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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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auch später den Mund nicht aufmacht) sofort hergefahren…
    »Ja, ja…«, sagt Höffgen gottergeben. Er weiß jetzt schon, daß sich das alles überprüfen läßt und dann hundertfünfzigprozentig stimmen wird. Und er weiß ebenso, daß die Ermittlungen sich dann endgültig in einer Art Grabenkrieg festgefahren haben.
    Man kann jetzt zwar mit viel mehr Berechtigung als vorher davon ausgehen, daß Becker, wie Trimmel nahezu hellseherisch erkannt hatte, tatsächlich krumme Geschäfte mit Transplantaten gemacht hat, und insofern hat auch der Gedanke, daß Tennessys Tod ebenfalls auf ihn zurückzuführen ist, eine erheblich stärkere Durchschlagskraft als bisher. Aber hieb- und stichfeste Beweise dafür kann allenfalls noch Kommissar Zufall bringen – oder ein Wunder. Und die ganzen Randgeschichten der brisanten Affäre – der mutmaßliche Mordanschlag auf Trimmel, der Komplex Lachnitz, Jill Bieglers obskure Gasvergiftung und die noch obskurere Handschuhsache – schmoren vor sich hin: man mag beim besten Willen nicht glauben, daß sich da noch jemals was tut, nachdem Jill die völlig Ahnungslose spielt und Bertie sowieso nie von irgendwas eine Ahnung hat.
     
     
    Aber trotz und alledem, Höffgen pendelt dann in den folgenden Wochen zwischen dem Polizeipräsidium, der Eppendorfer Klinik, in der Trimmel liegt, und der Staatsanwaltschaft hin und her. Daß der Staatsanwalt sich da auch noch reinhängt und am liebsten täglich über alles unterrichtet werden will… also das, sagt sich Höffgen verärgert, hat ihm gerade noch gefehlt – es versaut ihm das ganze Weihnachtsfest, das im übrigen jeder so feiert, wie er’s verdient hat, und sei es (wie bei Bertie) im Knast. Höffgen ist überfordert; alles in allem jedoch, er hat es sich in den Kopf gesetzt wie noch nie etwas in seinem ganzen Leben, die von Trimmel aufgestellte Hypothese der Organschmuggelei doch noch zu beweisen und Becker wenigstens posthum zu überführen.
    Und Petersen? Und Laumen?
    Natürlich sind sie noch mit dabei. Aber sie können letzten Endes nicht allesamt wochenlang bloß an einer Sache arbeiten, die ohnehin keinem mehr besonders wichtig erscheint. Alle nasenlang also fallen sie aus, weil sie andere Aufgaben erledigen müssen. »Na klar, wenn Sie sie brauchen, stehen Sie Ihnen sofort zur Verfügung!« sagt der Kriminalrat, der Trimmel ordnungsgemäß vertritt. Aber ehrlich, soll ein Kriminalhauptmeister gegen einen Rat anstinken?
    Hinzu kommt eines, sagt sich Höffgen: im Grunde braucht er die lieben Kollegen tatsächlich nicht, wenn er über den Akten brütet und Puzzle spielt.
    Becker hat drei Nieren verpflanzt. Alle drei Empfänger leben noch. In der Reihenfolge der Operationen: Dahlweiß, Schilling und Seidenfaden. Alle drei gelten als Millionäre. Am reichsten ist offenbar Arno Schilling, Besitzer einer Supermarktkette mit Sitz in Stuttgart.
    Aber auch in diesem Punkt: was beweist das schon? Abgesehen davon, daß man mehr und mehr davon überzeugt sein kann, Beckers Patienten seien in aller Regel keine armen Schlucker gewesen…
    Die Millionäre stehen wieder voll im Berufsleben; sie sollen sich allerdings schonen und sind im Zuge der Amtshilfe in Hannover, Stuttgart und Frankfurt von der dortigen Kripo vernommen worden. Auf Höffgens Ersuchen – er hätte derzeit gar keine Zeit, selbst rumzufahren – hat man den Herren präzise Fragen gestellt. Aber alle drei streiten empört ab, für ihre neue Niere über die direkten Behandlungs- und Krankenhauskosten hinaus Geld an Professor Becker oder irgend jemand sonst gezahlt zu haben. »Was geht Sie überhaupt die Höhe meiner Behandlungskosten an?« hat Arno Schilling dem Stuttgarter Beamten, der ihn besuchte, grob gesagt.
    Arno Schilling wurde dann – so erzählt es der Stuttgarter Kollege Höffgen am Telefon – darauf hingewiesen, es handle sich ja immerhin um einen Mordfall, eben um den Mord an Tennessy. Darauf reagierte er zwar etwas friedlicher, aber in der Sache genauso entschieden: »Herr Tennessy hat – da bin ich absolut sicher – nur seine Pflicht getan, als er Herrn Professor Becker beziehungsweise mich bei der Transplantatvergabe berücksichtigte… Immerhin, er mußte sich ja an die Daten halten, die ihm der Computer an die Hand gab, und konnte gar nicht anders entscheiden. Trotzdem verdanke ich ihm indirekt natürlich eine Menge. Ich werde seiner Witwe etwas unter die Arme greifen!«
    Der Stuttgarter Beamte mußte ihm leider mitteilen, Tennessy habe keine Witwe hinterlassen;

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