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Ein Engel an Güte (German Edition)

Ein Engel an Güte (German Edition)

Titel: Ein Engel an Güte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ippolito Nievo
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Blick auf die Uhr und einem letzten flehenden, inbrünstigen Blick auf Morosina. Die erwiderte ihn mit einem Blick voll schmerzlicher Resignation; dann schlug sie die Augen nieder und hob den Blick nicht mehr.
    « Gesegnete Mahlzeit, meine Herrschaften!», rief Celio schroff und stürzte wie wahnsinnig die Treppe hinunter.
    Formiani trat ans Fenster und sah ihn in die Gondel springen, und zwar mit solchem Ungestüm, dass sie fast gekippt wäre; dann warf er sich sogleich wütend unter Deck. Von dort hörte man seine Stimme bebend und schrill, wie sie dem Gondoliere zurief:«In drei viertel Stunden in Mestre.»
    « Sehr wohl, Verehrtester!», antwortete dieser, und die Gondel flog pfeilschnell davon.
    « Da ist nichts zu machen! Man muss ihn ziehen lassen, den armen Jungen», sagte Formiani traurig bei sich. Als er dann sah, dass immer noch nicht angerichtet war, zog er sich in seine Gemächer zurück.
    Nachdem er dort in seinem vertrauten Sessel Platz genommen hatte, fuhr er fort:«Was für eine Verwirrung, herrje! Sie ist schon wirklich eigensinnig, meine kleine Frau! Und wen trifft’s? Den armen Cavaliere ...! Genug; wenn der Waldvogel schlau ist, zieht er sich aus der Schlinge, und ein gewarnter Mann ist schon halb gerettet...! Aber er wird es mit mir zu tun bekommen, der teure Graf... Ich hoffe nur, dass die Straffreiheit...»Hier hatte dieser Monolog einen solchen Kampf mit den acht oder neun Zähnen des Inquisitors zu bestehen, dass nicht einmal Momolino, der beste Lauscher in ganz Venedig, auch nur eine Silbe davon verstanden hätte.
    « Bernardo!», rief Formiani plötzlich.
    Der war so rasch zur Stelle, als hätte er in einem Möbel im Raum gesteckt.
    « Lauf und gib dem Tramontino und seinem Gefährten Order, sie sollen unverzüglich nach Fusina aufbrechen», sagte der Inquisitor.«In Asolo sollen sie dann der Signora Cecilia diesen Brief von mir übergeben, mit dem Befehl, im Notfall dessen Anweisungen strikt zu befolgen. Sonst ist ja alles klar, und im Übrigen: Eile, Verschwiegenheit, Eifer, wenn ich bitten darf.»
    « Es soll geschehen!», antwortete Bernardo, und bei diesen Worten war er schon aus dem Zimmer.
    « Jetzt gehen wir die Kleine trösten», sagte Formiani bei sich, und machte sich auf den Weg ins Speisezimmer.«Die Ärmste! Aber letztendlich ist sie es selbst, die sich diesen Verdruss zuzieht...! Wenn sie nur wollte ...!»

VIII
Die Holzfäller vom Mantello
    Hin- und hergerissen von den verschiedenen Gefühlen, die ihn der Reihe nach jeweils ganz beherrschten, bestärkte sich Celio indessen immer mehr im Entschluss zu seinem verzweifelten Vorhaben. Als Morosina ihm zum ersten Mal durch eine Ohnmacht die Schändlichkeit seiner Absichten vorgehalten hatte, war er wütend über diese Demütigung von dem Mädchen gegangen, zugleich aber voller Mitleid und Bewunderung. Nun aber hatte er mit Händen greifen können, wie groß die Liebe war, die Morosina für ihn hegte, hatte mitansehen müssen, wie sie sich nach kurzem Schwanken nur umso fester hinter dem verschanzte, was sie ihre Pflicht nannte und was für das Gros der damaligen Ehefrauen keine Pflicht, sondern eine bloße Farce war, hatte erkennen müssen, dass seine Pläne vereitelt, seine siegesgewisse und draufgängerische Liebe für immer enttäuscht waren, und das verdoppelte seine Bewunderung und seine Wut. Da endlich wurde ihm klar, dass dies keine Liebe wie alle anderen war, und er verfluchte sich ein ums andere Mal, es dem Mädchen nicht an Zutrauen und Großherzigkeit gleichgetan und geradewegs bei Formiani um ihre Hand angehalten zu haben, als dieser sie ihm beim ersten Mal so freundschaftlich vorstellte.
    « Ja, das war ich!», dachte er.«Ich, ein erbärmlicher und feiger Mann, der diese verkommenen Exzellenzen zwar verachtet, aber doch mitmacht bei ihrem Spiel; wohl verabscheue ich ihre Schändlichkeit, aber nur, um mir selbst noch einmal so viel herauszunehmen, sodass schließlich jeder moralische Maßstab verloren geht und ich jene sittliche Reinheit nicht mehr erkenne, worin ich Meister sein will ...! Wahrhaftig, ein würdiger Meister...! Gott strafe mich, wenn ich mich nicht geringer schätze als den heruntergekommensten und lästerlichsten Bernabotto ...! Ja, meiner Treu, meine Verachtung nehme ich zurück und breite sie um mich herum...! Oh, besser, ich mache ein Ende...! Ob diese Fabii Maximi 99 nun bereit sind oder nicht, ob dieser elende Graf nun kommt oder nicht, ich werde jedenfalls vorangehen und mich töten

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