Ein EKG fuer Trimmel
leuchten, und der VW bleibt am Straßenrand stehen.
Petersen fragt den Portier: »Na, wer sitzt drin?«
»Wieder Fräulein Biegler!«
»So, so…«
Dann kommen die beiden uniformierten Polizisten zu Fuß aus der Tiefgarage und stellen sich neben den VW. Dann steigt aus dem VW zunächst Laumen aus, geht um den Wagen herum und beobachtet wachsam, wie auch die langhaarige Person mit der blauen Kostümjacke aussteigt, die am Steuer gesessen hat.
»Aber das ist ja gar nicht Fräulein Biegler!« ruft der erstaunte Portier. »Das ist ja ein Mann!«
»Kennen Sie ihn denn?« fragt Höffgen, der vor Spannung die Zähne zusammengebissen hatte.
»Nie gesehen…«
»Aber genauso war’s am Totensonntag?«
»Ja, das muß man wohl sagen…«, sagt er gottergeben.
Der Mann mit den schulterlangen Haaren, der den VW zuletzt gefahren hat, ist Bertie Weyer. Und Petersen sagt, lakonisch vor lauter Freude, zu sich selbst und zu allen Leuten, die es was angeht oder auch nicht: »Volltreffer!« Höffgen gegenüber gibt er zu: »Ich hab bis zum Schluß Angst gehabt, daß das nur im Gegenlicht funktioniert!«
Im Präsidium sitzt derweil immer noch Jill, nervös kettenrauchend, gegen ihre Gewohnheit. Ihre Bewacherin hat es aufgegeben, ein Gespräch mit ihr anzufangen.
Irgendwann steht Jill auf, kramt – von der Beamtin mit Argusaugen beobachtet – in ihrer Handtasche und holt Haarnadeln und einen Kamm heraus. Sie geht zum Spiegel über einem Waschbecken in der Ecke und beginnt sich zu frisieren.
Fasziniert beobachtet die Beamtin, wie sich aus dem schulterlang herabhängenden Haar eine Hochfrisur formt.
Sie nähert sich der Fertigstellung, als Höffgen, Laumen und Petersen mit der Kollegin im blauen Kostüm und Bertie zurückkommen.
»Haben Sie neue Haare?« fragt Petersen sofort.
Jill gibt keine Antwort.
Petersen fragt Bertie: »Dann sagen Sie es mir… seit wann haben Sie lange Haare?«
»Seit nem halben Jahr…« murmelt Bertie.
»Aha!« sagt Petersen. Und dann zu Jill, mit einemmal messerscharf: »Wollen Sie noch eine Sekunde lang abstreiten, daß Sie Tennessy erschossen haben?«
»Ich… Sie spinnen!« sagt Jill erstickt.
»Wollen Sie uns dann mal erklären, warum Sie hier die neue Haarmode ausprobieren? Und vor allem, warum Sie sich von Bertie Weyer doubeln ließen und ein perfektes oder fast perfektes Alibi aufbauten? Ein zu perfektes?«
»Was… was soll ich getan haben?«
»Als Sie in die Garage gefahren sind, lag Herr Weyer unten im Wagen auf dem Boden und war nicht zu sehen!« behauptet Petersen. »Er ist im Wagen geblieben, während Sie im Fahrstuhl am Portier vorbei nach oben und nach fünf Minuten wieder nach unten gefahren sind. Dann haben Sie Bertie Ihre Jacke gegeben und ihn als Jill Biegler wieder ausfahren lassen… Ist doch genial! Alle Achtung…«
»Und dann?« fragt Jill.
»Sie waren inzwischen wieder nach oben gegangen – ins Computerzentrum. Reichlich mühsam, die ganzen Treppen zu Fuß; aber als Tennessy kam, waren Sie auf jeden Fall wieder so bei Kräften, daß Sie ihn erschießen konnten. Und ganz am Ende haben Sie das Hochhaus klammheimlich verlassen und sich irgendwo mit Bertie Weyer getroffen!«
Jill hat sich wieder in der Gewalt. »Okay«, sagt sie cool, »alles klar. Im Anschluß daran hab ich mich dann erstens selber vergiftet…«
»Sie sagen es!«
»… und zweitens bei Ihrem Oberkollegen – bei Trimmel die Schraube am Auto losgedreht… so was hatten Sie mir ja schon mal vorgeworfen…«
»Da bin ich mir nicht so ganz sicher«, sagt Petersen; »man müßte sich mal erkundigen, ob Sie überhaupt heimlich aus dem Krankenhaus rausgekonnt hätten. Aber es reicht auch so…« Er wendet sich an Bertie und wird ganz feierlich: »Wo, Herr Weyer, haben Sie sich am Totensonntag nach der Fahrt aus der Garage mit Fräulein Biegler getroffen?«
Bertie sagt nichts.
»Herr Weyer – ich darf Sie daran erinnern, was wir vorhin besprochen hatten. Für Sie ist die Frage die, ob Sie im Zusammenhang mit dem Mord nur wegen Beihilfe oder als Mittäter verurteilt werden. Ob Sie relativ billig wegkommen oder sich ein sattes Lebenslänglich einfangen…«
»Haben Sie das etwa zu entscheiden?« fragt Bertie, ein allerletztes Mal aufmüpfig.
»Nein«, sagt Petersen, »immer noch das Schwurgericht. Aber Sie auch!«
Man würde in den folgenden Sekunden die berühmte Stecknadel zu Boden fallen hören.
»Wo haben Sie sich mit Jill Biegler getroffen?« wiederholt Petersen.
Da sagt Bertie
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