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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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Lichtung, die eigentlich keine war, weil die Eukalyptusbäume teilweise so dicht beisammenstanden, dass es schwierig war, an ihnen vorbeizukommen. Die Zelte waren in allen möglichen seltsamen Winkeln aufgestellt. Aber verglichen mit dem dichten Busch, der uns umgab, war es eine Lichtung.
    Major Harveys Zelt war für unsere Begriffe riesig, es wirkte wie ein Wohnzimmer. Wir hätten zu fünft problemlos darin schlafen können. Die Einrichtung war karg, sie bestand aus einem Campingbett, über dem ein Moskitonetz hing, einem Tisch und drei Stühlen, mehreren Schachteln und Truhen. Unsere Rucksäcke ließen wir vor dem Eingang zurück. Major Harvey marschierte geradewegs auf den Stuhl hinter dem Tisch zu, setzte sich und überließ es uns, wie und wo wir sitzen wollten. Am Ende saßen Homer und ich auf den Stühlen und die anderen drei auf dem Boden.
    Der Major bemerkte, dass ich einen Blick auf das Moskitonetz warf, und stieß ein nervöses Lachen aus. »Kleiner Luxus, das«, sagte er. »Hat mit meiner empfindlichen Haut zu tun.« Ich reagierte mit einem dämlichen und verkrampften Grinsen und erwiderte nichts. Der Major wandte sich wieder Homer zu.
    »Also«, sagte er. »Zunächst meinen Glückwunsch, dass ihr nicht in die Fänge des Feindes geraten seid. Ihr habt euch offensichtlich sehr gut durchgeschlagen. Erzählt mal, was ihr so getrieben habt.«
    Ich ließ mich in den Stuhl zurücksinken. Auf einmal war ich nur noch müde, unbeschreiblich müde. Ich konnte mich kaum noch wach halten. Erwachsene! Endlich waren wir wieder unter Erwachsenen und konnten es ihnen überlassen, die Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen und uns zu sagen, was zu tun ist. Ich schloss die Augen.
    »Na ja«, setzte Homer an. Es überraschte mich, wie nervös er klang. Vor diesem Mann, der keinen Zweifel daran ließ, dass er das Sagen hatte, schien ihn sein Selbstbewusstsein auf einmal im Stich zu lassen. »Na ja«, wiederholte er. »Wir kampierten im Busch, als die Invasion anfing. Wir bekamen also von der ganzen Sache nichts mit. Als wir zurückkamen, waren alle verschwunden. Es dauerte eine Weile, bis wir begriffen, was geschehen war. Als wir Bescheid wussten, kehrten wir schleunigst in den Busch zurück und haben uns seither dort versteckt. Bis auf mehrere Angriffe. Wir haben ziemlichen Schaden angerichtet. Wir haben die Brücke von Wirrawee gesprengt und einen Konvoi angegriffen und in ein paar andere Kämpfe waren wir auch verwickelt. Zwei unserer Freunde haben wir verloren. Eine Freundin wurde schwer verletzt, weshalb sie ein anderer Freund ins Krankenhaus gebracht hat, und Lee hier wurde ins Bein geschossen, aber ansonsten haben wir alles ganz gut überstanden.«
    Ich öffnete die Augen und schaute Major Harvey an. Sein Blick war nachdenklich und die ganze Zeit auf Homer gerichtet. In seinem Gesicht regte sich nichts, aber seine braunen Augen waren lebhaft und aufmerksam. Nach einigen Sekunden, als klar war, dass er nichts sagen würde, sprach Homer stotternd weiter. »Wir freuen uns ehrlich, dass wir Sie gefunden haben. Wir wollten uns im Holloway Valley bloß mal umsehen. Wir konnten ja nicht wissen, wie es hier sein würde. Aber Sie scheinen ja eine richtige kleine Armee zu haben.«
    Wieder keine Antwort. Ich verstand nicht, warum er nichts sagte, aber mein Kopf war viel zu schwer und träge, um richtig zu funktionieren. War mir etwas entgangen? Etwas Wesentliches? Immerhin waren wir wieder unter Erwachsenen und da wäre ein wenig Lob, eine kleine Anerkennung doch angebracht gewesen. Dazu waren Erwachsene doch da, oder? Keiner von uns erwartete eine Tapferkeitsmedaille, aber wir hatten eine schwere Zeit hinter uns und uns, so gut wir konnten, durchgeschlagen. Ich hatte gedacht, der Major würde wenigstens ein bisschen aus sich herausgehen, wenn er von unseren Aktionen hörte. Vielleicht war es in seinen Augen nicht genug.
    Als er endlich sprach, dachte ich zuerst, ich hätte mich verhört.
    Er sagte: »Wer hat euch die Erlaubnis gegeben, die Brücke zu sprengen?«
    Homer starrte ihn fassungslos und mit vor Verblüffung offenem Mund an. Als er nach einer Weile immer noch nicht antwortete, tat ich es an seiner Stelle: »Was meinen Sie mit Erlaubnis ? Da war niemand, den wir hätten fragen können. Seit diese Geschichte angefangen hat, haben wir so gut wie keinen Erwachsenen zu Gesicht bekommen. Wir haben bloß getan, was unserer Ansicht nach das Beste war.«
    »Diese Brücke. Woher wisst ihr über Sprengstoff

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