aus dem Lastwagen, der Trimmel aus dem Ford zerrt.
    »Ich… ich glaub nicht…«
    Er lebt noch – das zumindest. Er hat mehr Glück als Verstand gehabt, eine ganze Menge also; er hat scheinbar allenfalls eine Gehirnerschütterung und blutet wie ein Schwein aus einer tiefen Schnittwunde über dem rechten Auge.
    Hinter der Unfallstelle wächst die Schlange. Irgend jemand ruft bestimmt schon die Polizei. »Wie ist das denn eigentlich passiert?« fragt Trimmel fremde Menschen mit belegter Stimme und besorgter Miene.
    »Das müssen Sie gerade fragen!« sagt der Lastwagenfahrer, der am ganzen Leib zittert.
    »Aber ich… ich kann doch nichts…«
    »Das wird sich herausstellen!« knurrt der Fahrer und wirft die kaum angerauchte Zigarette weg, schon die zweite nach dem Bums. Eine menschliche Regung immerhin: »Haben Sie denn echt nix getrunken?«
    »Nein, ich schwör’s!« Wenn’s hochkommt, überlegt er, null Komma zwei oder drei. Ein Mann drückt ihm ein Verbandspäckchen auf die Stirn, und er hält es mit der linken Hand fest. Null Komma zwei oder drei Promille; Gott segne Dr. Frerichs, so wenig saufen wie möglich!
    Was war nun wirklich los?
    Stichwort Frerichs. Assoziationsketten: Diagnose per Computer bei Frerichs. Frerichs ist ein Freund von Lippmann. Ich wollte zu Lippmann, deshalb bin ich hier. Ihn irgendwas fragen. Über den Computer? Nicht direkt – bloß über einen Teil. Die Abteilung mit den gespeicherten Daten über (also vor und nach) Organverpflanzungen. Ja, das war’s!
    Inzwischen ist die Polizei eingetroffen, schiebt die gelben Trümmer von der Straße und gibt den Verkehr wieder frei. Schnuppert bei der formlosen Vernehmung heimtückisch an Trimmels Gesicht herum, weil das Erwischen von Oberbeamten immer noch mit am meisten Spaß macht, riecht aber nichts und gibt ihm am Ende zuvorkommend den Polizeiführerschein zurück. »Da haben Sie ja wirklich Schwein gehabt, Herr Trimmel!« Besser, meinen sie, wär es allerdings auf jeden Fall, den Schrottwagen und vor allem die Steuerung mal von Fachleuchten untersuchen zu lassen.
    »Mach ich«, sagt Trimmel. »Aber können Sie mich nicht mal weiter Richtung Pinneberg fahren? Das neue Amt für Pflanzenschutz, ich hab da was zu tun…«
    »Wollen Sie denn nicht ins Krankenhaus?«
    »Nee, Pflanzenschutz!« Trimmel ist hartnäckig; er leistet sich sogar, was er normalerweise nie tut, einen Kalauer. »Unkraut vergeht nicht…«
    Also gut. Über Funk können sie den schon gestarteten Krankenwagen noch stoppen. »Aber Sie müssen’s versprechen… Sie gehen heute noch zum Arzt?«
    Er nickt. Erst mal allerdings wird ihn Dr. Lippmann verarzten; der ist immerhin Biologe und weiß – unter anderem – über Unkraut tatsächlich jede Menge.
     
     
    Pflaster hat er auch im Haus. »Genäht werden muß da offenbar nichts!« Jedenfalls, wenn Trimmel kommt, ist doch immer was los, meint Lippmann. Er tastet Trimmels Schädel ab, kocht ihm Tee und stellt einen Cognac daneben. »Was haben Sie denn heute für Kummer, abgesehen von Ihrem Unfall?«
    Trimmel erzählt ihm in Umrissen die Geschichte vom Tod des Computerchefs Jake Tennessy. Und erzählt ausführlich von Professor Lachnitz und von Professor Becker vor allem und dessen Spezialgebiet, der

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