Ein Ende des Wartens
Stil. Die Außenwände waren mit Holz verkleidet und das Dach bestand aus Reet. Das Haus besaß eine einladende Veranda und eine Einfahrt, die nicht nur neben, sondern auch um das Haus herum führte.
Annika war sich nicht sicher, ob sie die Einfahrt hinauffahren sollte, doch als sie es einfach tat, kam bereits eine Frau um die Ecke des Hauses, und die Freundinnen erkannten sofort die Ähnlichkeit zwischen den beiden Schwestern. Wenn ihnen nicht bewusst wäre, dass die Schwester in diesem Moment wohl weiter Brot und andere Backwaren verkaufte, so hätten die beiden angenommen, dass sie in Windeseile und über Schleichwege hierher gefahren sei.
Annika stellte den Motor ab und zog die Handbremse leicht an. Tammy war in der Zwischenzeit schon ausgestiegen und ging auf die Vermieterin zu. Annika beeilte sich auch, aus dem Wagen zu klettern und gab der Frau ihre Hand. Schnell entspann sich zwischen den dreien ein angeregtes Gespräch über die wunderschöne Natur, die Ruhe, die man förmlich greifen könne und das tolle Haus, das ihnen von der Schwester der Vermieterin empfohlen worden war.
Noch bevor sie nach drinnen gingen, waren sich die drei Frauen einig, dass die beiden Gäste nur die Endreinigung zahlen sollten – und eine kleine Kaution im Voraus für Schäden, die eventuell entstünden. Tammy holte ihr Portemonnaie aus dem Auto und gab der Vermieterin das Geld in die Hand.
Sogleich drehte sich die Vermieterin um und ging strammen Schrittes auf die Eingangstüre des Hauses zu, die erstaunlicherweise für die beiden hinter dem Haus lag. Sie folgten der Frau, die schon eingetreten war. Kurz und bündig erfolgte die Einweisung, und Annika war überrascht, wie liebevoll die Ferienwohnung eingerichtet war. Hier konnten es sich die Freundinnen übers Wochenende gemütlich machen, und in diesem Moment kam ihr der Gedanke, dass es sich lohnen würde, hier oben im Norden einmal länger als nur ein Wochenende Urlaub zu machen.
Die Einführung führte die Frauen ins Wohnzimmer, und als Annika im Wohnzimmer die große Couch sah, überkamen sie mit einem Mal eine große Müdigkeit und ein noch größerer Drang, sich auf die Couch fallen zu lassen. Kaum, dass sie diesen Gedanken gefasst hatte, lag sie auch schon auf ihr – nur die Füße ließ sie aufgrund der Schuhe in der Luft baumeln.
Sie sei die ganze Nacht gefahren und müde, hörte Annika ihre Freundin die Reaktion erklären, und obwohl Annika aufstehen wollte, waren ihre Augen gleich mit dem Hinlegen zugefallen. Bevor sie einschlief, merkte sie noch, wie jemand ihr eine Wolldecke über den Körper legte, und sie hoffte, dass es Tammy war, die ihr die Schuhe auszog und ihre Beine auf die Couch hievte.
14
Als Annika wieder einen bewussten Gedanken hatte, spürte sie, dass sie auf einer bequemen Couch lag und zugedeckt war. Sie erinnerte sich an die Fahrt zu dem Ferienhaus, das Gespräch mit der Verkäuferin und der Vermieterin und dass sie sich hingelegt hatte. Irgendwer hatte ihr die Schuhe ausgezogen und sie zugedeckt. Doch wer? Es konnte doch wohl nur Tammy gewesen sein.
Da Annika noch nicht wach genug war, um die Augen zu öffnen, stellte sie sich die Frage, wie lange sie wohl geschlafen hatte. War es schon abends? Oder erst Nachmittag? Wie lange würde Tammy sie schlafen lassen? Schlief Tammy etwa selber?
Kaum, dass sie merkte, dass sie selbst keine Antworten auf die Frage finden würde, übersprang sie diese und wandte sich einem anderen Thema zu. In Gedanken lief sie durch das Ferienhaus und betrachtete die Einrichtung, so wie sie diese im kurzen Durchgehen und im Halbschlaf abgespeichert hatte. Eine wunderschöne, fast liebevolle Einrichtung, die man eher von einem normalen Heim als von einem Ferienhaus erwartet hätte. Selbst auf die kleinen Dinge war geachtet worden: eine liebevolle, der Gegend angepasste Dekoration, eine üppiger Willkommensgruß in Form eines kleinen Präsentkorbs mit Spezialitäten aus der Region und vielen kleinen Dingen, die nicht selbstverständlich waren. Und dass es kein Problem war, dass Annika gleich auf der Couch einschlief, während die Vermieterin noch anwesend war, schien ein weiteres Indiz dafür zu sein, dass die Uhren hier oben im Norden noch anders tickten als in der hektischen Großstadt, in der Annika oft das Gefühl hatte, dass es oft nur noch um eine ausreichende Selbstdarstellung ging.
Soweit Annikas gespeicherte Bilder ausreichten, wanderte sie durch das Haus, als sie plötzlich ein Bild vor ihrem
Weitere Kostenlose Bücher