Ein endloser Albtraum (German Edition)
Führung wird demnächst stattfinden. Jedenfalls sobald ich gegessen habe. Ich bin nämlich am Verhungern.«
Fünfzehntes Kapitel
Nachdem wir die Hütte des Einsiedlers besichtigt hatten, arbeiteten wir bis zum Abend. Da Lee weniger beweglich war, überließen wir ihm die Schreibarbeiten; vor allem sollte er ein System für die Essensrationierung entwerfen, durch das unsere Vorräte beinahe zwei Monate reichen würden – falls wir genügend Selbstbeherrschung besaßen, uns daran zu halten. Homer, Fi und ich hatten ein paar kleine Gemüsebeete angelegt, und als der lange Tag endlich kühler wurde, säten wir: Kopfsalat, Lauch, Blumenkohl, Brokkoli, Erbsen und Saubohnen. Wir hatten keine besondere Lust, das bis an unser Lebensende zu essen, aber »wir brauchen unser Gemüse«, wie Fi entschieden erklärte, und dank Lees Kochkünsten konnte man Brokkoli in Schokoladeeiscreme und Blumenkohl in eine Feenkutsche verwandeln.
Es war ein langer, heißer, schwerer und anstrengender Tag gewesen. Wir hatten sehr früh angefangen. Mein Gespräch mit Lee hatte es auch nicht leichter gemacht. Zwischen uns herrschte jetzt eine leichte Spannung, was ich hasste, und gegen Abend entstand eine allgemeine Spannung, weil jeder jeden anfuhr. Die einzige Ausnahme war Homer, der Fi nicht angefahren hatte. Auf mich ging er wegen der Wassermenge los, mit der ich die Gemüsesamen goss, und auf Lee wegen der Frage, ob Fußball ein besserer Sport als Football ist, doch Fi war für Homer immun. Obwohl er für sie keineswegs immun war. Als er ein großes Stück Früchtebrot (Mrs Grubers) abbrach und es aß, bedachte Fi ihn mit einer Reihe von Worten, zu denen auch gierig, selbstsüchtig und Schwein gehörten. Homer hatte sich im Lauf seines Lebens so sehr daran gewöhnt, zurechtgewiesen zu werden, dass man genauso gut einen Felsen dafür hätte zurechtweisen können, dass er sedimentär war. Aber als Fi auf ihn losging, stand er da wie ein kleines Kind, wortlos und mit rotem Kopf. Er aß den Rest seines Kuchenstücks, aber er hat es bestimmt nicht genossen. Ich war so froh, dass sie nicht gesehen hatte, wie ich Kekse naschte.
Die Entdeckung der Hütte war an diesem Nachmittag der einzige Höhepunkt gewesen.
Während Corries Abwesenheit war Fi in mein Zelt übersiedelt, und als wir in dieser Nacht im Bett lagen, fragte sie: »Was soll ich mit Homer tun, Ellie?«
»Du meinst die Art, wie er dich mag?«
»Ja.«
»Hm, das ist wirklich ein Problem.«
»Ich wüsste gerne, was ich tun soll.«
Das war meine Spezialität: das Liebesleben meiner Freunde in Ordnung bringen. Sobald ich die Schule beendet haben würde, wollte ich auf dieser Fähigkeit eine Karriere aufbauen: ein Geschäft gründen, in das die Leute von der Straße hereinkommen und mir all ihre Liebesprobleme erzählen konnten. Es war eine Schande, dass ich meine eigenen Probleme nicht lösen konnte.
Ich drehte mich also um, um in der Dunkelheit Fis kleines Gesicht sehen zu können. Ihre großen Augen waren vor Kummer noch größer.
»Magst du ihn?« Irgendwo mussten wir ja anfangen.
»Ja! Natürlich!«
»Aber ich meine ...«
»Ich weiß, was du meinst! Ja, ich glaube schon. Ja, wirklich. In der Schule noch nicht, aber dort war er auch so ein Idiot. Wenn mir damals jemand prophezeit hätte, dass ich ihn einmal mögen würde, hätte ich ihm das Taxi zum Psychiater bezahlt. Er war so unreif.«
»Erinnerst du dich an die Wasserschlacht am Abend vor Halloween?«
»Erinnere mich nicht daran.«
»Wenn du ihn jetzt magst – was hält dich zurück?«
»Ich weiß nicht. Das ist ja die Schwierigkeit. Ich weiß nicht, ob ich ihn genauso gernhabe wie er mich, das ist ein Punkt. Ich möchte keine Beziehung mit ihm anfangen, in der er glaubt, dass ich genauso stark für ihn empfinde wie er für mich. Ich glaube nicht, dass ich ihn jemals so gernhaben könnte. Er ist so ...« Ihr fiel kein Wort ein, mit dem sie den Satz beenden konnte, deshalb lieferte ich eines: »Griechisch?«
»Ja. Ich weiß, dass er hier zur Welt gekommen ist, aber wenn es um Mädchen geht, ist er noch immer ein Grieche.«
»Macht es dir etwas aus, dass er ein Grieche oder teilweise ein Grieche ist oder wie immer du es nennst?«
»Nein! Ich liebe es. Griechisch ist sexy.«
Sexy klang komisch, wenn Fi es sagte. Sie war so gut erzogen, dass sie normalerweise keine solchen Worte verwendete.
»Das Einzige, was dich zurückhält, ist also die Tatsache, dass du nicht genauso stark empfindest wie er?«
»Irgendwie
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