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Ein Engel an Güte (German Edition)

Ein Engel an Güte (German Edition)

Titel: Ein Engel an Güte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ippolito Nievo
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die Ärmste und wäre fast auf die Knie gefallen, bereit, alle Schuld auf sich zu nehmen, wenn das nur die Raserei beschwichtigte, von der er ihr besessen schien.«Erinnerst du dich denn nicht mehr an jenen Abend...!», murmelte sie bei sich und fuhr sich mit der Hand durchs Haar, wie um dort den Rest von Vernunft festzuhalten, den sie schon schwinden fühlte.
    « Ach ja!», antwortete der Cavaliere bitter.«Jetzt kommen wir also wieder zu dieser Farce mit der Ohnmacht...»
    « O Gott, o Gott», rief Morosina unter Schluchzen.« Und was Ihr an jenem Abend zu mir sagtet...? Diese Glückwünsche...?»
    « Das waren die letzten Waffen, die ich einsetzte, um dich zu einer zwar späten, aber noch ehrenhaften Umkehr zu bewegen», sagte der Cavaliere.« Ich kannte ja die ganze Geschichte! Ich wusste von deiner Einwilligung in die Ehe mit Formiani! Zwei Minuten zuvor hatte Seine Exzellenz mir davon erzählt, und ich versuchte... ja, ich versuchte es in einem letzten Anlauf mit Ironie, mit Sarkasmus...! Nichts, nichts hat gefruchtet!»
    « Aber ich, ich wusste damals doch noch gar nichts davon!», rief Morosina und stand angesichts dieser unerwarteten Anklage auf.
    « Um Himmels willen, schweig!», sagte Celio, die Stimme senkend,«und nimm mir nicht das letzte Selbstvertrauen. Hör zu, wenn ich dich nach zwei Monaten schon so verstockt sehe in Heuchelei, kann ich an nichts mehr glauben, weder an dich noch an mich noch an Gott.»
    Die Ärmste rang die Hände und konnte kein Wort erwidern, so gelähmt war sie im Inneren vor Schmerz und Empörung.
    « Oh, aber ich weiß, wem ich diesen Verrat deiner Seele zuzuschreiben habe!», schrie Celio.« Dieser verruchten und widerwärtigen Exzellenzenbrut! »
    « Um Himmels willen, Celio! Um Himmels willen, sei still!», bat das Mädchen, sich an ihn klammernd.
    Doch er war eben jetzt von der Heuchelei zur Wahrheit vorgedrungen und war nicht zu bremsen.« Verkommenes Natterngezücht», fuhr er außer sich fort,«wir werden sie in ihrem eigenen Dreck begraben... Oder aber sie werden uns aufknüpfen mit der Schlinge des Verrats oder uns abschlachten lassen, für zwanzig Zechinen pro Mann; was soll’s...? Unser Beispiel wird künftigen, glücklicheren Generationen eine Lehre sein.»
    « Oh, Celio, schweig, um Himmels willen!», flüsterte das Mädchen ganz entsetzt und warf sich vor ihm nieder.
    Dergestalt im Palazzo eines Inquisitors herumzubrüllen, von überwältigender Leidenschaft dazu getrieben – das war der äußerste und größte Liebesbeweis, den Celio ihr bieten konnte. Er bemerkte es erst später; aber zu diesem Gebrüll hatte er sich unbedacht hinreißen lassen; und als geschickter Fechter versuchte er nun, aus seiner Stellung den größtmöglichen Vorteil zu ziehen. Nachdem er sich mehrmals forschend umgesehen hatte, ließ er diese Zornesattacke mit einem Mal ganz fallen und setzte sich still, wie in verzweifeltem Schmerz versunken, auf einen Stuhl. So verharrte er eine Weile, die Ellbogen auf die Knie gestützt, die Fäuste gegen die Stirn gepresst, den Blick stier auf den Boden geheftet, und er wusste, dass dieser ganze Auftritt Morosinas empfindsames Herz mächtig rühren würde. Der war das Rollenfach des Zweiten Liebhabers gänzlich unbekannt, und sie erschrak allen Ernstes; abermals siegte ihre natürliche Herzensgüte über weibliche Zurückhaltung – schwankend stand sie auf und trat zu ihm hin. Der junge Mann war zur anderen Seite gewandt, schien ihre Nähe jedoch zu bemerken, denn ein Schauder lief ihm durch alle Glieder. Dann fuhr er bebend hoch wie aus einem Alptraum, warf ihr einen halb verzeihenden, halb flehenden Blick zu und brach in Tränen aus. Diese Tränen entsprangen der Reue, und sie waren echt.
    Was da in Morosinas Herz vorging, können nur ähnlich geartete Seelen begreifen. Voller Mitleid sah sie ihn an; doch ein anderes Gefühl, süßer und stärker zugleich, schwang in ihrer Stimme mit, als sie ihn, um diesen Tränen Einhalt zu gebieten, etliche Male beim Namen rief.«Celio... Celio...! Hört doch auf, beruhigt Euch doch!»Da dieser heftige Schmerzensausbruch aber nicht aufhören wollte, setzte sie hinzu:«Was tut Ihr, Celio? Warum diese Tränen? Warum eine solche Schwäche bei Euch, der Ihr doch ein Mann von großem Geist und großem Herzen seid...? Um Himmels willen, sagt es mir! Seht Ihr Euch vielleicht einer großen Gefahr ausgesetzt...? So redet doch, Celio...! Sprecht offen mit mir, ich bin zwar nur eine schwache Frau, das stimmt, aber

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