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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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Trimmel ihn bereits so delirant artikuliert, daß ich’s nicht verstanden habe. Allerdings – und deshalb zögere ich immer noch – würde ich es für möglich halten, daß er einen Satz zu sagen im Begriff war, der auf den Namen Tennessy hinauslief…«
    »Sie kannten Tennessy?«
    »Natürlich. Wir haben mit seinem Computerzentrum mehrfach zusammengearbeitet.«
    »Sie wissen, daß er tot ist?« Denn einstweilen muß man ja wenigstens noch offiziell davon ausgehen, sagt sich Höffgen, daß Becker von gar nichts weiß.
    Der Arzt aber geht den einfachsten Weg. »Ich lese Zeitung, man hat Herrn Tennessy erschossen!« sagt er.
    »So, so. Kannten Sie Tennessy persönlich?«
    »Zwei- oder dreimal sind wir uns flüchtig begegnet.«
    »Was haben Sie dabei besprochen?«
    »Wir haben über die Möglichkeiten bei der Vergabe von Nierentransplantaten gesprochen«, sagt Becker langsam. »Aber haben Sie nicht selbst allmählich den Eindruck, daß Art und Form dieses Gesprächs mehr und mehr doch den Tonfall eines Verhörs annehmen?«
    »Höchstens den einer Vernehmung!« Darüber hinaus kümmert er sich gar nicht um die Frage. »Haben Sie mit Tennessy eventuell auch über finanzielle Möglichkeiten bei der Vergabe der Transplantate gesprochen?«
    »Was, bitte, soll das?«
    »Alles oder nichts, Herr Professor…«
    »Ein seltsames Quiz«, sagt Becker. »Wollten Sie mir vielleicht unterstellen, ich hätte mir die über Hamburg vermittelten Organe bei Herrn Tennessy… gekauft?«
    »Wir haben Grund zu der Unterstellung«, sagt Höffgen tapfer, »daß Sie sie wenigstens weiterverkauft haben, und zwar mit erstaunlichen Gewinnspannen.«
    »Da bin ich aber neugierig…«
    »Ich auch, Herr Professor!« Denn hier liegt ja tatsächlich der schwache Punkt dieser Theorie, die von Trimmel stammt: Es läßt sich alles nicht so recht nachweisen, genau gesagt noch nicht. Aber in dieser Situation wächst der Kriminalhauptmeister Höffgen über sich selbst hinaus. »Ich darf hier auf Ihre Frage zurückkommen, Herr Professor, ob dies ein Verhör beziehungsweise eine Vernehmung ist. Es ist keine Vernehmung, ich seh’s eher als Unterhaltung an. Wir sind jedoch dabei, sofern ich Ihnen das sagen darf, im Zuge unserer Ermittlungen im Gesamtkomplex Tennessy alle erreichbaren Zeugen zu vernehmen – das heißt, auch Ihre Patienten. Vor allem diejenigen, die eine Niere gekriegt haben. Und dann…«
    »Dann könnte es ein Verhör werden?« erkundigt sich Becker sarkastisch.
    Höffgen, kurzfristig erschöpft, sieht Schwarz an – eigentlich ohne viel Hoffnung.
    Aber der Oberkommissar ist inzwischen so beeindruckt, daß er ihm tatsächlich zu Hilfe kommt. »Dann könnte es auch zu einer förmlichen Vernehmung kommen!«
    Becker überlegt. »Angenommen, liebe Leute«, sagt er seltsam jovial, »ich könnte Ihnen bestätigen, daß bei der Vergabe der Transplantate durch den Computer gelegentlich Geld eine Rolle gespielt hätte, wenngleich nicht in der von Ihnen vermuteten Form – was dann?«
    »Dann würde ich Sie fragen«, sagt Höffgen, mit einemmal puterrot, »ob Ihr gesunder Menschenverstand es nicht doch für möglich hielte, daß sich eine Erpressung angeschlossen hätte und vielleicht eben auch ein Mord!?«
    »Mann Gottes«, sagt Becker und steht auf, »Sie sind unverbesserlich! Im übrigen, auch ein Besitzer und ärztlicher Direktor einer privaten Klinik kann sich seine Patienten heutzutage offensichtlich nicht immer aussuchen, wie der Augenschein zeigt. Um ehrlich zu sein, ich hätte allerdings überhaupt nichts dagegen, wenn mein Patient Trimmel, auf dessen Mist dieser Unsinn wohl ursprünglich gewachsen sein dürfte, möglichst bald transportfähig wäre!«
    »Also hat er Ihnen doch eine Frage gestellt, bevor er umfiel?« sagt Höffgen schnell.
    »Gönnen Sie mir jetzt bitte meinen Feierabend!« sagt Professor Becker. »Und denken und tun Sie alles, was Sie nicht lassen können; ich kann Sie offensichtlich an gar nichts mehr hindern!«
    Der Zustand ist manchmal wirklich noch ziemlich delirant, wie Becker sagte, binnen weniger Tage allerdings – im deutlichen Gegensatz zu seinen selteneren Erregungszuständen – eher gleichgültig beziehungsweise unkonzentriert und uninteressiert. Parallel zu diesem Befinden Trimmels wird Höffgen in der kurzen Zeit, die er noch in Wildungen verbringt, immer unzufriedener, weil er effektiv gar nichts mehr zu Tage fördert – und der einzige, der ein wirklich zufriedenes Gesicht macht, ist Professor Linds.
    »Sie

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