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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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Immunbarriere nach Transplantationen: wie das funktioniert, will er wissen, effektiv en detail. Die medizinischen Daten, die übereinstimmen müssen, wie Jill Biegler ihm gesagt hat: welche Daten?
    Dr. Lippmann zieht die Stirn kraus. »Mal was von DNS gehört? Desoxyribonucleinsäure, die berühmten Ereignisse im Innern einer Zelle?«
    Trimmel hat. »Trotzdem«, stöhnt er, »mir platz der Schädel; erklären Sie’s mir…«
    Und tatsächlich, Lippmann schafft’s, statt wie die meisten Wissenschaftler bei Adam und Eva anzufangen. »Sie und ich zum Beispiel, wir haben bestimmt nicht nur unterschiedliche Blutgruppen, sondern auch unterschiedliche Gewebefaktoren. Und wenn man mir nun ohne Rücksicht darauf eine Niere von Ihnen einpflanzen würde, so würde mein Gewebe Ihr Gewebe als schädlichen Fremdkörper ansehen und die Niere mit einiger Sicherheit abstoßen. Und umgekehrt… Es hätte also nicht nur keinen Zweck, Organe zwischen Menschen mit unterschiedlichen Gewebefaktoren zu verpflanzen, sondern es kann unmittelbar tödlich sein…«
    »Man muß also vorher feststellen, wie sich das Innenleben zweier Menschen verträgt, zwischen denen transplantiert werden soll?«
    »Genau«, sagt Lippmann. »Und dafür, unter anderem, werden Computer eingesetzt. Der Computer speichert Daten und Faktoren, vor allem aber die Gewebefaktoren derjenigen Nierenpatienten, die nur noch durch eine neue Niere zu retten sind. Und wenn dann irgendwo in Deutschland oder Europa eine Niere angeboten wird, sucht der Computer denjenigen Kranken raus, der sie erstens am dringendsten braucht und zweitens hinsichtlich der angebotenen Organspende die beste Gewebeverträglichkeit aufweist…«
    »Mein lieber Mann«, sagt Trimmel, »wenn sich da kein Mordmotiv finden läßt…«
    »Wieso?« fragt Lippmann verständnislos.
    »Wenn sich dahinter nicht sogar mehrere handfeste Mordmotive verstecken – Jake Tennessy, mit seinem Star von Hamburg Herr über jede Menge Nieren! Theoretisch hätte der sich doch mit Schiebereien Millionen ergaunern können!«
    »Gibt’s denn da was Konkretes?«
    »Ja und nein. Tennessy war ne Seele von Mensch, behaupten die Leute. Aber solchen Seelen trau ich nie!«
    Lippmann macht eine hilflose Handbewegung. »Möglich ist ja fast alles. Immerhin, im Interesse meiner wissenschaftlichen Ethik hoff ich stark, daß Ihnen diesmal die Fantasie durchgegangen ist!«
    »Wenn Sie krank wären, Herr Lippmann«, sagt Trimmel, »echt sterbenskrank, und wenn Sie auf eine Niere angewiesen wären – wieviel würden Sie zahlen, um ihr Leben zu retten oder wenigstens zu verlängern?«
    »Vermutlich ziemlich viel«, meint Lippmann ehrlich. »Wahrscheinlich alles, was ich habe!«
    Als Trimmel mit dem Taxi ins Präsidium zurückfährt, sieht er, daß sein Auto inzwischen abgeschleppt worden ist. Er wird wütender als vorher: Wenn ich den kriege, denkt er, der mir da an der Lenkung rumgefummelt hat… Mordversuch an Trimmel, na warte! Auch Lippmann hat ihn angefleht, er möge unbedingt ins nächste Krankenhaus fahren und sich vorsichtshalber den Schädel röntgen lassen. Aber gerade jetzt, in seiner Wut, hat er es eilig; er hat effektiv das Gefühl, keine Zeit mehr verlieren zu dürfen.
    »Um Himmels willen!« sagt Höffgen, als er das große Pflaster sieht. »Was ist denn mit Ihnen los?«
    »Erst Tennessy«, sagt Trimmel grimmig, »dann Jill Biegler, dann ich. Ganz ehrlich – heute war ich echt fast an der Reihe gewesen!«
    Höffgen ist gelegentlich ein praktischer Mensch. »Wann waren Sie mit Ihrem Wagen zuletzt in der Inspektion?« fragt er, sobald er die ganze Geschichte kennt.
    »Letzte Woche«, sagt Trimmel.
    »Und die Werkstatt?«
    »Die hab ich seit Jahren; da bin ich noch nie schlecht bedient worden.«
    »Also, soweit ich was von Autos versteh«, erklärt Höffgen, »möglich ist es, daß Ihnen jemand unter den Wagen kriecht und innerhalb von zehn Sekunden so massiv an der Lenkung rumfummelt, daß Sie später damit zusammenkrachen…« Auf jeden Fall legt er vorsichtshalber wieder eine neue Akte an, Mordversuch zum Nachteil von Paul Trimmel zum neuerlichen Ärger von Paul Trimmel.
    »Du bist doch wohl nicht gescheit…«
    »Tun Sie mir einen Gefallen«, sagt Höffgen, plötzlich ungewöhnlich mutlos, »mir und sich selber – gehen Sie nach Hause! So was dürfen Sie doch auf gar keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen! Oder wollen Sie sich nächstens auch noch n neuen Kopf aufsetzen lassen, nachdem Sie neulich schon damit rechnen

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