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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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machen. Aber alle ohne Nieren begraben; die sind anderen Leuten eingepflanzt worden. Und nun brauch ich schnellstens möglichst alles über die zwölf Spender und auch über die Empfänger. Was die Empfänger betrifft: ob sie noch leben. Was beide betrifft: ob sie oder ihre Angehörigen je Kontakt zu Lachnitz hatten, vorher oder nachher!«
    »Wahnsinn!« mault Höffgen.
    »Tu ich etwa nichts?« fragt Trimmel nach seiner längsten Rede seit längerem.
    Plötzlich aber strahlt Höffgens Gesicht – trotz des Wahnsinns, der da auf ihn zukommt. »Die wohnen doch sicher nicht alle in Hamburg!« Er sieht eine Reise vor Augen, wenn nicht mehrere – wahrhaftig ein gigantisches Geschenk für einen Hamburger Polizisten. Nach Hannover, Stuttgart, Düsseldorf und vielleicht sogar München…
    »Nee, du, – dafür gibt’s Amtshilfe!« sagt Trimmel indessen kurz und bündig und zerstört damit die Hoffnung im Ansatz.
     
     
    Am Abend besucht er Jill Biegler in ihrem Einzelzimmer in St. Georg.
    »Gute Krankenkasse?« sagt Trimmel. Das offenherzige Nachthemd lenkt ihn ziemlich ab.
    Sie lächelt. »Wenn schon Sozialstaat, soll man auch davon Gebrauch machen. Was kann ich für Sie tun?«
    Ja, das ist die Frage, denkt er. »Sind Sie sich nach wie vor ganz sicher, daß Ihr Heizofen gebrannt hat, als Sie ins Bett gegangen sind?«
    »Absolut!«
    »Und er ist noch nie von selbst ausgegangen?«
    »Nein, nie! Er war nicht mehr das jüngste Modell, aber absolut intakt!«
    »Tja«, sagt er, »irgendwie sträubt sich alles in mir, daß Sie einer ins Jenseits befördern wollte. Aber wenn ich so an Tennessy denk…«
    Ihr Lächeln wird etwas mühsam. »Im Moment fühl ich mich ja bei Ihnen in besten Händen!« Und dann kommt sie Gott sei Dank von selbst auf Lachnitz zu sprechen. »Waren Sie bei ihm? In Lehnberg?«
    »Ja!« sagt Trimmel erleichtert.
    »Und?«
    »Na ja – am Ende ging’s, aber anfangs hat er sich ziemlich aufgeregt. Ich möcht wissen, wieso sich die Menschen überhaupt aufregen, wenn die Polizei mal zu Besuch kommt!«
    »Also, dazu könnt ich allerdings auch was sagen…«
    »Wieso Sie?«
    Mit einemmal wird sie rot. »Ich meine… ich dachte gerade an unser erstes Gespräch…«
    »Aha. Und wieso haben ausgerechnet Sie mir den Namen Lachnitz genannt? Wirklich nur, weil er wahrscheinlich am häufigsten gespeichert ist?«
    »Nein, nein – eigentlich eher deswegen, weil er Jakes häufigster Gesprächspartner gewesen ist. Jake hat auch dauernd über ihn gesprochen; Lachnitz wär ein regelrechter Fanatiker, sagte er…«
    »Damit könnte er sogar recht haben«, sagt Trimmel. »Wobei mir einfällt – wie viele Fälle von Nierenvermittlung sind eigentlich über euer Zentrum insgesamt gelaufen?«
    »Vierzig oder fünfzig«, vermutet sie.
    »Kann man die auch mal nachprüfen?«
    »Also, das dürfte einiges an Arbeit sein«, sagt sie. »Aber gut, ich mach’s selbst. Sofern die mich hier jemals wieder laufenlassen…«
    »Sie sind ja wirklich erstaunlich hilfsbereit…«, wundert sich Trimmel.
    »Nur Ihretwegen!« sagt sie und meint es auch so.
    Ihr Lächeln verschwindet erst, nachdem Trimmel aus der Tür ist. Netter Mensch, denkt sie; könnte ihr Vater sein. Schade, daß es immer noch modern ist, Bullen nicht leiden zu können.
     
     
    Der Computer ABS IL 214, Star von Hamburg, genannt Mike, mag sich langsam daran gewöhnen, daß abends Trimmel kommt. Sein Nachtdienst – weiblich, lange nicht so hübsch wie Jill – läßt alle Zweifelsfälle erst einmal außen vor und ermittelt, daß acht von den im Laufe der Zeit über das Computerzentrum angebotenen Nieren in Hamburg geblieben sind, elf in München verpflanzt wurden, fünf in Heidelberg, fünf in Hannover, drei in Bonn und drei in Bad Wildungen.
    »Bis auf Bad Wildungen handelt es sich um die traditionellen Nierentransplantationszentren«, sagt der Nachtdienst, ohne zu stocken.
    »Wieso eigentlich Bad Wildungen?« fragt Trimmel. Universitäten traut man ja automatisch irgendwie alles zu, gerade auf medizinischem Gebiet, aber in Bad Wildungen ist erwiesenermaßen auch keine Außenstelle einer Universität.
    Das, erklärt der Nachtdienst, läßt sich leider nicht feststellen, zumindest nicht auf Anhieb.
    »Dann stellense aber mal ganz schnell fest, was Sie überhaupt feststellen können!« sagt Trimmel. »Wie heißt da in Bad Wildungen beispielsweise der Arzt?«

5
     
     
     
    Der Arzt in Bad Wildungen heißt Professor Dr. Dr. Friedrich W. Becker. Der Mann hat – das erfährt

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