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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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ist!« sagt Trimmel. »Und Exoten sind immer für was gut, das weißte selber… im Guten wie im Bösen. Der paßt in diese ganze Geschichte hinten und vorn nicht rein!«
    »Aha«, sagt Höffgen. »Fahren Sie selber hin?«
    Er weiß noch gar nicht, ob er überhaupt fährt. Das Bundeskriminalamt hat ihm mitgeteilt, die Geschosse aus Tennessys Körper seien aus einer polizeilich noch nicht in Erscheinung getretenen Waffe abgefeuert worden. Im Obduktionsbericht ist nochmals davon die Rede, daß der tote Tennessy schlechte Zähne hatte und aus einer ziemlich kurzen Distanz zweimal ins Herz getroffen worden ist. Über Lachnitz gibt es nichts Neues außer der Mitteilung, daß er seine Ärzte netterweise an seinen nicht unbeträchtlichen Einnahmen beteiligt, daß die aber ganz gewiß nicht aus dem illegalen Verhökern frischer menschlicher Organe stammen.
    »Trotzdem«, sagt Trimmel finster, »ganz fertig bin ich mit ihm noch lange nicht!«
    Und nun der neue Professor?
    Man kann es sich nicht immer aussuchen, denkt er. Auf der anderen Seite, man muß einen Schritt nach dem anderen tun und nicht, wie bei manchen modernen Tänzen, die Beine auf einmal zu bewegen versuchen. Also wird eine Spurenakte Professor Dr. Becker angelegt.
    Trimmel selbst knifft den Schnellhefter, beschriftet ihn und benutzt selbst den Locher für die paar Blatt Papier. Der große Krieg gegen die Mörder und Totschläger findet sowieso viel häufiger zwischen Aktendeckeln als mit der Waffe statt.
     
     
    »Aber noch mal zu Lachnitz, womit hat der sich denn nun wirklich verdächtig gemacht?« will Höffgen wissen, als er seinerseits Spurenakten anlegt und vervollständigt.
    »Also, wenn mir einer tausendmal sagt, wie knapp verpflanzbare Nieren sind«, sagt Trimmel, »dann frag ich mich am Ende doch automatisch, ob da nicht dieselbe Automatik abläuft wie bei Geld oder echten Rembrandts.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja – warum wird Geld geklaut? Weil irgendeiner auf die Idee kommt,, er hat nicht genug davon. Warum besorgt sich jemand echte Rembrandts? Erstens, weil er meint, seine Sammlung wär nicht vollständig, zweitens, weil sie knapp sind auf dem freien Markt. Und wieso, frag ich dich, soll sich dann nicht mal jemand auf die krumme Tour Nieren besorgen oder besorgen lassen, wenn er glaubt, daß sie ihm fehlen und normal kaum zu kriegen sind?«
    »Allerdings einer, der Geld genug hat…«, sagt Höffgen mit der ihm eigenen Philosophie.
    »Sicher. Aber nun mal ehrlich… siehste nicht, daß gerade Leute wie Tennessy oder Lachnitz da mit drinhängen können? Deshalb sieh zu, daß die Liste mit den Patienten von Lachnitz endlich fertig wird!«
    Die Liste mit allen erreichbaren persönlichen und medizinischen Daten über diejenigen Leute, die über das Krankenhaus Lehnberg und das Computerzentrum eine neue Niere bekommen haben. Höffgen sieht Trimmel traurig an. »Die Leute wohnen tatsächlich über ganz Deutschland verstreut, aber wenn wir nicht mal verreisen dürfen…«
    »Komm, ist ja gut!« sagt Trimmel. Er zündet sich, was immer noch seltener vorkommt als früher, eine schwarze Zigarre an und qualmt wie ein Schornstein. »Ganz so schlimm kann’s ja gar nicht sein; der Computer hat allenfalls vierzig Nieren vermittelt!«
    Sie sind nach außen hin friedlicher miteinander als je zuvor. Aber unter der Oberfläche brodelt’s: bei Höffgen das Gefühl, für das bißchen Geld im Monat viel zu viel arbeiten zu müssen. Bei Trimmel die Hilflosigkeit gegenüber der Elektronik und der Medizin.
    »Im Grunde haben wir bis jetzt bloß rausgekriegt, daß Tennessy ne Seele von Mensch war…« mosert Höffgen.
    Trimmel steht unvermittelt auf. »Entweder bringen wir Johnny endlich richtig zum reden, oder wir klären den Fall nie!« Er zieht sich den Mantel an und kommt sich vor wie ein Halbgebildeter auf dem Wege zur Volkshochschule. »Ist Laumen im Haus?«
    »Ja, seit kurzem«, sagt Höffgen. »Arbeitet inzwischen auch schon an Ihrer Liste…«
    »Er soll sich in Sankt Georg erkundigen, wann morgen diese Biegler entlassen wird; der geben wir mal Polizeischutz. Kann ja sein, daß dabei sonst noch was rauskommt; an geheime Daten kann die ja auch…«
    »Wie lange denn?« fragt Höffgen.
    »Erst mal sowieso mindestens bis Mitternacht!« entscheidet Trimmel grämlich. »Wenn ich mich nicht melde oder ne Ablösung schick, kann er nach Hause gehen!«
    »Gott, der Arme!« sagt Höffgen neidisch.
     
     
    Wozu, indessen, hat der Mensch Freunde, wenn er sie nicht

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