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Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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die Sache sehr dringlich, sagte ihrem Mann, der Bischof habe sie be-stohlen, habe seinen Knechten befohlen, Brot und Fleisch mitgehen zu lassen. Lalli schnallte die Skier unter, griff sich die Axt und machte sich an die Verfol-gung. Auf dem vereisten Köyliönjärvi holte er den fre-chen Henrik ein und spaltete ihm ohne viel Federlesens den Schädel. Von den Knechten, die Widerstand leiste-ten, tötete er drei, mehr waren nicht dabei. Brot und Fleisch waren recht teuer geworden.
    Paavo sang die letzte Strophe des Liedes drei Akkorde länger, als es in Kirchenkreisen allgemein üblich war.
    Einige Kilometer von Köyliö entfernt liegt der Hiirijär-vi, der Maussee. Gott überlegte nämlich, wie er den Mord an seinem Bischof rächen konnte. Lalli war ein tüchtiger Kerl und konnte mit der Axt umgehen, somit lohnte es nicht, Mörder oder etwa Wölfe nach ihm aus-zusenden, da wäre aus der Rache nichts geworden. Aber Gott ist gewitzt, und so schickte er tausend Mäuse und dreihundert Ratten hinter Lalli her. Gegen die ließ sich mit der Axt nichts ausrichten. Lalli flüchtete in den Wald, aber die vermaledeiten Mäuse und vor allem die Ratten verfolgten den Helden gnadenlos. Ihm blieb nichts weiter übrig, als am Ufer eines kleinen Sees auf einen Baum zu klettern, doch die verflixten Viecher kletterten hinterher. Lalli fiel entnervt vom Baum und plumpste in den See.
    »Er ertrank mitsamt den Mäuse und Ratten, und da-her hat der See seinen Namen.«
    Irgendein Kirchenforscher hatte behauptet, dass die Legende von Lalli und dem Bischof Henrik eine Erfin-dung der Leute sei und dass kein einziger verlässlicher Beweis existiere. Paavo fand, dass man diese Behaup-tungen außer Acht lassen konnte. Glaubte dieser For-scher allen Ernstes, dass aus dem Mittelalter mehr als nur der mündliche Bericht überdauern sollte? Hätte man vielleicht die blutige Bischofsmütze oder Lallis Axt finden sollen? Nicht einmal neuere Schandtaten ließen sich immer beweisen. Zum Beispiel war Kaarinas Groß-vater, ein Schnapsschmuggler von nationaler Berühmt-heit, für seine Taten wegen Mangels an Beweisen nie richtig verurteilt worden.
    Lucia lobte Paavo und bestätigte ihm, dass er von Lalli und Bischof Henrik viel lebendiger erzählt hatte als vorhin der Bauer.
    Bald ging die Sonne auf. Den ganzen Tag über fau-lenzten die drei im Schatten der Bäume. Am Abend gingen sie alle zusammen baden, und anschließend machten sie sich wieder auf den Weg zu Emilias Quar-tier, der Glasfabrik. Jetzt stieg auch Paavo auf den Rücken des Elefanten. Ohne Sattel war das Reiten recht problematisch, der Hintern hatte die Nacht hindurch einiges auszuhalten.
    DER STRECKENPLAN
    FÜR DIE ELEFANTENWANDERUNG Eine ganze Woche lang hatten Lucia und Paavo Proble-me beim Gehen, vom Ritt auf dem Elefanten schmerzte ihnen der Hintern. Durch ganz Finnland ohne anständi-gen Sattel zu reiten war von vornherein ausgeschlossen. Der Probemarsch zum See war auch anderweitig von Nutzen gewesen. Die beiden hatten erkannt, dass sie sich besser auf das Übernachten im Freien vorbereiten mussten, auch wenn der Schlafplatz an Emilias Flanke im Prinzip warm und sicher war. Kleidung, Verpflegung, ein Verzeichnis der Hotels und Campingplätze, Landkar-ten – all das war nötig, vor allem aber mussten sie einen Elefantensattel anschaffen, und zwar speziell einen Zweisitzer.
    In Nakkila werden die schönsten und stabilsten Schaukelstühle Finnlands und darüber hinaus sogar der ganzen Welt hergestellt. Sie sind die Arbeit von Meistertischlern, entstanden im Ergebnis jahrhunderte-langer Traditionen. Was lag da näher, als Eljas Leistilä, den besten Schaukelstuhlmacher von Nakkila, zu bitten, bei Emilia Maß zu nehmen und einen zweisitzigen Sattel zu entwerfen mit allem notwendigen Zubehör und einer Steigleiter. In einen Sattel, der sich in drei Metern Höhe befindet, schwingt man sich nun mal nicht im Stile der Cowboys aus dem Wilden Westen.
    Eljas Leistilä war bereits fünfundachtzig Jahre alt und wohnte im Altenheim des Kirchdorfes Nakkila. Im Werk-unterrichtsraum der nahe gelegenen Schule hatte er die Möglichkeit, weiter Schaukelstühle, auch Standuhren und jetzt sogar Elefantensessel zu basteln. Taisto Ojanperä holte Eljas mit dem Auto ab und fuhr ihn zur Glasfabrik, damit er bei Emilia Maß nehmen konnte. Lucia und Paavo erwarteten den Meister dort, um mit ihm die Einzelheiten zu besprechen.
    Eljas wunderte sich nicht weiter über den Auftrag, denn im Dorf war längst das Gerücht

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