Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
Lippen in ihr Bett. Lucia verpasste ihm ein paar Ohrfeigen, worauf er wütend wurde und allerlei Obszönitäten von sich gab. Laila eilte zu Hilfe, und mit vereinten Kräften schafften sie den betrunkenen
    Kerl aus dem Zimmer. Lucia sagte, dass sie nicht länger im Haus bleiben konnte, und dafür hatte die Bäuerin vollstes Verständnis. Also packte Lucia ihre wenigen Sachen und trug sie gemeinsam mit Laila in den Hüh-nerstall. Emilia stand sofort auf, aber Lucia befahl ihr, sich wieder hinzulegen, damit sie den Koffer und die übrigen Sachen auf ihrem Rücken befestigen konnte. Alles wurde sorgfältig festgezurrt, und erst dann durfte Emilia aufstehen. Die Hühner saßen auf der Stange, und nur einige gackerten leise, als der Elefant aus der Halle schritt. Auf dem Hof begann Laila zu weinen. Sie seufzte und sagte, sie würde so gern ebenfalls all das hinter sich lassen.
    »Lass dich von dem Suffkopp scheiden«, riet Lucia ihr. Laila sagte, dass eine Scheidung nicht so einfach sei,
    da Oskari den Hof besitze, sie hatten einen Ehevertrag und so weiter, und sie, Laila, habe für die Kredite zum Bau des Hühnerstalls gebürgt.
    »Und andererseits ist er in nüchternem Zustand halbwegs brauchbar, wenn auch faul.«
    In der dunklen Augustnacht führte Lucia ihren Ele-fanten durch die schmale Gasse zwischen Hühner- und Kuhstall und dann längs des Feldrandes zum Wald. Emilia schritt fest, aber vorsichtig dahin. Obwohl sie mehr als drei Tonnen wog, hinterließ sie kaum Spuren im Acker, denn ein Elefantenfuß ist groß wie ein Teller. Ein Menschenfuß drückt sich tiefer in weiche Erde als der eines Elefanten.
    Am Waldrand blieb Emilia stehen und atmete mit er-hobenem Rüssel kräftig die Nachtluft ein. Sie drehte sich um, denn vom Feld waren Laufschritte zu hören. Laila kam angerannt und bat, mit Lucia und Emilia gehen zu dürfen. Sie war völlig hysterisch.
    »Oskari hat mich geschlagen.«
    Lucia versuchte ihr klar zu machen, dass sie keine Bäuerin mit ins Ungewisse nehmen konnte. Außerdem, wo sollten sie wohnen, wovon leben? Hier waren sowieso schon eine Frau und ein Elefant zuviel. In Finnland gab es keinen Platz für Wesen wie sie.
    »Darf ich euch wenigstens bis Tagesanbruch beglei-ten?«
    Zu dritt wanderten sie durch den dunklen, trockenen Wald. Sie kamen an Feldern und einem kleinen Dorf vorbei und gelangten schließlich in einen prächtigen Birkenwald. Dort beschloss Lucia ihr provisorisches Lager zu errichten. Emilia legte sich nieder, damit die Frauen das Gepäck von ihrem Rücken nehmen konnten. Lucia hatte nicht einmal daran gedacht, Proviant einzu-packen, aber sie hatte auch keinen Hunger. Emilia hingegen fraß munter Birkenschösslinge und saftiges Gras. Es schien, als hätte sie sich stets nach genau dieser Umgebung gesehnt, in der es Ruhe und genug Futter gab.
    Es war finster. Die Nacht war kühl, und die Frauen fröstelten. Lucia suchte sich warme Sachen aus ihrem Gepäck. Dann setzten sich die Frauen nieder, lehnten den Rücken an einen Birkenstamm und schlangen die Arme um den Oberkörper. Laila fand, dass sie sich für den Marsch durch den dunklen Wald schlecht ausge-rüstet hatten, während sich die Männer besser auf diese Dinge verstanden. Die Männer sorgten vor, sie hatten zum Beispiel stets ein Messer oder ein Beil dabei, au-ßerdem Streichhölzer und Kienspäne oder etwas ande-res zum Feuermachen. Es kam nie vor, dass Männer im Wald erfroren, nicht mal im Winter.
    »Vielleicht die richtigen Männer, die es früher einmal gab, aber heutzutage krepieren sie draußen in der Ein-öde wie die Fliegen«, schnaubte Lucia verächtlich.
    DER VERSCHWUNDENE SCHLACHTELEFANT WIRD GEJAGT
    Gegen Mittag kam ein Laster mit extrem breiter Ladeflä-che auf Länsiös Hof gedonnert, er gehörte dem Atom-kraftwerk Olkiluoto, und aus der Fahrerkabine spran-gen Pekka Laakso und Rauno Ruuhinen. Sie sagten, sie seien gekommen, um den Elefanten abzuholen.
    »Jetzt passen sogar zwei Elefanten ins Auto«, prahlte Fahrer Laakso.
    Der verkaterte Bauer musste ihnen gestehen, dass kein Elefant mehr da war, auch keine Zirkusprinzessin, ja nicht mal mehr die Bäuerin. Sie waren allesamt in dunkler Nacht verschwunden.
    Die Enttäuschung war bitter, aber Ruuhinen gab sein Vorhaben nicht so ohne weiteres auf. Er beschloss, eine Suche zu organisieren, denn es kam nicht in Frage, dass er mit dem teuren Tieflader ohne Schlachtvieh zurück-kehrte oder das mit viel Aufwand erstellte Rezept für Elefantenwurst ungenutzt ließ.
    »Holen

Weitere Kostenlose Bücher