Ein EKG fuer Trimmel
Becker… Kannten Sie Professor Becker eigentlich persönlich?«
»Ich sag Ihnen nicht mal die Zeit, wenn Sie mir nicht endlich sagen, warum Sie mich hergeschleppt haben!«
»Wegen Becker und Bertie«, sagt Höffgen munter.
»Ihr seid doch echt bescheuert! Was hat Bertie mit Professor Becker zu tun?«
»Na ja, das wollen Sie uns ja gerade erzählen«, sagt Höffgen in aller Ruhe. »Aber erst mal der Reihe nach… Was wissen Sie denn nun wirklich über Becker? Warum hat Tennessy ihn bei seiner Nierenvergabe bevorzugt? Haben Sie sich das inzwischen mal überlegt?«
Jill fragt aggressiv zurück: »Wer von euch zwei Nasen verhört mich hier eigentlich?«
»Wir beide«, sagt Höffgen liebenswürdig. »Also?«
»Also, also? Becker hatte eine Privatklinik, aber dazu hat Tennessy gesagt, er sei mit Längen besser ausgerüstet als die meisten Unikliniken!«
»Sie haben also mit Tennessy über Becker gesprochen?«
»Hab ich das?«
»Sie haben gewußt, daß Tennessy mit Becker faule Geschäfte macht? Und sich halbtot darüber geärgert?«
»Das sagen Sie…«
»Na klar sag ich das! Warum haben Sie sich geärgert?« Derart präzise, denkt Höffgen, hat er das Mädchen bisher nie im Visier gehabt. Die blasse, aber grelle Morgensonne fällt noch schräg ins Zimmer, aber schon voll auf Jills Gesicht; sie muß angestrengt blinzeln. Und Höffgen wechselt das Standbein; im Grunde sagt er sich, kommt’s ja nicht mal darauf an, was man Jill Biegler um die Ohren schlägt, sondern nur darauf, daß es passiert. »Ich will Ihnen sagen, wenn Sie’s nicht sagen wollen… Sie haben sich geärgert, weil Jake Ihnen nichts abgegeben hat von seinem Reibach!«
»Ekelhaft, diese Sonne!« sagt sie. Dann: »Allmählich langweilen Sie mich entsetzlich… der Reibach kann aus biologischen Gründen nicht funktionieren!«
Der bislang völlig stumme Petersen macht sich, wenngleich nur pro forma, an der Jalousie zu schaffen; er macht sie jedenfalls nicht mal halb zu. Die Sonne, immerhin, hat sich nur kurzfristig hinter einer Wolke verkrochen, und Jill merkt gar nicht, daß sie auch weiterhin – anstelle von Daumenschrauben – dem Dritten Grad vom Himmel ausgesetzt werden soll. In einer Minute ist die Sonne wieder voll da.
»Doch«, sagt Petersen todernst, »der Reibach funktioniert hundertprozentig! Und dazu muß ich Ihnen bloß einen einzigen Satz sagen: Gewebedaten müssen so ähnlich wie möglich, brauchen aber nicht identisch zu sein!«
Die neue Waffe hat voll getroffen. Jill wird kreidebleich. Und dann wieder ganz rot.
Und mitten in diese Situation hinein fragt Höffgen absolut beiläufig: »Nun aber mal zu Bertie. Was ich Sie ja eigentlich immer schon mal fragen wollte… ich meine, darf ich mal ganz persönlich werden?«
»Kommt darauf an…«, sagt sie mühsam.
»Na, ich riskier’s mal… wieso, frag ich mich von Anfang an, fängt ein so hübsches Mädchen wie Sie eigentlich mit nem Typ wie diesem Bertie n Klüngel an, ausgerechnet? Der mag ja vielleicht mal ganz nett ausgesehen haben, als er noch nicht ganz so struppig war, und ne gute Figur hat er möglicherweise auch, aber sonst…«
»Neidisch?« fragt sie.
»Nee, nee, ich mein das ernst…«
»Dann Thema durch?« sagt sie knapp. »Noch was? Oder kann ich gehen? Ich bin nämlich ein werktätiger Mensch, wenn Sie’s noch nicht wissen…«
Da sieht Höffgen seinen Kollegen an, und der nickt ihm, an Jill vorbei, aufmunternd zu. Da wissen sie, daß der Moment da ist, in dem sie wie die Chemiker zwei Elemente zusammenkippen und warten, ob’s knallt. Oder noch mehr Zutaten: schwarze Stoffhandschuhe, Gasöfen, Blutschande, die keine ist, und dumme Sprüche. Diese Erfahrung, im übrigen, macht die Polizei gar nicht so selten: sie wirft Steine in den Teich, und sieh einer an, es zieht Kreise und schlägt Wellen!
Höffgen sagt zu Jill: »Wenn Sie Lust haben, können Sie übrigens Bertie noch guten Tag sagen…«
Sie hat sich wieder gefangen – sie hat wahrhaftig erstaunlich gute Nerven. »Das war mir aber eine Riesenfreude!« meint sie. »Lassen Sie uns denn auch mal allein?«
Hinter ihr macht Petersen die Tür auf. Laumen steckt daraufhin als erster den Kopf ins Zimmer; er hat offensichtlich schon gewartet.
»Tach, Mädchen«, strahlt dann Bertie in Jills Rücken. »Hab ich mir ja heute morgen gleich gedacht…«
Im selben Moment jedoch, in dem Jill sich umdreht, hat Petersen eine Erleuchtung. Keine überirdische, wie sie sich Polizisten oft wünschen, sondern eine
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