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Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Kühen der Fall war.
    »Der Elefant käut sein Futter nicht wieder, sondern verschlingt es wie eine Dreschmaschine, deshalb ver-braucht er gewaltige Mengen davon, und da er es in groben Fasern hinunterschluckt, kann der Magen nicht alles verdauen.«
    Bauer Paavo tätschelte Emilias Hinterteil und sagte, dass er keineswegs die Futterration verringern wolle, er habe sich lediglich über den grenzenlosen Appetit des Tieres gewundert. Emilia drehte sich wieder zu den Männern um, sie hatte ihnen die Zahnkontrolle verzie-hen.
    Ende Mai, als die Frühjahrsbestellung beendet war, beschlossen Paavo und Lucia auszuprobieren, wie die Wanderung mit Emilia in der Praxis klappen würde. Paavo schlug vor, in der Nacht zunächst nach Kiukainen und dann weiter nach Köyliö zu ziehen. Am dortigen See könnten sie tagsüber ausruhen, um schließlich in der Nacht wieder in die Glasfabrik zurückzukehren.
    Paavo schaffte zweihundert Kilo Futter an den See und lagerte es im Ufergebüsch: gekochte Kartoffeln und Möhren, ein paar Eimer Gerste und zwei Ballen Heu. Das Wasser zum Trinken und zum Baden bot der See.
    In den hellen Stunden des Frühlingsabends machten sie sich dann auf den Weg. Paavo setzte Lucia auf den Rüssel, und der Elefant beförderte sie auf seinen Rü-cken. Paavo hatte Karte und Kompass dabei, und er ging vorweg, zunächst in Richtung seines Gutes. Sie zogen durch Felder und Wälder zunächst nach Köyly-polvi und von dort weiter zum See. In den frühen Mor-genstunden erreichten sie das Nordufer, wo die Felder endeten und sie sich in einem kleinen Wald lagern konnten. Sie hatten in der Nacht gut zwanzig Kilometer zurückgelegt und dabei mehrere Landstraßen und eine Bahnlinie überquert. Die Wanderung war gut verlaufen. Emilia war nicht einmal müde, aber Lucia klagte über ihren schmerzenden Hintern, denn der Rücken des Elefanten ist zwar breit und stabil, aber die Kruppe dafür lang und scharfkantig, und das verursacht ähnli-che Beschwerden wie ein harter und nicht passgerechter Fahrradsattel. In dem Waldstück warteten die Kartoffeln und Möhren, das Korn und das trockene Heu, all das Futter, das Paavo vorher für Emilia hingeschafft hatte. Als besonderen Leckerbissen mähte sie sich selbst fri-sches Gras:
    Sie packte mit dem Rüssel ein ganzes Büschel, trat es mit dem Vorderfuß nieder und riss es dann wie mit der Sichel ab. Weder Wurzeln noch Erde gelangten in den Rüssel. Sie fraß mit gutem Appetit, und dann watete sie so tief in den See, dass nur noch der Rüssel, der Schei-tel und die Augen herausschauten. Paavo entzündete am Ufer ein kleines Lagerfeuer, an dem er und Lucia sich Wurst rösteten, Kaffee kochten und ihren mitge-brachten Proviant verzehrten.
    Während sie dort saßen, kam ein alter, sehniger Bau-er angestiefelt, der die beiden würdevoll per Handschlag begrüßte. Er blickte zu Emilia, die im See planschte, und äußerte:
    »Ich schätze, hier wird ein Elefant gebadet.« Nachdem ihm das bestätigt worden war, setzte er sich
    auf einen Grashöcker. Lucia reichte ihm einen Pappbe-cher mit Kaffee. Schweigend genossen die drei ihr Ge-tränk. Schließlich fragte Lucia, ob es in der Gegend immer so ruhig sei.
    »Gewiss, gewiss, aber im Winter hat mal ein Bauer von drüben, vom anderen Ufer, einen Engländer er-schlagen. Der Mann kam aus dem Gutshaus auf der Insel.«
    Lucia fragte interessiert, ob der Täter gefasst worden sei.
    »Nee, nee, das haben sie nicht mal versucht. Alle ha-ben ihn gelobt, haben ihm gesagt: Das hast du gut gemacht.«
    »Man hat ihn gelobt?«
    »Und das tut man immer noch.«
    Lucia wollte Näheres über das englische Opfer wissen. »Irgendein Kirchenmann war es, ein Pastor wohl,
    manche behaupten sogar, ein Bischof. Ich kann's nicht sagen, die Sache passierte, ehe ich überhaupt geboren wurde.«
    Sowie der Bauer weg war, riefen die beiden Emilia aus dem See zurück. Als Emilia sich getrocknet hatte und sich niederlegte, ruhten sich Lucia und Paavo an ihren warmen Flanken aus. Paavo erzählte Lucia die Legende vom Bischof Henrik und dem Bauern Lalli und von dem schrecklichen Ereignis, das sich im zwölften Jahrhun-dert, vor fast tausend Jahren, auf dem Eis des Sees zugetragen hatte. Er sagte, er habe aus der Geschichte eine Art Lied gemacht, und das sang er Lucia vor. Bauer Lalli, der Besitzer des Gutes auf der Insel, war auf Rei-sen gewesen. Als er heimkam, berichtete man ihm, dass ein Falschgläubiger sein Haus besucht habe, irgendein verflixter Bischof. Lallis Frau machte

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