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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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ab?«
    Ich kam mir schrecklich dumm vor. Später wurde mir klar, dass ich noch viel dümmer gewesen war, denn Hammer und Meißel hätten einen Funken verursacht, der uns alle in die Luft gejagt hätte.
    Kevin hatte begriffen, was ich wollte, und schraubte den Deckel ab.
    »Wir müssen hinter der Mauer sein«, flüsterte ich. »Und wir brauchen eine Benzinspur zur Mauer.« Er nickte, zog sein T-Shirt aus und schob es in den Tank, damit es sich voll sog. Dann verschloss er den Tank wieder und verwendete sein Shirt, um eine flüssige Fährte bis zur Mauer zu legen. Wir hatten nur noch Sekunden. Wir hörten das Knirschen des Schotters unter leisen, drohenden Füßen und gelegentlich eine gemurmelte Bemerkung. Ich konnte eine männliche und eine weibliche Stimme unterscheiden. Die Taschenlampe leuchtete wieder auf, genau an der Ecke der Auffahrt.
    Kevins Stimme atmete in mein Ohr. »Wir müssen sicher sein, dass sie alle zusammen sind.«
    Ich nickte. Mir war dieses Problem auch gerade bewusst geworden. Ich konnte nur zwei dunkle Gestalten ausmachen, aber ich nahm an, dass wir von den drei patrouillierenden Posten gejagt wurden, die wir vorher gesehen hatten. Kevin bestätigte es mir, indem er in mein Ohr hauchte: »Ich habe drei auf der Straße gesehen.«
    Ich nickte wieder, dann holte ich tief Luft und gab ein kurzes, schwaches Stöhnen von mir. Die Wirkung auf die beiden Soldaten war dramatisch. Sie wandten sich uns zu, als hätten sie Antennen. Ich keuchte leise und schluchzte kurz. Einer der Soldaten, der Mann, rief etwas in einer Sprache, die ich nicht kannte, und einen Augenblick später kam der dritte Soldat durch die Baumreihe und schloss sich ihnen an. Sie sprachen einen Augenblick miteinander und deuteten in unsere Richtung. Inzwischen mussten sie wissen, dass wir unbewaffnet waren, sonst hätten wir mittlerweile sicherlich einige Schüsse abgefeuert. Sie verteilten sich ein wenig und kamen langsam auf uns zu. Ich wartete und wartete, bis sie etwa drei Meter vom Mäher entfernt waren. Das kleine, niedrige, dunkle Gerät schien sie förmlich aufzufordern, es zu beachten. Ich sah ihre Gesichter zum ersten Mal. Dann entzündete ich das Streichholz.
    Es brannte nicht.
    Meine Hand, die bis dahin sehr ruhig gewesen war, begann zu zittern. ›Wir werden gleich sterben, nur weil ich kein Streichholz anzünden konnte‹, dachte ich. Das war unfair, beinahe lächerlich. Ich versuchte es wieder, zitterte aber zu sehr. Die Soldaten waren schon fast am Mäher vorbei. Kevin packte mich am Handgelenk. »Tu es«, murmelte er wild in mein Ohr. Die Soldaten hatten Kevin offenbar gehört, denn ihre angespannten Gesichter wandten sich wieder in unsere Richtung. Ich versuchte es zum dritten Mal und war so gut wie sicher, dass nicht mehr genügend Schwefel darauf war, um es zu entzünden. Aber es flammte auf, machte ein kratzendes Geräusch und ich warf es auf den Boden. Ich warf es zu schnell; ich weiß nicht, wieso es nicht ausging. Eigentlich hätte es ausgehen müssen und tat es auch fast. Einen Augenblick lang erstarb es zu einem kleinen Lichtpunkt und wieder dachte ich: »Wir sind tot und es ist allein meine Schuld.« Dann begann das Benzin zu brennen.
    Die Flammen liefen stolpernd und ruckartig die Benzinspur entlang wie eine stotternde Schlange, aber sehr schnell. Die Soldaten sahen es natürlich. Sie drehten sich um, schauten, schienen zurückzuzucken. Aber in ihrer Überraschung bewegten sie sich zu langsam, genau wie es bei mir der Fall gewesen wäre. Einer hob den Arm, als wolle er auf etwas zeigen. Der zweite beugte sich beinahe in Zeitlupe zurück. Das ist das letzte Bild, das ich von ihnen habe, denn Kevin zog mich zurück hinter die Ziegelwand und einen Augenblick später wurde der Mäher zu einer Benzinbombe. Die Nacht schien zu explodieren. Die Mauer schwankte, dann kam sie wieder zur Ruhe. Ein kleiner, orangefarbener Feuerball schoss in die Dunkelheit hinauf, während kleine, brennende Leuchtspur-Geschosse davonflogen. Der Lärm war schrill, laut und angsteinflößend. Er tat meinen Ohren weh. Ich sah Schrapnellreste, die in die Bäume rasten, und ich hörte und spürte den Aufprall kleiner Splitter auf der Mauer, hinter der wir uns versteckten. Dann zupfte Kevin an mir und sagte: »Lauf, lauf!«
    Gleichzeitig begannen auf der anderen Seite der Mauer die Schreie.
    Wir liefen zwischen den Obstbäumen hindurch, dann schräg über den Hang, an dem Hühnerstall vorbei und erreichten Mrs Alexanders vorderen Gartenzaun

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