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Ein Engel an Güte (German Edition)

Ein Engel an Güte (German Edition)

Titel: Ein Engel an Güte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ippolito Nievo
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an der Zeit zu handeln, wolle man dem sicheren Untergang entkommen. Celio setzte ihm mit jugendlichem Ungestüm zu und warf ihm nach so großem Geschrei in der Vergangenheit nun feiges Zaudern vor, doch der Graf hatte ihm geschickt taktierend geantwortet, vor Ablauf von zwei Monaten sei die Sache noch nicht reif, und er habe ein Wundermittel in der Hand, um unterdessen jedes Übel abzuwenden. Dieses Mittel bestand darin, alles haarklein der Inquisition zu erzählen, sich als guter Freund der Signoria zu zeigen, der sich zum Wohl der Republik auf diese Umtriebe eingelassen hatte, und anzubieten, an einem festzusetzenden Tag sämtliche Mitverschworenen an die Sbirren auszuliefern. Formiani höchstpersönlich hatte, aufgrund gewisser eigener Erwägungen, die Festnahme bis Mitte August hinausgeschoben. Unterdessen war Tramontino der Valiner entführt worden, die deswegen Lärm zu schlagen begann, und aus irgendwelchen mysteriösen Gründen war dessen Prozess im Sande verlaufen; beide Vorgänge hatten das Vertrauen der Gefährten in Graf Fabio erhöht und ihm den Ruf eines geschickten Politikers eingetragen...
    « Und nun, Graf?», begann Celio und trat einen Schritt auf Carmini zu, der mit einer gewissen Verwirrung bald auf ihn, bald in ein Buch sah, das er vor sich liegen hatte.
    « Und nun, Cavaliere?», antwortete der Graf, um Zeit zu gewinnen.«Wie ist es Euch ergangen in diesen vier Wochen, die wir uns nicht gesehen haben?»
    « Nicht gut, Graf», antwortete Celio gereizt.« Doch mir scheint, unsere Unterredung sollte mit anderem als mit dem Austausch von Höflichkeitsfloskeln beginnen. Seht hier!», sagte er und warf ein Dutzend Briefe auf den Schreibtisch.
    « Ah, ich verstehe!», entgegnete der Graf und musterte diese kurzen chiffrierten Schriftstücke.« Morgen soll der Krawall also losgehen...! Na ja, das war ja bekannt...! Aber ich sehe keine Briefe aus Treviso.»
    « Hier!», sagte der Cavaliere und legte seine Hand auf einen der Briefe.
    « Sehr gut!», brummte der Graf, indem er ihn überflog.«Wir sind uns ja schon einig», setzte er hinzu.«Ihr geht nach Mantello hinauf und holt die Leute von dort. Ich werde mit meinen Männern die Gegend nach Castelfranco hin in Aufruhr versetzen, gegen Mittag kommen wir in Noale wieder zusammen und warten auf die aus der Poebene, um dann zwischen Padua und Venedig am Brenta unser Lager aufzuschlagen. Je nachdem, ob Verstärkung kommt und welche Nachrichten aus anderen Gebieten eintreffen, legen wir den weiteren Plan fest.»
    « Ja», antwortete Celio,«das ist ja alles gut und schön, aber in Noale habe ich Giannozzo nicht angetroffen, wie es abgemacht war, und ich weiß nicht...»
    « Ach», unterbrach ihn der Graf,«verzeiht; ich vergaß, Euch das gleich am Anfang zu sagen: Ich habe den Holzfäller über den Piave geschickt, um den Gruppen dort drüben Bescheid zu geben; also wird er Euch das Pferd im Stall gelassen haben und gleich aufgebrochen sein. Und damit hat er sich seinen Taglohn verdient, fürwahr!»–
    « Mein lieber Giannozzo», dachte Carmini bei diesen Worten,«ich wäre ja verrückt, wollte ich dich in diesem Aufruhr frei herumlaufen lassen! Ich möchte nicht, dass du auf den Gedanken kommst, mir aus Liebe zu deinem geliebten Tramontino irgendeinen üblen Streich zu spielen; und zu dieser Stunde bist du hoffentlich dort unten in einem warmen Zimmer in sicherem Gewahrsam und kannst dich durch dreißig Spannen dicke Mauern mit deinem Freund unterhalten...!»
    « Und wann werdet Ihr mit den Euren bereit sein?», fragte Celio.
    « Gewiss bei Tagesanbruch», antwortete der Graf mit einem Räuspern.
    « Bei Tagesanbruch? Aber ich sehe hier überhaupt keine Vorbereitungen!»
    « Still», rief der Graf.«Ich habe meine Leute in den Gehöften ringsum versteckt... ich wollte nicht zu viele auf einem Fleck hier zusammenziehen... Ihr wisst ja, drei Grillen in einem Loch sind schnell ausgeräuchert, auf drei Löcher verteilt dagegen singt die eine und warnt die anderen.»
    « Wenn das so ist, bin ich auch bei Tagesanbruch dort oben, um die Meinen zu sammeln. Das Treffen mit den dreien aus Treviso findet in Giannozzos Haus statt, nicht wahr?»
    « Ja, genau. Aber wenn ich bitten darf: lieber zu früh als zu spät.»
    « Seid unbesorgt! Und welchen Weg soll ich nehmen?»
    « Nun ...! Welchen Ihr wollt! »
    « Dann gehe ich über Cornuda.»
    « Vortrefflich, so könnt Ihr die Stimmung in diesen Gemeinden auskundschaften und trefft mit den Leuten zusammen, die heute

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