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Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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gemächlichen Art über ein brachlie-gendes finnisches Feld zog, hinter sich eine ratternde Dreschmaschine und darauf ein ernster Bauer. Das Ganze hatte eine gewisse Exotik, besonders, da im Sattel des Elefanten ebenfalls jemand saß, eine schöne Zirkus-primadonna, die jeweils am Ende des Schlages dem Zugtier den Befehl zum Umkehren gab. Das gleichmäßi-ge Geräusch der Mähmaschine bewies, dass das Heu fiel und die Arbeit voranschritt, es war, als gehörte der afrikanische Elefant seit ewigen Zeiten in die finnische Landschaft unter sommerlich heiterem Himmel.
    Gleich am ersten Tag ernteten sie drei Schläge ab, das war fast ein ganzer Hektar. Das Heu ließen sie draußen zum Trocknen liegen, am Morgen wollten sie weiterma-chen.
    Diese Idylle beobachteten vom Waldrand her zwei Spi-one der Naturschützer und der Bewegung »Freiheit für den Elefanten« aus Tampere. Sie hatten ohne Probleme die Spur des Elefanten aufnehmen können, waren mit ihrem gemieteten Auto durch Pirkanmaa gefahren und hatten auf ihrem Erkundungsausflug nun Lemi und hier schon fast die Beute erreicht. Sie hatten die empörende Tat entdeckt, ein lebender Wildelefant wurde für schwe-re landwirtschaftliche Arbeiten eingesetzt!
    Sie spähten mit dem Fernglas herüber und beobach-teten das Geschehen über lange Zeit, dabei machten sie sich Notizen, so als hätten sie einen besonders seltenen Vogel entdeckt, der sonst nie am finnischen Himmel fliegt. Was ja auch irgendwie zutraf, außer, dass Elefan-ten nur im Märchen fliegen.
    ZEHN KILO LAMMBRATEN
    In der letzten Juliwoche bekam Paavo zwei wichtige Anrufe. Zum Glück war er so schlau gewesen, im Kirch-dorf den Akku seines Handys aufladen zu lassen, denn in Lucias Elternhaus gab es keinen Strom. Das Haus war verlassen, auch wenn jetzt dort zwei Menschen und ein Elefant lebten.
    Der erste Anruf kam von Kaarina, und sie berichtete, dass ihr Vetter zum angegebenen Zeitpunkt im Saimaa-Kanal eintreffen werde, sodass der Elefant entsprechend nach Mustola und auf das Schiff gebracht werden könn-te. Das Schiff hielt seinen Tourenplan ein, sodass noch genügend Zeit blieb, sogar, um Lammbraten zu machen.
    Außerdem rief die in Tampere gegründete Aktivisten-gruppe »Freiheit für den Elefanten«, wie sie sich selbst nannte, an und stellte ein Ultimatum. Irgendwie hatten sich die Mitglieder dieser ominösen Gruppe in den Kopf gesetzt, dass gerade sie für Emilias Leben und Zukunft verantwortlich waren und dass gerade sie die Pflicht und speziell das Recht hatten, in das Leben und die Bedin-gungen des Elefanten einzugreifen. Das Ultimatum war noch nicht befristet. Die Gruppe wollte den Elefanten befreien, koste es, was es wolle. Die Befreiung sollte in Luumäki stattfinden, zu einem später zu verabredenden Zeitpunkt. In Lemi sollte die Aktion extra nicht stattfin-den, der Ort lag fern der Autobahn, sodass sich kaum die Presse hinlocken ließe. Das teilte die Gruppe Paavo allerdings nicht mit, und sie nannte auch weder die Namen ihrer Mitglieder noch deren Telefonnummern.
    Paavo geriet während des Gesprächs mächtig in Wut. Er drohte damit, ebenfalls nach Luumäki zu kommen und die Idioten dermaßen zu vermöbeln, dass mindes-tens zehn Särge benötigt würden, wenn nicht sogar mehr. Zum Schluss brüllte er nur noch und knallte dann das Handy auf den Tisch, dass es krachte.
    »Pass auf! Mach das Telefon nicht kaputt!« Sie probierten, ob es noch heil war. Paavo rief seine
    alte Nummer, jetzt also Lucias, an, zum Glück klappte es.
    In Tampere überlegten die Naturschützer, ob es wirk-lich Sinn machte, nach Luumäki zu fahren, denn dort warteten ein gewaltiger Elefant, eine obskure Zirkus-künstlerin und ein wütender Bauer. Vielleicht waren die nächtlichen Befreiungsaktionen für Nerze und Füchse doch sicherer? Schon allein der Name der Stadt, Luumäki, Knochenberg, erschien ihnen jetzt fast wie ein böses Omen. Womöglich gingen tatsächlich Knochen kaputt, und sogar viele, etwas in der Art hatte der Bauer ja ins Telefon gebrüllt.
    Paavo und Lucia harkten indessen das Heu zusam-men, sie hatten inzwischen mehrere Hektar abgemäht. Die alten, stillgelegten Felder erbrachten zwar keine große Ernte mehr, das Heu wuchs nur spärlich und war aufgrund mangelnden Düngers nicht sehr kräftig, den-noch kam überraschend viel zusammen. Lucia rechnete aus, dass, würden sie die ganze Menge zu Ballen zu-sammenbinden, Emilia für mindestens zwei Wochen Trockenfutter hätte. Das würde bedeuten, dass sie für die

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