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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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Chris, Lee und ich waren die Einzigen, die noch bei Bewusstsein waren. Ich weiß nicht, wie es den beiden ging, aber für mich war es schrecklich mühsam. Ich betupfte mir die Augenlider mit Spucke, was merkwürdig klingt, aber ein wenig half. Ich war sehr erleichtert, als ich sah, wie sich das erste Licht aus dem Osten im Blechdach meines Zuhause spiegelte. Erst da wurde mir klar, dass ich die ganze Zeit über den elegantesten Wagen gefahren hatte, den ich je besitzen würde, und dass ich kein einziges Mal daran gedacht hatte. Was für eine vergeudete Gelegenheit. Ich war ziemlich böse auf mich.

Zwölftes Kapitel
    Während der kurzen Zeit, die wir fort gewesen waren, hatten wir ein paar Besucher gehabt. Plünderer hatten wie in Chris' Haus Schmuck und ein paar andere Sachen mitgenommen. Meine Uhr, einige silberne Fotorahmen, mein Schweizer Armeemesser. Sie hatten nicht viel Schaden angerichtet. Mir wurde schlecht, aber ich war zu müde, um es zu erfassen. Auch Corrie, Kevin und Fi waren hier gewesen – alles, was auf unserer Liste gestanden hatte, war weggeschafft worden und sie hatten auf dem Kühlschrank eine Nachricht hinterlassen: »Wir sind dorthin gegangen, wo die bösen Menschen sind. Wir sehen uns.« Ich lachte und dann schrubbte ich so lange, bis die Botschaft nicht mehr zu sehen war. Ich hatte gelernt auf unsere Sicherheit zu achten.
    Homer und Robyn hatten Lee den Verband abgenommen und untersuchten die Wunde; Robyn mit ihrer neu entdeckten Faszination für Blut. Ich lugte ihnen über die Schulter. Ich hatte noch nie eine Schussverletzung in einem menschlichen Körper gesehen. Sie sah nicht einmal so schlimm aus. Für einen Zahnarzt hatte Mr Clement gute Arbeit geleistet. Es waren nur einige wenige Nähte, aber rundherum gab es jede Menge Quetschungen und Prellungen und viele interessante Schattierungen von Blau, Schwarz und Violett. Unterhalb der Nähte war etwas frisches Blut durchgesickert; das war offensichtlich das Blut, das ich auf seinem Verband gesehen hatte.
    »Es sieht geschwollen aus«, stellte ich fest.
    »Du hättest es gestern sehen sollen«, sagte Lee. »Es ist viel besser geworden.«
    »Das muss die Physiotherapie gewesen sein, die ich dir in der Schaufel verpasst habe.«
    »Wie ist es, wenn man angeschossen wird?«, fragte Chris.
    Lee legte den Kopf schief und dachte kurz nach. »Als würde jemand ein großes, heißes Stück Stacheldraht durch dein Bein stoßen. Aber mir war nicht klar, dass es eine Kugel war. Ich dachte, irgendetwas im Geschäft wäre heruntergefallen und hätte mich getroffen.«
    »Hat es wehgetan?«, fragte ich.
    »Zuerst nicht. Aber plötzlich konnte ich nicht mehr gehen. Das war der Augenblick, in dem Robyn mich stützte. Es tat erst weh, als wir im Restaurant waren und ich mich hinlegte. Da fühlte es sich an, als brenne es. Das brachte mich beinahe um.«
    Homer hatte den ganzen Wundbereich mit einem Desinfektionsmittel gewaschen und legte jetzt wieder einen Verband an. Robyn untersuchte mein Gesicht und fand oberhalb der Stirn eine klaffende Wunde, die sie mit einem Heftpflaster zuklebte. Anscheinend waren das unsere einzigen Verletzungen. Als sie fertig war, machte ich mich auf die Suche nach dem Landrover und fand ihn ordentlich beladen dort versteckt, wo wir es ausgemacht hatten – etwa einen halben Kilometer vom Haus entfernt in dem alten Obstgarten, in dem meine Großeltern ihr erstes Haus in diesem Land gebaut hatten.
    Wir mussten den ganzen Tag verschwenden, bis wir in die Berge fahren konnten, um zu den Übrigen zu stoßen. Für jeden von uns war Schlaf das Wichtigste, bis auf Chris, der im Vergleich zu uns am meisten davon gehabt hatte. Daher bekam er den ersten Wachdienst. Und auch den zweiten, dritten und vierten. Es war zu gefährlich, im Haus zu schlafen, deshalb nahmen wir Decken mit und ließen uns beim ältesten, am weitesten entfernten Heuschober nieder. Ich machte alle nervös, weil ich zum Landrover ging und die Schusswaffen holte, aber ich musste jetzt immer daran denken, was bei Corrie geschehen war und wie Homer gesagt hatte, dass wir daraus lernen müssten; wir mussten uns an die neuen Gegebenheiten gewöhnen.
    Dann schliefen, schliefen, schliefen wir.
    Angeblich können Teenager den ganzen Tag schlafen. Ich beobachtete oft Hunde und war verblüfft darüber, dass sie anscheinend glücklich waren, wenn sie zwanzig Stunden am Tag schlafen konnten. Aber ich beneidete sie auch. Es war die Art Lebensstil, die mir lag.
    Wir schliefen nicht

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