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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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mir den Arm um die Schultern. Fi hörte zu, ohne mich aus den Augen zu lassen, und ihr Mund stand offen, als könne sie nicht glauben, was sie hörte. Kevin machte ein grimmiges Gesicht. Ich weiß nicht, was er dachte, aber er stieß keineswegs kriegerische Schreie aus oder schnitt Kerben in seinen Gürtel, was ich beinahe befürchtet hatte.
    Als ich fertig war, herrschte Stille, dann sagte Homer: »Ihr habt das Richtige getan. Fühlt euch deshalb nicht schlecht. Jetzt herrscht Krieg und da gelten die normalen Regeln nicht. Diese Leute haben unser Land überfallen, haben unsere Familien eingesperrt. Sie sind daran schuld, Ellie, dass unsere Hunde gestorben sind, und sie haben versucht, euch drei zu töten. Der griechische Teil in mir versteht diese Dinge. In dem Augenblick, in dem sie ihr Land verließen, um hierherzukommen, wussten sie, was sie taten. Sie sind diejenigen, die das Gesetzbuch zerrissen haben, nicht wir.«
    »Danke, Homer«, sagte ich.
    Er hatte mir wirklich geholfen.
    »Und was ist euch beiden zugestoßen?«, fragte Kevin.
    »Ja, also«, begann Homer. »Wir sind zuerst ungehindert die Honey Street hinuntergelaufen. Aber je weiter wir in die Stadt hineinkamen, desto vorsichtiger mussten wir sein und desto langsamer kamen wir voran. Erst an der Ecke von Maldon und West wurde es aufregend. Dort hatte es irgendeinen Kampf gegeben. Ich glaube, dass es eine kleine Schlacht gewesen ist – zwei Polizeiautos lagen auf der Seite und ein Stück weiter unten an der Straße war ein Lastwagen gegen einen Baum gefahren. Und überall waren Hunderte leere Patronen verstreut. Aber keine Leichen oder sonst was.«
    »Aber Blut«, ergänzte Fi. »Sehr viel Blut.«
    »Ja, also wir glauben, dass es Blut war. Eine Menge dunkler Flecken. Aber überall war Öl und solches Zeug – es war einfach ein großes Durcheinander. Wir gingen also sehr vorsichtig hindurch und dann durch den Jubilee Park. Wir hatten vor, die Barker Street hinunterzugehen, aber ehrlich, sie war ein Katastrophengebiet. Es sah so aus wie die amerikanischen Unruhen im Fernsehen. Alle Geschäften haben eingeschlagene Schaufenster, auf der Straße liegt Zeugs herum und dazwischen gibt es Fußpfade. Ich würde sagen, dass die Kerle eine große Party gefeiert haben.«
    »Anscheinend glauben sie, dass Weihnachten ist.«
    »Ich weiß nicht, ob sie auf Weihnachten scharf sind. Wir mussten trotzdem lachen: Genau uns gegenüber sahen wir in Tozers Schaufenster ein großes Schild, auf dem stand: Ladendiebe werden angezeigt. Das waren wirkliche Ladendiebe gewesen. Sie hatten den ganzen Laden gestohlen.
    Wir beschlossen jedenfalls die kleine Seitenstraße neben Tozers Geschäft hinunterzugehen. Sie war dunkel und unbeleuchtet, was uns recht war. Komisch, wie schnell man sich daran gewöhnt, ein Nachtgeschöpf zu sein. Wir schlichen also weiter, über den Parkplatz und in die Glover Street. Dann glaubte Fi, die so gut hört wie eine Fledermaus, dass sie Stimmen vernommen hatte, also verschwanden wir in die öffentliche Bedürfnisanstalt. Natürlich in die für Männer, denn ich wollte auf keinen Fall riskieren in einer Damentoilette erwischt zu werden. Aber es war keine sehr schlaue Entscheidung. Ihr habt euch anscheinend sehr rasch auf die neuen Gegebenheiten eingestellt, während wir unseren Verstand erst umschulen müssen. Wenn jemand gesehen hätte, dass wir hineingingen, oder wenn sie uns drinnen überrascht hätten, wären wir tot gewesen – das Gebäude ist eine perfekte Falle. Und es kam tatsächlich jemand – inzwischen hörte ich die Stimmen ebenfalls. Ich hatte daran gedacht zu pinkeln, aber wenn man Angst hat – ich weiß nicht, wie es bei Mädchen ist, aber ein Mann kann eine halbe Stunde lang dort stehen und kein Tropfen ...«
    »Komm schon, Homer, mach weiter. Ich will zeitig schlafen gehen.«
    »Okay, okay. Wir warteten und warteten. Wer immer sie waren, sie ließen sich reichlich Zeit.«
    »Homer suchte eine Beschäftigung und malte Graffiti an die Wände«, unterbrach ihn Fi.
    »Ja, das stimmt!«, gab Homer schamlos zu. »Es war das einzige Mal in meinem Leben, dass ich mit so was ungestraft davonkommen konnte. Wenn all das vorbei ist, werden sie sich um wichtigere Dinge zu kümmern haben als um meine Botschaften an den Wänden der Bedürfnisanstalt. Außerdem waren es patriotische Botschaften.«
    »Ich wüsste nicht, was an Ausländergesetzen patriotisch sein soll«, unterbrach ihn Fi wieder.
    »Aber ich habe auch andere Sachen geschrieben.«
    »Du

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