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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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Als Homer und Fi unverrichteter Dinge vom Wombegonoo zurückkehrten, kehrten auch unsere Angst und Nervosität zurück.
    Nach allem, was wir durchgemacht hatten, schien das der Gipfel der Grausamkeit. Aber grausam hatte auch keine Bedeutung mehr; das hatte ich längst begriffen.
    Wir trafen uns wieder auf der Lichtung.
    »Ich glaube, er ist schon eine ganze Weile fort«, sagte Homer. »Die Feuerstelle sieht aus, als wäre sie nicht mehr benutzt worden, seit wir fort sind.«
    »Vielleicht hatte er keine Lust, ein Feuer zu machen«, meinte Fi.
    »Die Abende waren kalt.«
    »Seine Sachen sind alle noch in seinem Zelt«, sagte Robyn. »Sein Schlafsack ist da und sein Rucksack auch.«
    Ich ging zu seinem Zelt und blickte mich um. Ich suchte nach seinen Notizheften. Wenn Chris aus irgendeinem ungewöhnlichen Grund die Hölle verlassen hatte, hätte er sie mitgenommen, davon war ich überzeugt. Aber sie waren alle da. Er hatte vier davon. Ich warf einen Blick in das, das obenauf lag. Es war nur zur Hälfte voll geschrieben und musste somit das jüngste sein. Das hätte er garantiert nicht zurückgelassen.
    Ich kehrte zu den anderen zurück. Fi machte ein ängstliches Gesicht: »Ihr glaubt doch nicht, dass jemand hier war, oder?«
    »Sicher nicht«, antwortete ich. »Es ist nichts angerührt worden.«
    Lee hatte nach den Hühnern und dem Lamm gesehen. »Sie haben Wasser und Futter«, sagte er. Ich beschloss selbst nachzusehen, nicht weil ich Lee nicht traute, sondern weil ich wusste, dass es Details gab, die ein Stadtmensch nicht bemerken würde. Als ich wieder bei den anderen war, berichtete ich: »Das Wasser ist etwas abgestanden. Ist seit ein paar Tagen nicht gewechselt worden.«
    Was sollten wir tun? Die naheliegendsten Möglichkeiten hatten wir alle überprüft. Wir sahen uns ratlos an.
    »Ich denke, für heute müssen wir es gut sein lassen«, meinte Homer. »Wenn er die Hölle verlassen hat, kann er überall von hier bis Stratton sein. Oder sogar noch weiter.«
    »Vielleicht hat er versucht uns in das Holloway Valley zu folgen«, sagte ich.
    Fi schnappte nach Luft. »Sag so etwas nicht!«
    »Okay«, meinte Robyn. »Wir dürfen nicht den Kopf verlieren. Im Moment können wir gar nichts tun. Als Erstes müssen wir unbedingt schlafen. Wie Homer schon gesagt hat, er könnte überall sein. Wenn es einen bestimmten Ort gäbe, wo wir hingehen könnten und eine Chance hätten, ihn dort zu finden, gut, dann würden wir uns wahrscheinlich aufraffen und hingehen. Wir sind aber nicht in der Verfassung, wie ein Trupp Emus im Gänsemarsch durch das Wirrawee Valley zu traben. Gehen wir erst einmal ins Bett.«
    »Leichter gesagt als getan«, bemerkte Lee. »Wir haben keine Betten mehr.«
    Er hatte Recht. Unsere Schlafsäcke waren weg, mittlerweile wahrscheinlich von den Soldaten in Brand gesteckt und zusammen mit dem Lager der Harveys Heroes vernichtet.
    Wir stöberten eine Weile herum, fanden ein paar Decken, ein halbes Dutzend Handtücher und eine Menge warmer Kleidung. Wir zogen uns mehrere Schichten an, setzten Wollmützen auf und packten unsere Füße in dicke Wollsocken; die anderen zogen auch noch Fäustlinge an. Fi musste mich wie eine Schaufensterpuppe ankleiden. Dann schleppten wir uns zu den Zelten und nahmen alles mit, was wir sonst noch gefunden hatten. »Die nächsten vier Stunden herrscht Ruhe, ist das klar?«, rief ich den anderen zu, während ich mit meinem verstauchten Knie davonhumpelte.
    »Ja, Mutter«, rief Homer zurück.
    Fi und ich krochen in unser Zelt. Ich legte mich hin und Fi breitete die Handtücher und eine Decke über mich. Daraufhin deckte sie sich selbst so gut wie möglich zu. Als sie fertig war, lagen wir beide auf der Seite und sahen uns an. Eine Weile sagten wir gar nichts. Schließlich seufzte ich: »Ach, Fi.«
    »Ja. Ich weiß, was du sagen willst.«
    »Dass Lee das getan hat. Es war so grauenhaft.«
    »Weißt du«, sagte Fi, »als der Soldat da auf der Erde lag, fing ich an ihn zu mögen. Ich dachte sogar, ich würde ihn kennen. Ich dachte gar nicht mehr daran, dass er mich verfolgt hatte.«
    »Mir ging's genauso.«
    »Was meinst du, wie alt er war?«
    »Keine Ahnung. Nicht älter als wir.«
    Fi überlief ein Schauer. »Was macht das alles mit uns? Was wird aus uns werden?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich habe Angst. Wer weiß, was passieren wird.«
    »Ich habe auch Angst.«
    »Das sieht man dir aber nie an.«
    »Wirklich? Wenn du wüsstest, wie ich mich fürchte.«
    »Als du von der Klippe

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