Ein Elefant im Mückenland
sollten sich auch so was anschaffen, auf Reisen ist es wirklich praktisch«, pries er sein Gerät, und er prophezeite, dass die tragbaren Telefone in zehn Jahren noch viel kleiner und praktischer sein würden.
»Ich wette, dass sie künftig nur noch so groß wie eine Zigarettenschachtel sind. Nokia kommt mal ganz groß raus, glauben Sie mir.«
Ojanperä versprach, sich darum zu kümmern, wo der Elefant zum Winter einquartiert werden konnte. Er kannte sich in der Gegend aus, hatte Beziehungen. Er schrieb Lucia die Telefonnummern seines Ladens und seines Mobiltelefons auf. Bevor die beiden aufbrachen, wollte er dem Elefanten noch gern ein paar Leckerbissen geben. Ein Kilo Würfelzucker reichte nicht aus, um Emilias Zunge richtig zu befeuchten, sodass der Kauf-mann noch einmal in seinen Laden eilte. Als er wieder herauskam, trug er ein Dutzend Hefezöpfe im Arm, die er einen nach dem anderen an Emilia verfütterte. Sie genoss das leckere Weizengebäck mit geschlossenen Augen, und als das letzte in ihrem Bauch verschwunden war, legte sie sacht ihren Rüssel auf Ojanperäs Schulter und verharrte so eine ganze Weile. Auf diese Weise bedankte sie sich für die herrlichen Delikatessen.
FUR EMILIA WIRD EIN STALL
FÜR DEN WINTER BESORGT
Taisto Ojanperä war ein hilfsbereiter Mann. Ihm war sofort Lucias junge und vitale Schönheit aufgefallen, die neben dem riesigen Elefanten besonders eindrucksvoll zur Geltung kam. Er begann, in der Gegend herumzute-lefonieren, um für den ehemaligen Zirkuselefanten und seine reizende Besitzerin ein einigermaßen anständiges Winterquartier zu finden. Viel Platz war erforderlich. Die Vorfahren des Elefanten stammten aus Afrika oder Indien, man konnte das Tier nicht dem Frost und den kalten Winden aussetzen, es konnte unmöglich in einem einfachen Stall überwintern wie etwa die Schlachtbullen mit ihrem zottigen Fell. Das Problem war schwierig, aber Ojanperä war einfallsreich und auch sonst tüchtig, und er besaß Fantasie.
Ojanperä fuhr nach Pori und suchte sich in der dorti-gen Bibliothek das große Lexikon heraus. Die indischen Elefanten waren kleiner und fügsamer als die afrikani-schen, hieß es da. Lucia Lucanders Elefant war garan-tiert afrikanischer Abstammung, groß wie er war. Wie dem auch sei, gerade dieses Tier würde Frost nicht vertragen. Sein Kopf war laut Lexikon flach, und ober-halb des Rüssels befand sich unter Umständen eine höckerartige Erhebung. Nun ja, an dergleichen konnte sich Ojanperä nicht erinnern.
Im Lexikon stand noch, dass auch die weiblichen af-rikanischen Elefanten Stoßzähne besitzen. »Die Rücken-linie ist gerade und in der Mitte leicht eingesenkt. Der afrikanische Elefant kann bis zu sieben Tonnen wiegen.«
Jetzt begriff Taisto Ojanperä, dass ein großer und warmer Raum erforderlich war, desgleichen die Möglich-keit, große Mengen Futter zu lagern. Ferner musste eine Wasserleitung zur Verfügung stehen, damit der Elefant gewaschen und getränkt werden konnte. Dieser Stall musste jetzt gefunden werden. Ojanperä sagte sich, dass etwa ein verlassenes Bergwerk in Frage käme, in dem, unabhängig von der Jahreszeit, eine gleichmäßige Erd-wärme herrschte, aber in Satakunta war vermutlich nie Bergbau betrieben worden, die Gegend bestand aus ehemaligem Meeresboden.
In Luvia gab es ein Sägewerk, das seinen Dienst ein-gestellt hatte, aber die Halle wäre bei winterlichem Frost eisig kalt, und zumindest Lucia Lucander wäre nicht in der Lage, sie zu beheizen, selbst wenn dort Öfen instal-
liert würden und alte Sägeabfälle in Hülle und Fülle zur Verfügung standen. Nein, es musste etwas Praktischeres sein.
Ojanperä erkundigte sich nach den alten Verarbei-tungshallen der Eiergenossenschaft, aber die wollte ihre Hallen nicht als Elefantenstall vermieten, zumal sie deren Modernisierung und die Erweiterung ihrer Pro-duktion plante. Ein geeignetes leeres Getreidesilo gab es in ganz Satakunta nicht, und wie sollte auch ein Elefant in ein Silo passen? In den Turm, der aus Beton bestand, müsste ein ganz neuer Eingang gebrochen werden. Eine schwierige Sache, fand Ojanperä. Nebenbei bediente er weiter seine Kunden, verkaufte Lebensmittel und Ge-tränke, handelte mit Landmaschinen, und sobald sich die Gelegenheit bot, griff er wieder zu seinem Mobiltele-fon und tippte neue Nummern ein.
Das Telefon musste dauernd neu aufgeladen werden, die Rechnung für die vielen Gespräche würde enorm sein, aber der wohlmeinende Ojanperä dachte jetzt nicht an
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